Die erste Besprechung des Jahres 2018 hat es direkt in sich: gleich zwei First Fill Sherry Whiskys kommen in mein Glas. Eigentlich kann da kaum was schiefgehen, denn immerhin sind diese Abfüllungen auch von fassstark, mit Altersangabe, nicht gequält durch eine Filtrierung und nicht gefärbt. Schauen wir uns an, wie sich der Glenlivet und der Bunnahabhain so schlagen!
2018 - Los geht's!
Das Jahr 2017 war für mich ein Besonderes in Sachen Whisky, denn so viel habe ich noch nie mit der Materie zu tun gehabt! Ich hoffe, dass es 2018 so weitergehen wird. Zumindest momentan sieht es danach aus. Ich werde jetzt nicht ausführlich erzählen, was ich geplant habe oder wie 2017 insgesamt war, die Zeit der Rückblicke und Vorschauen ist jetzt vorbei.
Aber ich möchte doch etwas zurück zum Ursprung, der in den letzten Besprechungen etwas kürzer gekommen ist. Ich habe mich viel mit Whiskythemen beschäftigt im letzten Jahr: Gläser, Bewertungen, Farbstoff. All das lasse ich nebenbei in meine Besprechungen einfließen. Eher weniger kommt der Blogteil vor. Denn eigentlich waren Blogs doch mal als eine Art Tagebuchersatz gedacht, in dem man eine kontinuierliche Geschichte erzählt. Vielleicht eher essayistisch gehalten, aber dennoch ist es doch keine Aneinanderreihung von bloßen Besprechungen. Ich werde zukünftig versuchen, dem wieder gerechter zu werden. Tastingnotes bekommt ihr natürlich immer dazu, aber eben weiterhin auch etwas darüber hinaus. Ich möchte dabei auch etwas subjektiver werden und meine Meinung noch stärker vertreten. So eine Art "Maltes Whisky Diarys" eben.
Sherryfässer - Nonplusultra
Als ich mit dem Whiskygenießen (wir wollen ja nicht vom plumpen "trinken" sprechen) angefangen habe, da hatte ich keine Ahnung von Fassarten, Lagerung oder Altersangaben. Whisky war mir insgesamt sehr unbekannt und halt was, was man vielleicht mal auf Partys zum mischen benutzt hat. Das sollte sich allerdings nach dem ersten richtigen Single Malt schnell ändern.
Denn mich faszinierte von nun an der Geschmack und die Frage, wie das alles nun in die Flasche kommt, war eine nahe liegende.
Mittlerweile habe ich so viele verschiedene Whiskys probiert, Messen besucht, Brennereien besucht und was-weiß-ich-nicht-was, dass ich einen ganz eigenen Geschmack entwickelt habe. Und dieser Geschmack heißt: Sherryfass.
Viele Genießer beschreiben ihren Geschmack meist zuerst mit einer Region. "Ich trinke gerne Whisky aus den Highlands.", so kennt das jeder von uns. Häufig kommt an zweiter Stelle erst das Fass. Obwohl doch das Fass den meisten Einfluss auf den Whisky hat, nicht die Herkunft. Schon gar nicht die whiskygeographische, die ja ehrlich gesagt, einigermaßen beliebig daher kommt!
Ich kann von mir behaupten, dass ich mich nicht auf eine Region festlegen will. Zuerst war ich auf Islay zu Hause, dann kamen die Highlands und Lowlands dazu. Mit fortschreitenden sensorischen Fähigkeiten gewann dann auch die Speyside ihren Reiz und war nicht nur "eher langweilig". Und Whisky von den Inseln mag ich eh gerne. Aber gemeinsam haben meine Lieblingsabfüllungen fast immer: Sherryfässer waren der Lagerort.
Heutzutage, in turbulenten Whiskyzeiten, werden allerdings gute Sherryfässern knapp. Der geneigte Brenner geht über auch Weinfässer oder andere Exoten auszuprobieren. Und die Zahl an guten Sherryfassabfüllungen beginnt zu sinken. Dabei ist doch dieser tiefe, fruchtig-trockene Geschmack einfach eine perfekte Ergänzung zu malzigen und gleichzeitig robusten Single Malts.
Wie dem auch sei... Heute kommen zwei reine und noch dazu aus frisch befüllten ("First Fill") Sherryfässern in mein Glas. Und ich bin sehr gespannt, wie die beiden sich schlagen!
Bunnahabhain - Verkostungsnotizen
Über den Whisky: Beide heute verkosteten Whiskys stammen aus der "Local Dealer" Serie von Signatory Vintage. Der unabhängige Abfüller arbeitet hier mit 6 bekannten deutschen Whiskyhändlern zusammen, welche diese Fässer selbst ausgewählt haben. Nummer eins in der heutigen Besprechung ist ein 13 Jahre alter Bunnahabhain aus einem First Fill Sherryfass. Abgefüllt mit starken 61,5% Alkoholgehalt.
Aroma: Direkt eine ordentliche Wucht Karamell und Süße. Dieser Geschmack, den ich auch beim Bunnahabhain 12 und 18 vernommen habe. Die Brennerei passt einfach gut zu Sherryfässern! Leichte Vanille, so entsteht eine tolle Süßspeise in der Nase. Na ja, Assoziationen wohl vielmehr. Dann geht es schon fast in Richtung Melasse, dazu Haselnuss, die etwas Erdung gibt und ein klein wenig Holz. Schön, gefällt mir gut!
Geschmack: Kräftig, aber der Alkohol ist gut eingebunden. Es ist schon da, klar, aber nicht wirklich störend. Schöne tiefe Sherryfassnoten kommen direkt auf die Zunge. Kräftig ist der Bunna schon. Ich habe etwas Geröstetes. Fast schon angebrannt. Sowas wie gebrannte Mandeln, ja, das trifft es gut! Schokolade gesellt sich dazu, aber nicht zu bitter. Keine Vollmilch Schokolade, aber auch nicht extrem Zartbitter. Mit Wasser wird es etwas runder, der Alkohol geht zurück, dafür wird das Mundgefühl etwas voller und cremiger. Ich würde einen Schuss Wasser empfehlen.
Abgang: Kurz sticht eine überraschende Säure hervor. Die vergeht zum Glück aber auch direkt wieder. Dann geht es trocken weiter, etwas bitter und holzig-schwer mit leichter alkoholischer Würze. Langanhaltend. Mit Wasser wird der Abgang etwas fruchtiger aber auch kürzer.
Abschließende Gedanken: Ein schöner Whisky. Ganz klar. Eine ordentliche Sherrykraft, die sich in süßen Noten niederschlägt, ohne dabei übermäßig süß zu sein. Karamell, Vanille in der Nase, gebrannte Mandel im Geschmack, trockener Abgang. Auch die Entwicklung ist also gut. Nur diese kurze Säure bringt mich etwas aus dem Tritt.
Kategorie: Single Malt Whisky
Destille: Bunnahbain
Region: Islay
Preis: 51-100€ (~89€)
61,5%
Kältefiltration: Nein
mit Farbstoff: Nein
Mehr Informationen:
Bunnahabhain auf A Dr(e)am of Sea
Abschließende Bewertung: 6/7
The Glenlivet - Verkostungsnotizen
Über den Whisky: Dieser Whisky wurde von Signatory Vintage in der bereits erwähnten "Local Dealer" Serie abgefüllt. Er ist mit 10 Jahren noch relativ jung, bringt daher auch wirklich heftige 66,5% (ob das nicht vielleicht 66,6% waren?) auf die Alkoholwaage. First Fill Sherry als Reifegrundlage für die gesamte Zeit könnte allerdings das Alter vergessen machen!
Aroma: Uff, hier kommt natürlich erst einmal ein heftiger Schwall Alkohol aus dem Glas. Kühlend und die Assoziation von Minze hervorrufend gibt sich dieser Dram die ersten Minuten. Dahinter liegt eine relativ scharfe saure Note, so richtig saure Johannisbeeren? Fast schon Richtung Fruchtessig. Dann kommt das Fass hervor: "Dreckiger" Sherry, also nicht zu süß, sondern eher etwas muffig und mit einer Art von nassem Holz. Mit Wasser (ca. 50% Alkohol) kommt dann zum Glück etwas mehr Sherry raus, der Whisky ist insgesamt etwas gesetzter und findet mehr Ruhe. Getrocknete Frucht (Pflaume).
Geschmack: Ganz klar alkoholisch, prickelnd. Sehr kräftige Sherryaromen, die meinen Gaumen belegen, sich aber kaum richtig trennen lassen. Ich habe wieder eine - leider für mich unangenehme - Säure. Sehr dunkle Schokolade mit ordentlich Kakao. Mit Wasser: Erwartungsgemäß deutlich weicher, dennoch überbordendes trockenes Sherryfass, fruchtig-würzig. Etwas Holz, etwas Erdbeere, Johannisbeeren und getrocknete Pflaume.
Abgang: Würzig, kräftig, lang. Sehr zimtig - trocken und sehr weihnachtlich-würzig. Noch immer fast prickelnd und sehr wärmend. Mit Wasser: Milder, aber dafür auch etwas kürzer. Etwas muffig und holzig mit Sherry.
Abschließende Gedanken: Hier wird es jetzt wohl richtig subjektiv. Manch einer mag auf diesen Whisky stehen. Kräftiger geht es kaum noch, und das ohne Rauch! Aber mich stören hier zwei Aspekte ganz massiv: Zum einen diese heftige Säure, die mir einfach zu stark ist und die auch durch die Zugabe von Wasser nicht verschwindet. Zum anderen: Das Fass dominiert absolut. Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und sage: Die Brennerei ist hier absolut egal. Ob das ein Highland, Speyside oder Inselwhisky ist, blind könnte ich das nicht sagen. Brennereinoten von Glenlivet? Fehlanzeige! Leichten grünen Apfel oder Birne habe ich hier auf keinen Fall. Fazit: Wer auf die geballte Macht Sherry steht möge hier zugreifen, ich mache euch diese Abfüllung nicht streitig!
Kategorie: Scotch Single Malt Whisky
Destille: The Glenlivet (Speyside)
Preis: 51-100€ (79,90€)
66,5%
Kältefiltration: Nein
mit Farbstoff: Nein
Mehr Informationen:
Glenlivet auf A Dr(e)am of Sea
Abschließende Bewertung: 4/7
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