150 Besprechungen - wow! Da habe ich in den letzten drei Jahren wohl eine ganze Menge Whisky probieren dürfen. Da es in letzter Zeit mit Weihnachten, Silvester und Jahresrückblicken aber genug "Spezialkrams" gegeben hat, werde ich die 150 jetzt nicht gesondert feiern. Heute gibt es also eine ganz klassische Besprechung zu einem nicht weniger klassischem Whisky: Ein 12 Jahre alter Old Pulteney von der The Scotch Malt Whisky Society mit dem klangvollen Namen "Nae man can tether time nor tide".
Ab ans Wasser!
Pulteney ist eine Brennerei, die bei mir selten vorkommt. Das liegt aber nicht daran, dass ich ihren Whisky nicht mag - eigentlich ist das Gegenteil der Fall! - sondern, dass die Standards, nun, eben Standards und unabhängige Pulteneys nicht eben leicht zu finden sind. Die Brennerei an sich liegt mir, mit ihren maritimen Noten, eigentlich ziemlich gut. Die Mischung aus Zitrus und Meer ist besonders. Heute gibt es also einen Pulteney, der sogar unabhängig abgefüllt wurde. An der Zahl der Flasche "52.30" sieht man allerdings, dass auch die Society nicht besonders häufig Pulteneys auf den Markt bringt: Die erste Zahl steht für die Brennerei (angefangen bei 1 für Glenfarclas, die erste Brennerei von der die SMWS etwas abgefüllt hat) und hier nimmt Pulteney einen der mittleren Plätze ein. Insgesamt sind mittlerweile über 130 Brennereien unter dem The Scotch Malt Whisky Society Label abgefüllt worden, Pulteney war also recht früh dran. Allerdings gab es bisher nur 30 Fässer (die zweite Zahl), die durch die Society herausgebracht wurden. Andere Brennereien sind bei 150 oder gar 200. Am Tag des Outturns war der "Nae man can tether time nor tide" dann auch binnen Minuten ausverkauft und ich hatte einfach Glück, dass ich hier etwas abbekommen habe!
Preislich sind wir hier mit £59 übrigens wirklich im Rahmen, immerhin handelt es sich um eine reine First Fill Lagerung, 12 Jahre Alter und Fassstärke. Etwas über 60€ sind da mehr aus fair!
Eine Neuerung ist an dieser Flasche übrigens auch erkennbar: Die Society hat ein neues Logo und neue Etiketten für die Abfüllungen. Die Etiketten finde ich dabei recht gelungen, vor allem, da jetzt eventuelle Finishings zusätzlich aufgeführt werden (hier ist dies nicht der Fall, aber ich habe da noch eine Flasche in der Hinterhand), was für deutlich mehr Transparenz sorgt, als nur das letzte verwendete Fass aufs Etikett zu drucken. Das neue Logo ist für mich in Ordnung, aber ehrlich gesagt auch nicht sonderlich relevant. Ich hätte auch mit dem alten leben können. Gut, wollen wir uns mal anschauen, was sich in der Flasche befindet?
52.30 Old Pulteney "Nae man can tether time nor tide" - Verkostungsnotizen
Über den Whisky: Der Nae man can tether time nor tide ist ein 12 Jahre alter Old Pulteney. Gelagert wurde er ausschließlich in einem First Fill Ex-Bourbon Hogshead. Wie bei der Society üblich wurde hier nicht gefärbt oder kühl gefiltert, stattdessen aber in Fassstärke abgefüllt.
Aroma: Zunächst ist dieser Whisky etwas zurückhaltend. Mehr als eine feine Süße bekomme ich nicht zu fassen. Daher darf der Dram ein paar Minuten im Glas verweilen. Nun öffnet er sich langsam, zaghaft möchte ich meinen und gibt Vanille und Kokosnuss frei, dabei zeigt er aber auch schon ein wenig eine leicht salzige, gar maritime Note.
Geschmack: Auf der Zunge ist dieser Pulteney seidenweich und füllt den Mund gut aus. Der Alkohol ist insgesamt nur schwach zu verspüren. Die Wahrnehmung aus der Nase wird weiter ausgebaut und ich finde erneut Vanille und etwas Zitrus. Dann jedoch deutlich mehr des maritimen Charakters: Da ist Seegras, salzige Meeresluft und insgesamt eine angenehme, da feine, Würze. Zum Abgang hin flackert ein klein wenig die Alkoholstärke auf, wobei das auch in Ordnung ist. Wir sprechen hier immerhin von fast 60%.
Mit Wasser wird der 52.30 sehr weich, aber schon fast etwas langweilig. Malz tritt deutlich hervor, die Vanille- und Kokosnoten sind auch noch da, aber alles etwas abgeschwächter.
Abgang: Der Abgang ist weiterhin erstaunlich mild, auch wenn sich nun langsam ein würziges Prickeln auf der Zunge ausbreitet. Ein wenig Eichenwürze gesellt sich zu Kokosnuss und Salz.
Abschließende Gedanken: Den Nae man can tether time nor tide habe ich im Duo mit dem 112.51 Funky Irie Feeling gekauft. Der 52er stellt sich als der deutlich gefälligere, gar rundere Whisky heraus, obwohl er drei Jahre jünger ist. Er gefällt mir ziemlich gut und sollte Freunde von maritimen Bourbonreifungen durchaus überzeugen können!
Malt Moment: Statt (oder während?) eines Strandspazierganges kann man sich diesen Pulteney sicherlich gut zu Gemüte führen!
Zusammenfassung:
Kategorie: Single Malt Scotch Whisky
Destille: Old Pulteney
Region: Highlands
Preis: ~65€ (£59)
58,4%
Kältefiltration: nein
mit Farbstoff: nein
Gelagert in: First Fill Bourbon Hogshead
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