Das Juli Tasting stand unter einem besonderen Vorzeichen, denn die Society feiert dieses Jahr ihr 35 jähriges Bestehen und denkt sich daher viele Besonderheiten aus. Für das aktuelle Outturn Tasting hieß dies, dass die Flaschen und Reihenfolge von keinem geringeren als Charles MacLean ausgesucht wurden. MacLean braucht wohl kaum eine Vorstellung, er ist eine Koryphäe der Whiskywelt. Für Spannung war so also gesorgt!

Die ersten beiden Drams wurden parallel eingeschenkt, dazu wurde der Großmeister per Beamer an die Wand geworfen. Ein Transportschaden führte "leider" dazu, dass der zweite Whisky nicht nach Plan ausgeschenkt werden konnte. Aber der Ersatz durch einen 26 Jahre alten Cambus konnte durchaus überzeugen. MacLean führte uns durch sein Vorgehen bei einer Whiskyverkostung, die Kriterien, nach denen er vor geht, worauf es ankommt, welche kleinen Tricks man anwenden kann. An sich ein spannendes Video, allerdings mit 20 Minuten doch etwas lang. Ein weiteres Manko: Die Chance wurde verpasst uns den gleichen Whisky wie Charles vorzusetzen, so hätte man besser "nachspüren" können. Die richtige Tastingsstimmung kam daher auch erst nach gut 20 Minuten auf, als Chris in gewohnter Manier übernommen hat.  

Das gesamte Line Up sah so aus:

• 58.24 "Melts in your mouth" - 9 Jahre - 53,9% - 1st Fill Bourbon Barrel (Strathisla)
• G8.8 "Botanic gardens and a sawmill" - 26 Jahre - 56,7% - Refill Ex-Bourbon Hogshead (Cambus) [Der Ersatz für die Bruchflasche]
• 9.147 "Cocktails in a coal mine" - 21 Jahre - 60,5% - Refill Ex-Bourbon Hogshead (Glen Grant)
• 2.108 "The King o' Malts" - 10 Jahre - 60,9% - Refill Ex-Sherry Butt (Glenlivet)
• 53.253 "Ship shape and brine" - 11 Jahre - 57,2% - Refill Ex-Bourbon Hogshead (Caol Ila)

Wie so häufig bei den Society Tastings konnten mich eigentlich alle Whiskys (Malts darf ich ja heute nicht schreiben!) überzeugen. Der Strathisla wirkte am Anfang etwas zurückhaltend, entwickelte sich aber über den gesamten Abend genial weiter. Von leichter Frische, die zur Kategorie "light and delicate" passte, bis zu Zigarrenkiste bietet dieser Malt vieles. Dabei ist er durchaus eher untypisch für die Brennerei. Der Grain bot eine gute Abwechslung, gesetzt und ruhig, süß und holzig. Hier wurden alle Komponenten eines älteren Whiskys bedient. Die "Cocktails in a coal mine" machten ihrem Namen alle Ehre: Süß, frisch, fruchtig, aber auch gesetzt. Dazu später eine leichte Kohle oder Kaminnote, ohne dabei rauchig zu sein. 

Der "King o' Malts" war dann die Sherryabfüllung des Outturns. Ohne es despektierlich zu meinen, aber so ein Whisky kommt halt jeden Monat raus, mal besser, mal etwas schlechter. Wer einen Sherrymalt in Fassstärke sucht kann auch hier bedenkenlos zugreifen. Ich warte lieber wieder ein oder zwei Monate. 
Zum Abschluss gab es noch einmal Feuerwerk. Der Caol Ila machte mir richtig Spaß! Voll, speckig, etwas dreckig und angenehm rauchig. Ein toller Abschluss für das Tasting. 
Hinterher gab es natürlich (wie immer) noch ein paar leckere Drams aufs Haus. Insgesamt (auch wie immer) ein toller Abend!