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Vor Ort: Whiskytasting bei Helgo Heiner

Das vergangene Wochenende war ich mit meiner besseren Hälfte, Aaron und seiner Frau auf Helgoland. Und wie der Zufall es so wollte gab es am Samstagabend ein schönes Tasting bei Heiner. Da Aaron schon häufig von den Tastings geschwärmt hat mussten wir natürlich dabei sein, wenn Stargast Anja Ströbel neue Abfüllungen von Whiskymax vorstellt. Mit dabei waren Tullibardine, ein Blend von James Eadie, Benriach, Bunnahabhain, Cameronbridge und sogar ein Ardbeg. Das Line Up konnte sich also definitiv sehen lassen!

Leinen Los!

Der Samstag begann für uns recht früh, denn um halb 8 ging es los in Richtung Büsum. Die Strecke Büsum - Helgoland ist für einfach am besten geeignet, obwohl direkt aus Hamburg auch eine Verbindung besteht. Um 9.30 Uhr legten wir also in Büsum auf der "Funny Girl" ab und erreichten um 12 Uhr Deutschlands einzige Hochseeinsel. Für mich ist der Umstieg in die kleinen Börte-Boote immer wieder ein Erlebnis, obwohl es dabei mittlerweile eher um die Tradition und auch die Attraktion geht. Mit den kleinen Booten ging es dann an Land.

Nur ein paar Minuten später trafen dann Aaron und Nicole auf der Insel ein, also ab in die Unterkunft, Mittagessen und die diversen Inselshops unsicher machen. Auf Helgoland findet man tatsächlich noch das ein oder andere Schätzchen!

Abends ging es dann zu Heiners Laden im Oberland, wo es jeden Donnerstag Tastings gibt. Zu unserem Glück gab es aber auch am Samstag sechs Dram zum Verkosten - dank Gast vom Festland.

Whiskymax im Tasting

Als Gast war Anja Ströbel von Whiskymax bei Heiner. Dieser deutsche Whiskyimporteur führt unter anderem Marken wie Tamdhu, Tullibardine, Ian MacLeod (Dun Bheagan) und auch die eigene Spirits & Cask Range. 

Das Tasting begann mit einem Tullibardine 225. Die Zahl bezieht sich dabei auf die Fassgröße des Finish-Fasses, in diesem Fall ein Sauternes-Fass. Angepriesen wurde der Starter als ein typischer "Frauenwhisky", weich, geschmeidig und daher gut für Whiskyeinsteiger geeignet. Nun, über die Sache mit dem "Frauenwhisky" will ich nicht wirklich sprechen - ich denke, sowas gibt es nicht wirklich - aber der Whisky war ein gelungener Start in den Abend. Die vorab versprochene Süße ist definitiv da, allerdings habe ich gerade zum Abgang hin auch viele würzige Fassaromen gefunden. Überragend ist natürlich anders, aber für einen Preis von um die 30€ macht man hier auch nichts falsch.

Der zweite Whisky des Abends war der Trade Mark X vom unabhängigen Abfüller James Eadie. Dieser Blended Whisky ist für um die 40€ zu haben und wird mit 45,6% abgefüllt. Eher unüblich für Blends ist es, dass die beteiligten Brennereien genannt werden. Der Trade Mark X ist hier eine löbliche Ausnahme: Der Grain kommt von Cambus und Cameronbridge, an Malt Brennereien sind Aberlour, Benrinnes, Blair Athol, Campbeltown (welche genau weiß man nicht), Caol Ila, Craigellachie, Dailuaine, Glendronach, Glenturret, Lagavulin, Talisker und sogar Littlemill enthalten. Nun, wie hoch die einzelnen Anteile sind wird natürlich nicht verraten, aber bei diesem Preis wird bestimmt nicht die Hälfte von Littlemill kommen. Das ist ja auch verständlich. Mich konnte dieser Blend wirklich überzeugen, denn das süß-rauchige Geschmacksprofil liegt mir sehr. Auf der einen Seite kommt viel Vanille und helle Früchte, der Gegenpunkt wird durch eine ordentliche Portion Rauch gesetzt. Den Caol Ila, Lagavulin und Talisker Anteil schmeckt man definitiv raus. 

Whisky Nummer 3 war ein 21 Jahre alter Benriach aus zwei Fässern, die von Dun Bheagan abgefüllt wurden. Als besonderer Clou wurde dieser Malt in Rumfässern gefinished und das war auch definitiv spürbar. Melasse, Zuckersüße, richtiges Rumaroma und eine ordentliche Portion Ananas sind hier die Hauptkomponenten. Mit 135€ auf Helgoland bewegten wir uns hier aber auch in einer anderen Preisregion. Rumfässer sind ja nicht unbedingt meine Welt und Benriach ist auch nicht meine Lieblingsbrennerei. Sagen wir es so: Ich war zu keiner Zeit in Gefahr um 135€ ärmer zu sein. Der Whisky war objektiv gesehen natürlich nicht verkehrt. Nur eben nicht ganz mein Jagdgebiet.

Whisky Nummer 4 stellte sich bei der Endabstimmung als absoluter Gruppenliebling heraus: 26 von 33 Personen gaben ihm eine Stimme. Es handelte sich um einen 12 Jahre alten Bunnahabhain, ebenfalls von Dun Bheagan. Gereift wurde dieser Malt in einem Sherry Butt, und das hat auch seinen Einfluss hinterlassen. Karamell, Toffee, rote Grütze. Dazu ein wenig Eiche und Kakao im Abgang. Wirklich ein toller Malt! Für mich der einzige Wermutstropfen: Ehrlich gesagt war er mir den Aufpreis zum originalen 12er nicht wert. Die Aromen waren für mich sehr ähnlich, nur kostet die Abfüllung von Dun Bheagen ungefähr das Doppelte. Wer aber auf der Suche nach einem Sherry-Bunna ist: Hier ist euer Whisky!

Weiter ging es mit einem 1995er Single Grain aus der Brennerei Cameronbridge (die ja auch bei James Eadie im Spiel ist). Single Grain ist ja immer so eine Sache, viele lehnen diese Whiskyart komplett ab. Ich versuche mich gerne an Grains, beste Freunde werden wir aber eher selten. Der Cameronbridge brauchte definitiv einen Schwung Wasser, aber dann offenbarte er eine wundervolle Süße und Cremigkeit. Vanille und Frühstückscerealien trafen hier auf Lakritze und herbere Noten. Wer Grains mag, einen alten Whisky sucht und dabei unter 100€ bleiben will hätte hier einen würdigen Kandidaten.

Die Zielgerade wurde mit einer Rarität begangen: Ardbeg 15 Jahre von Dun Bheagan. In voller Fassstärke von 58,6% kam hier ein wirkliches Monster in unser Glas. Rauchig, voll, brachial. Eben ein wirklicher Ardbeg. Feine oder nuancierte Noten waren für mich nur schwer zu finden, aber das könnte auch an den 5 gut eingeschenkten Drams im Vorfeld gelegen haben. Den Ardbeg habe ich jedenfalls eine gute Viertelstunde genossen, Wasser war dabei nicht im Spiel. Mit der Zeit ging der Rauch etwas zurück und machte Platz für süße Eiche, Vanille und ein kleines bisschen Banane. Ein rundum gelunger Malt, der aber natürlich auch seinen Preis hat. Wenn man denn noch eine Flasche findet.

Mit dem Ardbeg fand ein schöner Spätnachmittag sein Ende bei dem es tollen Whisky und gute Unterhaltung gab. Anja und Heiner wechselten sich bei der Moderation immer wieder ab und so kamen verschiedene Blickwinkel ins Gespräch. Habe ich eigentlich erwähnt, dass es zwischen den Whiskys immer großartige Schokolade gab? Nein? Ach, es ist einfach zu viel zum aufschreiben. Nun sitze ich jedenfalls wieder in Hamburg und ärgere mich das Tasting am Donnerstag zu verpassen. Aber wie Heiner schon zum Abschluss sagte "das war gut, das wiederholen wir nächstes Jahr!". Ich kann mich nur anschließen!

 

Übersicht über die verkosteten Whiskys:

 

1. Tullibardine 225 Sauternes Finish

2. James Eadie - Trade Mark X

3. Benriach 21 - Dun Bheagan

4. Bunnahabhain 12 - Dun Bheagan

5. Cameronbridge 1995 - Spirit & Cask Range

6. Ardbeg 2004 - Dun Bheagan

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