Einige von euch haben bestimmt mein YouTube Video zur Scotch Malt Whisky Society (Kurz: SMWS) gesehen. Auf der Hanse Spirit bin ich diesem unabhängigen Abfüller / Whiskyclub beigetreten und ich werde das kommende Jahr nutzen, um zu schauen, ob sich eine Mitgliedschaft lohnt.
Gestern war ich auf einem Tasting der Society auf dem die aktuellen neuen Abfüllungen vorgestellt wurden.
Heute möchte ich euch diese (kurz) vorstellen!
Scotch Malt Whisky Society - Jeden Monat neue Leckereien
Bevor es losgeht: Ich danke ganz herzlich Matthias Rech von ALLE VÖGEL FLIEGEN HOCH (die das Marketing für die SMWS machen) für die Einladung! Meine Einladung zu diesem Tasting war mit keinerlei Bedingungen verknüpft, wie immer vertrete ich meine ehrliche Meinung!
Fangen wir mit dem unangenehmen Teil des gestrigen Abends an: Die Anreise. Kiel - Hamburg ist normalerweise eine Fahrtzeit von etwas über einer Stunde. Die deutsche Bahn hat es aber natürlich
geschafft diese Anreisezeit deutlich zu verlängern. Der Bahnhof von Neumünster ist auch einfach bildschön, wer verbringt hier nicht gerne seine Zeit?
Leicht abgehetzt kamen wir zu dritt also kurz nach knapp um ca. 19.05 Uhr bei Chris Rickert am Hamburger Fischmarkt an. Zum Glück hatten wohl noch Einige mehr Probleme als wir, die Letzten waren
wir zumindest nicht. Gut, entspannen, umschauen und langsam hinsetzen.
Der Tastingraum zeichnet sich durch eine gewisse Klarheit aus. Schwere Ledersessel waren nicht zu sehen, dafür die typischen Regale eines schwedischen Möbelhauses. Wie ich erfahren musste, war
eine andere Einrichtung geplant, aber schlichtweg nicht bezahlbar. Ich will damit auch gar nicht meckern, denn so war schlichte Eleganz angesagt. Vor allem kommt es ja auf den Inhalt der Regale
an und der war mehr als beeindruckend. Fast eine Wand wurde alleine den SMWS Abfüllungen gewidmet, darüber hinaus verschiedenste Originalabfüllungen und Unabhängige. Auch Gin und Rum ist
vertreten! So fühlte ich mich direkt wohl an einem reich gedeckten Tisch mit Brot, Wasser und fünf Gläsern. Zeit für ein Tasting!
5 Mal Fassstärke bitte!
Für mich war es eine wahre Freude fünf Gläser auf dem Tisch zu sehen. Bei meinen eigenen Tastings und vielen anderen muss man die Whiskys aus einem Glas und damit nacheinander probieren. Häufig ist einfach nicht ausreichend Platz oder Gläser da. Hier gab es die Gelegenheit (und auch die Erinnerung durch Chris), dass man gerne etwas übrig lassen kann und so zum Schluss zwischen den fünf Whiskys hin- und herspringen kann. Diese zusätzliche Dimension des Tastings hat mir gut gefallen!
Was gab es ins Glas?
1. 39.156 (Linkwood) "Fun in the sun" - 9 Jahre - Refill Barrel Bourbon - 58,5% - destilliert am 14.5.2008 - 138 Flaschen
2. 13.51 (Dalmore) "Chocolate melting in the greenhouse" - 11 Jahre - Refill Barrel Bourbon - 60,3% - destilliert am 21.9.2006 - 210 Flaschen
3. 54.59 (Aberlour) "Wild flowers in an orchard" - 11 Jahre - 2nd Fill Barrel Bourbon - 59,1% - destilliert am 21.10.2006 - 168 Flaschen
4. 46.58 (Glenlossie) "Living the high life" - 24 Jahre - Refill Hogshead Bourbon - 53,2% - destilliert am 16.11.1992 - 282 Flaschen
5. 2.105 (Glenlivet) "Deep as the Kraken's trench" - 10 Jahre - Refill Butt Oloroso - 57,5% - destilliert am 16.8.2007 - 168 Flaschen
Wie ihr seht, wurde hier nicht gekleckert, sondern ordentlich geklotzt. Alle Whiskys der SMWS kommen in Fassstärke, ungefiltert und ungefärbt auf den Markt und so gab es auch gestern nur wirklich Hochprozentiges. Die einzelnen Whiskys möchte ich nicht komplett besprechen, daher hier ein kleiner Abriss:
1. Linkwood: Über den kommt gleich mehr!
2. Dalmore: Ein merkwürdiger Dram. So richtig gut fanden den nur 2 von 20 Teilnehmern. Auch ich bin nicht ganz überzeugt, die Verkostungsnotizen gehen von "Spülmaschinen Tab" bis hin zu "Marzipan mit Holzbrett". Irgendwie eine komische Mischung aus süß mit Kräutern und ziemlichem Pelz im Mund.
3. Aberlour: Ein toller Whisky, der mich zunächst an einen fruchtigen Badezusatz / Schaumbad erinnert hat. Parfümiert, filigran mit leicht tropischen Noten und Zitrus. Der Geschmack war etwas stärker und zum Abgang hin kam grüner Tee.
4. Glenlossie: Der Oldie im Tasting spielte seine Stärken aus. Gesetzt, zurückhaltend und einfach ein reifer Whisky. Im Geschmack buttrig-zuckrig mit Honig und etwas Holz. Ein toller Whisky, allerdings mit 105 Pfund auch deutlich teuerer als der Rest des Tastings.
5. Glenlivet: Nun ja, ein typischer Sherrywhisky. Mir kommt die Brennereinote zu wenig durch, aber wenn ihr auf die klassische "Sherrybombe" steht, dann kann man hier zugreifen: dunkle Früchte, Rosinen, dunkle Schokolade. Sowas halt.
39.156 "Fun in the sun" - Verkostungsnotizen
Über den Whisky: Habe ich ja schon aufgeschrieben: 9 Jahre, Refill Bourbon, die "39" steht für Linkwood. Klingt unspannend, dachte ich. Tja, man kann sich auch irren!
Geschmack: Zunächst sehr frisch im Glas, jung und lebhaft. After Eight und Mango kommen dominant rüber. Dazu dann floraler, etwas blumig, fast parfumiert. Dann schlägt der erwähnte Vorteil des Tastings zu: Nach einiger Zeit (30min +) kommt eine tolle Süße hinzu mit Vanille und Karamell. Für mich ein fantastisches Aroma und einfach überraschend!
Geschmack: Cremig, ölig und mundausfüllend. Auch hier war ich direkt begeistert. Zunächst samtweich im Mund (das ändert sich aber später) mit Blumiger Mango, vielleicht etwas Jasmin und tropischen Früchten. Etwas Kokosnuss kommt hinzu. Dann bitterer werdend mit Anklängen von grünem Tee.
Abgang: Der Alkohol kommt hier deutlicher durch. Aber bei 58,5% ist das auch ok. Etwas ungestüm und jugendlich. Kräftig, bitter, prickelnd und leicht holzig.
Mit Wasser: Insgesamt milder, runder, der Abgang wird angenehmer. Allerdings auch etwas langweiliger.
Abschließende Gedanken: Wenn man nicht viel erwartet, dann kann man überrascht werden. Die Society scheint gerne Linkwood abzufüllen, immerhin ist das hier Fass Nummer 156. Wenn alle diese Qualität haben, dann kann ich das durchaus verstehen. Ein überraschend komplexer Malt, der mehr kann, als das "Papier" zunächst verspricht. Preislich mit 52,20 Pfund (~58€) fair!
Abschließende Bewertung: 6/7
March 2018 Outturn Tasting - Fazit
Zum Schluss muss man einen Strich drunter machen. Und da steht dann ein dickes Plus. Das Tasting gestern hat mir wirklich Spaß gemacht und das liegt an verschiedenen Punkten: Zum einen waren die Whiskys von einer hohen Qualität. Ja, der Dalmore schmeckt nicht jedem, aber das ist halt subjektiv. Außerdem macht Chris einen guten Job. Er drängt sich nicht in den Vordergrund, hält keine ewig langen Monologe, gibt aber schon die eine oder andere Geschichte Preis und ist immer für ein Gespräch und Nachfragen offen gewesen. War noch was? Ach ja, im Anschluss an das Tasting wurden noch fleißig Flaschen aus den Regalen genommen und eingeschenkt. "Wollt ihr noch was?" war die einfache Frage. Wahnsinn! Egal ob Bourbon, Scotch oder eine ganz andere Spirituose. Sogar eine Flasche Kilchoman aus eigener Fassteilung kam zum Abschluss noch dazu (übrigens der erste Kilchoman, der mich wirklich überzeugen konnte!). Was will man da noch mehr? Kostenpunkt: 29 Pfund für Mitglieder - fast schon lächerlich! Wenn es passt, werde ich zukünftig häufiger nach Hamburg fahren. Das Leben ist gestern wieder ein wenig teurer geworden!
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