Endlich ist wieder diese Zeit im Jahr. Für Kieler Whiskyfans ein magisches Wochenende. Ok, ich übertreibe, aber dennoch nehme ich euch gerne mit auf eine Reise zur Kieler Whiskymesse, denn auch dieses Jahr galt wieder: Klein aber fein!
Vorprogramm: Whiskytasting im Studiokino
Bevor die eigentliche Messe losging, gibt es immer ein Warm up Tasting im Studiokino. Bereits zum fünften (oder waren es doch sechs? Die Veranstalter waren sich da auch nicht so sicher) Mal lud das Studio Kino am Dreiecksplatz Paul Hahlbohm und Andy McNeill zum großen Tasting. Dieses Mal gab es sogar gleich acht Whiskys. Vielleicht ein wenig zu viel des Guten, für mich zumindest. Immerhin waren fast alle Whiskys Fassstärken.
Das Tasting an sich bestand aus einer tollen Mischung von Pauls eher norddeutschen Art mit der er ruhig seine eigenen Whiskys vorstellte. Andy hingegen zeigte sein schottisches Temperament und
heizte die Stimmung nach jedem Whisky mit einem lautstarken Trinkspruch an. Das Studio Kino erbebte geradezu bei der Antwort der rund 20 Teilnehmer und Teilnehmerinnen!
Was gab es an Whiskys? Einen 19 Jahre alten Jura von Lady of the Glen (siehe Video unten), Pauls Abfüllungen welche ich bereits im Vorfeld besprochen hatte, und einiges anderes. Unter anderem einen 43 Jahre alten Invergordon aus einem
Sherryfass. Aber so richtig werde ich mit Grain einfach nicht warm. Ein Highlight folgte zum Ende des Abends: Andy reifte, nach einer Idee von seinem Mitarbeiter Roland, seinen The OA (5 Jahre
alter Islay Whisky mit 58%) in einem kleinen Haselnuss-Schnapps-Fass für 2 Wochen nach. Das Ergebnis: Nutella mit Bacon. Genial!
16. Kieler Whiskymesse
Nun aber zum eigentlichen Star des Wochenendes: Die Kieler Whiskymesse. Die Messe hier "oben" ist die nördlichste Whiskymesse Deutschlands und mit 16 Jahren Erfahrung mittlerweile wohl auch eine
der ältesten. Mir gefällt die Messe jedes Jahr aufs neue durch ihre Gemütlichkeit. In Kiel treffen sich viele unabhängige Abfüller, Standards gibt es nicht so viele und man kann wirklich an jedem
Stand etwas probieren. Langweilig wird es aber dennoch nicht.
Das Wetter war dieses Jahr wieder einmal ausgezeichnet, sodass es am Samstag ziemlich warm wurde. Allerdings war der Besucherstrom dieses Jahr gleichmäßiger verteilt, sodass es zu keiner Zeit
drängelig wurde. Die Möglichkeit direkt aus dem Messeraum auf die Terrasse zu gehen half dabei auch weiter.
Um kurz bei der Besucherzahl zu bleiben: Sonntag war es ziemlich leer, aber es war auch Kommunalwahl und großer Flohmarkt; Da kann man wohl nicht viel erwarten!
Der Whisky? Dieses Jahr tue ich mich schwer ein Highlight zu finden. Einen 18 Jahre alter Benrinnes und einen 12 Jahre alter Glenallachie von Old Particular fand ich sehr gut. Bei Glenallachie freue ich mich umso mehr auf die Standardrange, welche im Juni erscheinen wird (inklusive Fassstärke mit Altersangabe!). Bei The Cooper's Choice gab es einen schön rauchigen Tormore ohne Altersangabe, der Süße und Rauch schön verbunden hat. Und ein großer Dank gilt Andre von Mackmyra, bei dem ich mich ausgiebig durch die Range trinken durfte! Den neuen Gruvguld mag ich sehr, aber auch der Fjallmark aus der Moments Serie wusste zu überzeugen!
Verkostungsnotizen - Miltonduff 2009 / 2018 Madeira Cask Finish The Cooper's Choice
Über den Whisky: Dieser Miltonduff wurde 2009 destilliert und 2018 abgefüllt, er wurde allerdings "nur" 8 Jahre alt. Dabei reifte er zunächst in amerikanischer Eiche und erhielt anschließend eine Reifung in einem Madeira Fass. Abgefüllt wurde er mit 46% Alkoholgehalt.
Aroma: Die Nase ist zunächst leicht alkoholisch und jugendlich. Aber bei 8 Jahren ist das auch nicht verwunderlich. Dazu kommt eine süße Note, mit der ich zunächst kämpfen muss. Was ist das? Süßlich, zuckrig. Ja Zuckerwatte kommt mir in die Nase. Dazu leichte Malzigkeit und das Bourbonfass. Vanille und etwas Klebstoff.
Geschmack: Geschmacklich weiß dieser Miltonduff mich mehr zu überzeugen. Die Süße aus der Nase kommt nun schön durch. Pfirsich, Nektarine, saure Apfelringe (nur ein Anflug). Von Klebstoff merke ich nun nichts mehr. Ein wenig Holz. All diese Aromen sind erstaunlich gut eingebunden und die 46% geben die nötige Kraft mit.
Abgang: Der Abgang ist würzig, dann kommt eine leichte prickelnde Säure hinzu. Gar nicht unangenehm, eher wie ein etwas unreifer Apfel. Allerdings verbleibt bei mir eine leicht metallische Note am Gaumen, die ist wohl der Jugend geschuldet.
Abschließende Gedanken: Dieser Whisky verbindet trockene und jugendliche Noten mit einer feinen Süße vom Fassfinish. Mir wäre etwas mehr Reife lieb gewesen, mit 12 Jahren könnte dieser Miltonduff vielleicht noch etwas mehr von seinem Potenzial ausspielen. So bleibt ein guter, junger Whisky. Die ca. 70€ finde ich allerdings etwas hoch angesetzt.
Kategorie: Scotch Single Malt
Destille: Miltonduff
Region: Speyside
Preis: 51-100€ (ca. 70€)
46%
Kältefiltration: Nein
mit Farbstoff: Nein
Lagerung: Ex Bourbon Finish in: Madeira Casks
Mehr Informationen:
Miltonduff auf A Dr(e)am of Sea
Abschließende Bewertung: 4/7
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