· 

Vor Ort: Hanse Spirit 2018

Die Hanse Spirit 2018 hat am 2. & 3. Februar stattgefunden. Ich habe es immerhin am Samstag nach Hamburg geschafft. Meine Eindrücke will ich euch natürlich nicht vorenthalten!

Hanse Spirit 2018 - Auftakt

Die Hanse Spirit hat dieses Jahr bereits ihr 8. Dienstjubiläum gefeiert und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich dieses Jahr zum ersten Mal da war. Ja, Schande über mein Haupt. Aber endlich habe ich es dann auch mal geschafft!

Die Messe hat dieses Jahr in der Fischauktionshalle stattgefunden. Direkt am Hamburger Hafen gelegen bietet diese große Halle alles, was man sich für eine Spirituosenmesse an Ambiente wünscht. Ein hoher Raum, Pflastersteine und viel offener Stahl. Für mich passt das perfekt. Ok, Ledersessel waren nicht da, aber was macht das schon?

Ich bin mit einem Freund pünktlich zum Einlass um 13 Uhr vor Ort gewesen. Eine gute Viertelstunde Wartezeit im leichten Schneefall später waren wir in der Halle. Zu diesem Zeitpunkt war es noch schön leer, wir konnten uns in Ruhe umsehen. Den Anfang haben eher andere Spirituosen gemacht, Gin und Rumstände säumten den Weg. Nichts für uns dabei, weiter geht's!

Dann erschien rechter Hand der Flickenschildstand, einige kennen vielleicht den Onlineableger whizita. Ein Blick auf das Sortiment sagte uns sofort, dass man eigentlich nicht weiter gehen müsste. Wollten wir aber eigentlich doch, hinter uns am Stehtisch stand aber schon Aaron von Drams United und im folgenden Gespräch viel auch ein "Ihr könnt auch den ganzen Tag hier verbringen!" Wir haben uns also geschlagen gegeben und die ersten Drams probiert. Für mich einen Strathisla von 2005, für Flo den klassischen Mortlach 15 Jahre von Gordon & MacPhail. Der Strathisla war wirklich ein perfekter Einstieg: Rund, fruchtig, mit toller Puderzucker-Vanille-Nase. Dann im Geschmack etwas trockener. Es hätte schlimmer losgehen können!
Für mich folgte dann der Clynelish aus der "Local Dealer" Serie, an der whizita auch beteiligt ist. Ein explosiver Sherrydram mit tiefen Fruchtnoten aber auch ordentlich Alkohol. Bei 53,3% hätte ich nach 21 Jahren Reifezeit (1996 / 2017) doch eine etwas bessere Einbindung erwartet.

Die Rundreise

Nach dem Clynelish gingen wir erst einmal weiter auf die Reise. Bisher hatten wir nicht einmal 50% der Stände gesehen, da kann man ja nicht einfach stehenbleiben. Die Scotch Malt Whisky Society war mit einem schlichten Stand vertreten, macht aber nichts, der Whisky spricht für sich. Doch eigentlich wollten wir noch gar keine Fassstärken konsumieren. Daher ging es zunächst weiter. Dann kreuzte ein 25 Jahre alter Glengoyne (Originalabfüllung) unseren Weg. Ein toller, runder Malt. Eine gute Mischung aus Sherrylagerung und Kraft, aber auch dem leichteren Charakter der südlichsten Highlandbrennerei. 300€ die Flasche? Na, da denken wir mal nicht drüber nach! Es ging weiter vorbei an einigen Ständen mit Fokus auf Originalabfüllungen (Tomatin, Aberlour, Glenlivet) und Bourbons. Dann sind wir bei Anam na h-Alba hängen geblieben. Ich war mir gar nicht sicher, was ich probieren wollte, bis mich die Farbe eines Glenallachie von 2008 angelacht hat. Ach was, angesprungen! Da musste direkt ein Dram her. Flo ließ sich auf einen Ardmore aus einem Portfass ein. Ein Fehler, wie wir einige Minuten später feststellen mussten. Wir gingen zunächst zur Mitte der Halle, ich wollte mich noch mit jemandem treffen und mir erschien der Platz übersichtlich genug - es war mittlerweile voller geworden. Der erste Schluck Glenallachie war die Wucht! Volle Sherryladung, aber nicht zu stark. Eine super eingebundene ölig-cremige Note, die sich geschmacklich Richtung Vanille entwickelte. Für so einen jungen Whisky eine echte Überraschung. Die einzige Frage war: Nehmen wir beide eine Flasche mit? Zurück zum Ardmore: Auch ein geniales Teil! Der Rauch war gut eingebunden, Schokoladennoten, cremig aber auch frisch. Also den Entschluss gefasst, je eine Flasche einpacken! Doch leider war der Ardmore nicht mehr da, wir mussten also unverrichteter Dinge weiterziehen.

Ich wollte unbedingt einen Stauning probieren, und glücklicherweise war der Stand dieser dänischen Brennerei nicht weit weg. Der "Heather" war auch wirklich ein guter Whisky mit erstaunlich viel Charakter und die Heidekrautnote kam gut zur Geltung. Allerdings 150€ und ein wenig Desinteresse seitens des Standpersonals ließen und dann doch weiterziehen.

Mittagspause und Society

Vor der Mittagspause haben wir uns noch mit Frank getroffen, der darauf bestand mir einen Whisky auszugeben. Die Wahl viel auf einen hochgelobten Inchmurrin aus dem Manzanilla Fass und zum Vergleich auch die Lagerung im Sauternes Fass. Beides tolle Malts, wobei uns allen der Sauternes etwas besser geschmeckt hat.
Zum Mittag gab es Pulled Pork Burger und ein paar Kartoffelspalten. Gutes Essen zum überschaubaren Preis!

Ich könnte jetzt noch ewig aufzählen, was wir verkostet und probiert haben. Zu zweit schafft man ja doch so ein paar Drams...! Den Collectivum XXVIII z.B., der erstaunlich rauchig war. Einen Dalmore mit 20 Jahren Alter. Es gab da noch ein paar Sachen in unserem Glas! Zwischendrin haben wir uns noch mit Christoph getroffen, ein Hanse Spirit Veteran, der sich auch positiv über den Veranstaltungsort äußerte.
Den Tag ausklingen lassen haben wir aber - länger als geplant - bei der Scotch Malt Whisky Society.
Ich gebe zu, eigentlich ist das eine seltsame Sache. Immerhin handelt es sich doch eigentlich "nur" um einen unabhängigen Abfüller mit ein wenig Drumherum. Wieso sollte man also Geld bezahlen, nur um dann mehr Geld bezahlen zu können? Dennoch spiele ich schon seit geraumer Zeit mit dem Gedanken Mitglied zu werden. Mir gefallen die Abfüllungen sehr (geschmacklich und vom schlichten Design her), mir gefällt auch der Abstand zur Brennerei. Viele von euch wissen bestimmt, dass die Society nicht den Namen der Brennerei auf die Flasche druckt Vielmehr gibt es einen Namen für jede Abfüllung und einen Zahlencode, der genauere Informationen preisgibt. Konkretes Beispiel: Ich habe mir eine Flasche "63.44 Deep soul medicine" gekauft. Die 63 steht für die Brennerei (Glentauchers), die 44 für das 44. abgefüllte Fass. Aber das erfährt man nur auf Nachfrage oder über das Internet. Unnötige Spielerei? Vielleicht, aber mir gefällt das Vorgehen. 

Ich habe also eine Mitgliedschaft bis Februar 2019 abgeschlossen und werde mal berichten, ob es sich lohnt. Ein Tastingtermin ist auf jeden Fall ins Auge gefasst, vielleicht komme ich auch nach Edinburgh in die Clubräume und die eine oder andere Abfüllung werde ich sicherlich probieren. Ich halte euch auf dem Laufenden!

 

Fazit

Mein Fazit zur Hanse Spirit 2018 fällt durchweg positiv aus! Ich hatte mir erst Sorgen gemacht, dass der Fokus vielleicht nicht auf Whisky liegt und ich nichts geboten bekomme. Im Rückblick absolut lächerlich!
Es gab unglaublich viele und tolle Whiskys zu probieren und das zu Preisen, die ich mehr als fair finde. Es gab gutes Essen und es gab tolle Fachsimpeleien unter Gleichgesinnten. Mehr kann man doch eigentlich gar nicht erwarten. Für mich steht die Hanse Spirit 2019 auf jeden Fall fest im Terminkalender!

Kommentar schreiben

Kommentare: 0