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Whisky Review #64 - Auchroisk 1999 / 2013 C&S Dram Collection

Auchroisk 1999 / 2013 C&S Dram Collection Etikett

In der heutigen Besprechung geht es in die Speyside, genauer: zu Auchroisk. Der Whisky der 64. Verkostung wurde unabhängig abgefüllt von C&S Dram. Natürlich in Fassstärke und ohne Zugabe von Farbstoffen.

Aroma - Geschmack oder Abgang?

Der heutige Text zum Whisky ist tatsächlich erst nach der Verkostung entstanden. Normalerweise überlege ich mir eher ein Thema und suche dann einen passenden Whisky aus. Manchmal läuft der Prozess auch parallel, doch heute war es ganz klar der Whisky, der mich auf die Themenidee gebracht hat.

Eigentlich ist es eine müssige Frage, welcher Bestandteil eines Whisky nun am wichtigsten ist. Denn irgendwie soll doch das Gesamterlebnis stimmen!

Dennoch: So manchem Whisky verzeiht man Einiges! Dann liest man - auch hier bei mir - "Der Abgang ist zwar relativ kurz, aber dennoch ein gelungener Malt!". Dabei sollte doch auch der Abgang eine gewisse Relevanz in die Bewertung einfließen.

Ich frage mich also, was ist denn nun wichtiger: Aroma? Geschmack? Abgang?

Whiskyaroma - Die Nase macht's!

Wahrscheinlich ist es kein Geheimnis, die menschliche Nase ist ein ziemlich faszinierendes Organ. Millionen von Riechzellen in der Nase können direkt auf einen Reiz reagieren. Dabei ist eigentlich jede Zelle eine Art Detektor für bestimmte Eindrücke, erst durch das Zusammenspiel verschiedener Zellen entsteht der Gesamteindruck. Im Duft von Rosen wurden z.B. 500 verschiedene Bestandteile nachgewiesen. Eine Wahnsinnsleistung! Umso beeindruckender wird die Leistung, wenn man sich vergegenwärtigt, wie viele Schritte nach der ersten Wahrnehmung folgen: Nach den Riechzellen sind die Riechkolben (Bulbus olfactorius) am Werk und leiten die Eindrücke weiter. Im Gehirn sitzen rund 30.000 Riechknötchen (Glomeruli), die die Duftinformationen sammeln und zu ersten Mustern bündeln. Ist dieser Schritt erledigt geht es weiter in das Hirnzentrum. Im Riechhirn werden die Eindrücke gebündelt. Hier entstehen also auch unsere Assoziationen beim Verriechen von Whisky.

 

Whisky schafft bei uns Genießern also schon im Aroma etwas Einzigartiges: Wir erfassen den Geruch, nehmen ihn wahr, analysieren und bilden Assoziationen. Die Nase ist dabei das feinste Organ, welches wir zur Verfügung haben. Für mich persönlich ist der Geruch eines Whisky mit am wichtigsten. Er macht Vorfreude auf mehr, gibt einen Eindruck und lässt mich, mehr als alles andere, in Erinnerungen schwelgen.

Geschmack - Die Wahrheit liegt auf der Zunge!

Wenn ich etwas trinke, dann geht es mir um den Geschmack! Ganz einfach. Oder nicht? Die Zunge kann verschiedene Geschmacksrichtungen wahrnehmen: süß, sauer, salzig, bitter und umami (=herzhaft / "fleischig" = Mortlach?). Eigentlich bietet die Zunge also eher eine grobe Richtung. Erst im Zusammenspiel mit der Nase ergibt sich das eigentliche Geschmackserlebnis.

Jetzt lässt sich diskutieren, welchen Stellenwert der Geschmack beim Whisky haben soll. Ganz klar: Einen hohen! Ein Whisky, der uns nicht schmeckt, den trinken wir nicht unbedingt erneut. So einfach kann man es wohl zusammenfassen. Aber, ist der Geschmack wichtiger als das Aroma? Vielleicht ein klein wenig, wenn auch nicht viel. So ist es zumindest für mich.

Abgang - Und tschüss!

Der Abgang eines Whiskys findet häufig nicht die Beachtung, die er eigentlich verdient hat. Auch ich bin geneigt einem Whisky einen kurzen Abgang zu verzeihen. Dabei ist doch vor allem der Nachklang, das eichige, schwere Aroma etwas, was man häufig mit Whisky assoziert. Dennoch ist der Abgang manchmal nur Nebensache. Schaut euch mal Verkostungsnotizen an: Rein quantitativ sind die Kommentare zum Abgang häufig sehr kurz.

Der heutige Auchroisk beweist aber, dass der Abgang viel zu einem Gesamterlebnis beitragen kann. Die Details bekommt ihr gleich!

Was macht einen guten Whisky also aus?

Für mich sollte ein Whisky alles haben: Aroma, Geschmack und einen spannenden Abgang. Sollte ich es in eine Reihenfolge bringen, dann wäre es wohl wirklich "Geschmack, Aroma, Abgang", wobei die Abstände dicht beieinander sind. Eine Fehlnote im Aroma oder Geschmack zu akzeptieren fällt schwer, einen eher flachen Abgang lasse ich eher durchgehen. Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass sich Fehlnoten "durchziehen". Wenn im Geschmack etwas nicht stimmt, dann ist der Abgang meistens nicht (deutlich) besser. 

Schauen wir uns mal an, wie sich der heutige Whisky schlägt.

Auchroisk 1999 / 2013 C&S Dram - Verkostungsnotizen

Auchroisk 1999 / 2013 C&S Dram Collection Flasche

Über den Whisky: Dieser Whisky wurde vom unabhängigen Abfüller C&S Dram abgefüllt. Er ist in der Collection Serie erschienen und wurde in Fassstärke abgefüllt. Natürlich - wie es sich gehört! - wurde auf kühles Rumgefiltere oder Färbung verzichtet.

 

Aroma: Getreide, definitiv direkt auch ein Anflug von grünen Äpfeln. Insgesamt eher leicht, floral. Der Alkohol kommt dann doch relativ stark durch. Für mich also - wie immer - leicht kühlend-minzig. Ganz im Hintergrund dann noch ein wenig Vanille und etwas Malz.

 

Geschmack: Schön voll. Direkt ist der gesamte Mund belegt. Cremig mit einer guten Malzigkeit. Dann aber ins getreidige wechselnd, stumpf werdend. Das ist nicht so ganz mein Fall... Grasig, floral und etwas fruchtiger werdend. Ich meine einen Anklang von Pfirsich zu spüren.

 

Abgang: Zunächst sehr zurückhaltend. Das Wechselspiel aus dem Geschmack nimmt sich eine Pause. Dann aber aufbrausend würzig, eichig und prickelnder werdend. Und dann passiert etwas spannendes: nach einiger Zeit kommen tolle, dichte, volle Schokoladennoten durch. Bitterschokolade würde ich sagen. Der Abgang wird dadurch sehr schön langanhaltend und bietet tatsächlich noch etwas ganz anderes!

 

Abschließende Gedanken: Der einleitende Text hat ja schon eine kleine Vorausschau auf den Inhalt der Besprechung bereitgehalten. Ehrlich gesagt, ich war von diesem Whisky zunächst enttäuscht. Besonders viel zu bieten hatten Aroma und Geschmack nicht. Ja, es gibt eine Entwicklung, aber mir ist alles zu stumpf-getreidig. Ich hätte wohl eine 4/7 vergeben und mich erst einmal nicht mehr mit dieser Flasche beschäftigt. Aber, und da muss ich mir wohl auch ein wenig selbstkritisch gegenübertreten, die feinen Nuancen im Abgang gefallen mir sehr. Sie treten halt erst mit etwas Abstand und Geduld hervor. Insgesamt gibt es dafür also einen Punkt mehr.

 

Kategorie: Scotch Single Malt Whisky

Destille: Auchroisk (Speyside)

Preis: 0-50€ (~48€)

56,2%

Kältefiltration: Nein

mit Farbstoff: Nein

Fassnummer: 13561

  

Mehr Informationen:

Whiskybase

Auchroisk auf A Dr(e)am of Sea

 

Abschließende Bewertung: 5/7

Aromenübersicht Auchroisk 1999 / 2013 C&S Dram

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