Morgen ist schon Weihnachten und das Jahr 2018 neigt sich dem Ende zu! Wie alle anderen auch werde ich also die Chance nutzen, um Bilanz zu ziehen: Welche Whiskys bleiben mir aus diesem Jahr in Erinnerung, welche konnten besonders überzeugen, welche haben mich enttäuscht? Im großen A Dr(e)am of Sea Jahresrückblick gehen wir all diesen Fragen nach!
Rückblick 2018 - A Dream come true
Bevor wir uns dem Whisky-Rückblick widmen, will ich mich dem persönlichen Blog-Rückblick verschreiben. Manchmal ist es doch so, dass alles so nebenbei passiert, man Veränderungen zwar wahrnimmt, aber irgendwie auch nicht. So ging es mir vielleicht dieses Jahr mit diesem Projekt. Nur ein Beispiel: Im Januar 2018 hatte meine Facebook Seite 289 "gefällt mir" Angaben. Aktuell sind es 925! Ich war schon bei über 200 etwas ungläubig, dass es tatsächlich auf die 1000 zugeht, hätte ich nicht gedacht. Likes sind natürlich nicht alles und auch kein Gradmesser für Erfolg und schon gar nicht für Qualität, aber natürlich freut es mich, dass so viele Menschen diesen kleinen Klick gemacht haben! Ähnliches gilt natürlich auch für YouTube, denn Anfang 2018 gab es noch gar keinen Videokanal. Mittlerweile folgen Marc und mir dort über 150 Personen und unsere Videos haben eine ziemlich stabile Klickrate. Ich will euch nicht weiter mit halbwegs bedeutungslosen Statistiken langweilen, sondern nur eins sagen: Danke! Für jeden Klick, jedes "Gefällt mir", jeden Kommentar und jeden Hinweis. An Orten wie diesen wird die Whiskyszene über lange Distanzen hinweg lebendig und das macht mir den meisten Spaß!
Das war jetzt aber genügend vorweihnachtliche Besinnlichkeit! Auf zum Whisky!
Das Whiskyjahr 2018
Ich möchte in meinem Rückblick nicht auf die Gesamtentwicklung von Whisky blicken, auf die Aufreger und die anhaltende NAS und Hype Diskussion. Mein Jahresrückblick wird bestimmt durch die Tropfen, die ich verkostet habe. Den Whisky des Jahres werde ich auch nicht küren, sondern lieber in verschiedenen Kategorien vorgehen. Den Anfang macht die Überraschung des Jahres!
Die Whiskyüberraschung 2018
Die Whiskyüberraschung des letzten Jahres war für mich der Royal Lochnagar 12 Jahre, den ich im September im Glas hatte. Zugegeben, dies ist ein Standard unter den Standardwhiskys und eigentlich hätte ich ihn schon vor langer Zeit probieren sollen. Aber einige blinde Flecken bleiben auch nach Jahren in der Whiskywelt übrig und wollen langsam geschlossen werden. Als ziemlich günstiger Whisky muss man als fortgeschrittener Genießer natürlich einige Abstriche machen: Kühlfiltration, Farbstoff und nur 40% Alkoholstärke, so präsentiert sich der Royal Lochnagar 12 Jahre. Aber im Endeffekt zählt doch vor allem der Geschmack und den finde ich richtig gut und so viel auch meine Bewertung aus:
"Mal ehrlich, ich hatte null Erwartungen! Dieser Whisky war ein "oh, der ist aber wirklich billig, da macht man zur Not nicht viel falsch"-Kauf und ist daher umso mehr eine große Überraschung. Er ist harmonisch, ohne langweilig zu sein und bietet dabei auch noch ein erstaunlich großes Aromenspektrum. Ja, man bekommt im Geschmack das, was man in der Nase schon geboten bekommen hat. Aber das ist gut, warum also über fehlende Entwicklung meckern? Insgesamt ist der Royal Lochnagar 12 Jahre ein feiner Whisky im alten Stil und das zu einem mehr als fairen Preis!"
Den ganzen Blogeintrag zum Royal Lochnagar könnt Ihr hier erneut nachlesen!
Achtung! Preisalarm!
Der Royal Lochnagar ist zwar ein sehr günstiger Whisky, der oft nur knapp über 20€ kostet, dennoch geht der "Preis" für den absoluten Preis-Leistungs-Sieger an einen anderen Whisky: Glenallachie 1996 / 2017 von Signatory Vintage. Zum Zeitpunkt meiner Besprechung war das "a" im Namen noch klein, obwohl Billy Walker schon übernommen hatte. Die neue Core Range war noch nicht erschienen und diesen 20 Jahre alten Glenallachie bekam man tatsächlich für unter 50€. Und was man da für sein Geld bekommen hat! Schwer, von einer unglaublich öligen Konsistenz, Südfrüchte und knackige Schokaladenaromen. Ein Whisky zum reinlegen. Die Fässer 5258 und 5264 bekommt man natürlich nicht mehr, aber falls Ihr an ähnliche Abfüllungen kommt solltet Ihr zugreifen!
"Was ein Whisky. Das dieser Tropfen für unter 50€ zu haben ist, ist kaum zu glauben. Voll, cremig, fruchtig und mit einem gewissen Alter, das auch im Geschmack zum tragen kommt. Was will man mehr? Ich eigentlich nichts! Dieser Glenallachie ist rund, ohne langweilig zu sein. Kräftig, ohne alkoholisch zu sein. Alt, ohne teuer zu sein. Ganz simpel: Ich bin verliebt und gebe eine ganz klare 7/7 mit * für besonders gut! "
Ein wenig enttäuschend ...
Mit Kritik möchte ich vorsichtig umgehen, denn bei jedem Whisky handelt es sich um ein Herzensprodukt der jeweiligen Produzenten und das macht unser schönes Hobby dann auch so einzigartig. Dennoch gab es für mich, ganz persönlich, eine Enttäuschung dieses Jahr und leider müssen wir dafür nicht die Brennerei wechseln und bleiben bei GlenAllachie (jetzt mit dem großen "A").
Im Sommer des Jahres, kurz vor meinem Urlaub in Schottland, kam die Core Range auf den Markt. Und was soll ich sagen? Ich war heiß auf diese Flaschen! 2016 war ich bei GlenDronach, also kurz nach dem Verkauf an Brown Forman und Billy Walker leitete die Übergangsphase ein. Bei Strathisla hörte ich dann erstmals, dass er GlenAllachie von Pernot Ricard gekauft hatte. Anfang 2018 hatte ich dann diesen wundervollen Glenallachie im Glas (siehe oben) und ab diesem Zeitpunkt war ich nun wirklich in vollster Vorfreude auf die Core Range. Auch die Ankündigung las sich perfekt: Alles Altersangaben, alles mit mindestens 46%, eine Fassstärke und nichts mit Färbung oder Filtration. Bestens!
Die Ernüchterung folgte leider auf dem Fuße. Die, von vielen anderen Blogger-Kollegen, hoch gelobten Abfüllungen treffen einfach nicht meinen Geschmack. Zu Holz betont (durch das Virgin Oak?), zu sperrig, zu kräuterig oder einfach: Für mich nicht wirklich schmackhaft. Meine Einschätzung zieht sich durch alle Abfüllungen der Reihe durch und so kam ich im Juli dann zu dieser Einschätzung:
"Ein wenig enttäuscht bin ich schon. Ich hatte irgendwie "mehr" erwartet. Mehr Sherry, mehr Wucht, mehr von allem. Dem Whisky gegenüber ist das schon fast unfair, denn objektiv ist es kein schlechter. Als einzige wirklich objektive Kritik kann ich nur zwei Sachen äußern: 1. Der Preis ist recht hoch. Für 40€ greife ich eher zu einem Bunnahabhain 12 oder habe noch ein paar Euro in der Tasche, wenn ich mir einen anderen Standard kaufe. GlenAllachie rangiert hier schon am oberen Ende des "Erlaubten". 2. Die Virgin Oak Fässer passen mir nicht. Zu viel Eiche, zu wenig Eleganz. Zumindest würde ich diesen Fasstyp dafür verantwortlich machen. Für mich liegt der Verdacht nahe, dass Billy Walker hier etwas aufgehübscht und "re-casked" hat. Verwerflich ist das nur bedingt, aber mir will es - im wahrsten Sinne des Wortes - nicht so richtig schmecken. Unterm Strich bleibt ein guter, leicht zu teurer Whisky. Und ein Malte, der unbedingt noch eine Flasche von diesem Signatory finden muss!"
Den Originalbeitrag zum GlenAllachie 12 Jahre könnt Ihr hier erneut nachlesen!
Das Video zum GlenAllachie 10 & 12 Jahre könnt Ihr hier
anschauen!
und den Orginalbeitrag zum GlenAllachie 18 Jahre gibt es hier!
Mein Whisky des Jahres?
Jetzt wird es so richtig schwierig, denn eigentlich habe ich nicht den Whisky des Jahres, sondern die oben genannten verschiedenen Erfahrungen und Eindrücke.
Aber was wäre ein Jahr ohne einen Besuch in Schottland? Im Sommer ging es für mich in die südlichen Highlands und im März gab es ein paar Tage Edinburgh für den schottischen Teil meiner Seele.
Mein Whisky des Jahres sind daher genauer gesagt zwei Whiskys, die mich wirklich überzeugt haben und die schöne Erinnerungen wecken.
Nummer eins ist der Edradour Marsala Cask 2006 / 2018 Distillery Exclusive. Diese kleine Highland Brennerei hat dieses Jahr doch noch einen Platz in meinem Herzen erobern können. Vor meinem Besuch vor Ort war ich kein Fan der Destille, irgendwie wollte mir der Whisky nicht so richtig passen. Doch das Ambiente, die tolle Tour und der dann doch überraschend gute Whisky haben mich umgestimmt. Der Marsala Cask zeigt, dass junge Whiskys großartig sein können! Ich erinnere mich mit jedem Schluck gerne zurück und bin froh, noch einen Rest zu haben!
Meinen gesamten Reisebericht zu Edradour könnt Ihr hier erneut nachlesen!
Nummer zwei auf dieser Liste ist Tomatin, genauer gesagt der Tomatin 2002/ 2018 PX Hand Bottling. Hier gilt ähnliches, wie schon für den Edradour: Bei Tomatin hatten wir eine tolle Tour, die so voller Informationen war, dass ich nicht alles in einen Bericht stecken konnte. Dazu bietet die Brennerei gleich fünf Hand Bottlings an, von denen der PX und der Virgin Oak ihren Weg nach Deutschland gefunden haben. Auch hier kann ich einfach den Malte aus der Vergangenheit sprechen lassen, der Junge findet nämlich passende Worte:
"Es ist klar, dass ich hier nicht wirklich nur den Whisky bewerte. Im heimischen Garten bei kühleren Temperaturen um 27°C schwelge ich vielmehr in Erinnerungen an den vergangenen Urlaub. Schön ist, dass der Whisky seine Qualität hält und ich nicht zu Hause sitze und denke "den hattest du doch besser in Erinnerung!". Nein, dieser Tomatin liefert eine tolle Qualität. Die 16 Jahre sind ein perfektes Alter, ein wenig Brennereicharakter, viel, aber nicht zu viel, Fasseinfluss. Hier wurde der "Sweetspot" getroffen. Ein toller Whisky, eine tolle Führung."
Meinen gesamten Reisebericht zu Tomatin könnt Ihr hier erneut nachlesen!
Honorable Mentions
Nicht unerwähnt soll natürlich bleiben, dass alle oben genannten Whiskys eine rein subjektive Auswahl darstellen. Diese ließe sich auch beliebig erweitern oder ändern, daher hier noch der Hinweis auf einige weitere Kandidaten: Die Speyside Distillery mit ihrem SPEY ist bei mir dieses Jahr auf dem Radar gelandet und ich freue mich auf die fassstarken Varianten, die langsam auf den Markt kommen. Die St. Kilian Brennerei hat mich mit ihrem tollen Brand auf sich aufmerksam gemacht, auch hier freue ich mich auf die Zukunft, das nächste Batch wird 2019 definitiv verkostet! Und natürlich darf meine Reise als Mitglied der The Scotch Malt Whisky Society nicht unerwähnt bleiben. Chris Rickert hat mir unvergessliche Tastings beschert, die Society tolle Whiskys und unsere YouTube Serie zur Mitgliedschaft wird kommendes Jahr abgeschlossen werden. Alle Videos dazu findet Ihr auf unserem Kanal!
A dr(e)am of Sea 2019
Was steht für 2019 an? Das weiß ich selbst noch nicht, außer, dass es weitergehen wird. Natürlich freu ich mich über mehr Abonnenten, sowohl bei Facebook, wie bei YouTube. Das Ziel ist natürlich schon, hier Ende 2019 noch mehr Menschen erreichen zu können. Was den Whisky angeht werde ich mich treiben lassen. Bleibe ich der SMWS treu? Ehrlich gesagt weiß ich es noch nicht so ganz. Werde ich mal wieder mehr rauchige Whiskys probieren? Wer weiß! Die groben Planungen für einen Urlaub haben (natürlich) auch schon begonnen. Es verspricht also ein gutes Jahr zu werden!
Vielen Dank für eure Treue! Frohe Weihnachten & einen guten Rutsch!
Wir lesen uns spätestens wieder bei Whisky Review #107 am 6.1.2019!
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