Am 7.9.2020 lud die dänische Brennerei Stauning, mit Tatkräftiger Unterstützung durch den deutschen Importeur Kirsch, zur Neuvorstellung der Core Range in die Hamburger Bar Le Lion ein. Zum Glück konnte ich kurzfristig zusagen, auch wenn ein Termin unter der Woche natürlich schon etwas heikel für ein Unterfangen ist, bei dem es sicherlich nicht nur Wasser geben würde.
Heute gebe ich Euch einen kleinen Eindruck zum Event, bei dem drei Whiskys (Rye, KAOS und Peat) im ganz neuen Design und auch in einer neuen Flaschengröße vorgestellt wurden.
Disclaimer: Ich wurde zu dieser Anstaltung von Kirsch Whisky eingeladen. Für diese Einladung möchte ich mich recht herzlich bedanken! Wie immer gilt: Ein Einfluss auf redaktionelle Inhalte hat selbstverständlich nicht stattgefunden.
Kaos im Löwen?
Die Hamburger Bar Le Lion liegt mitten im Zentrum, nur eine Minute vom Rathaus entfernt. Von außen mag sie unscheinbar erscheinen, aber bereits der erste Schritt in die Bar versetzte mich in eine andere Welt. Sehr edel, gar gediegen geht es hier zu, dabei aber niemals übertrieben - da ist man doch zu norddeutsch für. Der erste Stock der Bar gehörte an diesem Abend ganz Stauning und so fand sich ab 18 Uhr eine illustre Runde ein, bei der es natürlich ein paar "übliche Verdächtige" gab: Aaron von Drams United, Tobi von Barleymania und Chris von Hanse Malt & Hanse Spirit waren auch mit dabei. Sicherlich werdet Ihr auch bei ihnen eine Rückschau lesen können!
Als "Stargast" war Alex Munch, einer der neun Gründer von Stauning, nach Hamburg gekommen um die neuen Produkte vorzustellen. Wobei, "neu" sind Rye, KAOS und Peat gar nicht. Vielmehr macht man bei Stauning etwas, was mir so noch nicht untergekommen ist: Die Flaschengröße steigt von 0,5 Liter auf 0,7 Liter, der Preis sinkt gleichzeitig. Man bekommt also mehr Whisky für weniger Geld! ... ja, das habt Ihr wirklich richtig gelesen! Die UVPs sinken dabei sogar recht massiv: Der Rye soll künftig ~60€ statt 80€ kosten, der wird KAOS von ebenfalls ca. 80€ auf 65€ sinken und der Peat von ca. 100-110€ auf 80€. Wenn man dann noch 200ml mehr bekommt ist das schon wirklich eine drastische Preissenkung. Möglich gemacht wird dies vor allem durch den massiven Brennereiausbau und eine möglichst konservative Lagerhaltung.
Die Stars des Abends waren also drei Whiskys, die zukünftig regulär verfügbar sein sollen. Den Auftakt machte der "Rye", welcher mit 48% abgefüllt wird, keinen Farbstoff enthält und ca. 3 1/2 Jahre alt ist. Die große Besonderheit ist, dass Stauning 70% Malted Rye verwendet und diesem 30% Malted Barley hinzufügt. Außerdem verwendet die Brennerei direkt befeuerte Brennblasen, also kein Dampf- oder Elektroverfahren. Gelagert wird ein Großteil der Abfüllungen in ehemaligen Makers Mark Fässern aus Missouri Eiche. Alex stellte uns alle Abfüllungen sehr charmant vor und gab dabei direkt am Anfang zu: "Wir hatten keine Ahnung, was wir da eigentlich taten!" Die 9 Freunde, die Stauning gründeten, waren nämlich alles mögliche: Schlachter (die erste Brennerei war dann auch in einer Schlachterei), Ärzte oder Lehrer. Ein Brauer oder Brennmeister war nicht darunter. Für Alex ist das allerdings eher Chance als Nachteil, denn so konnte (und kann) man offen und ohne Vorurteile an die Whiskyproduktion herangehen.
Seit dem Gründungsjahr 2005 ist Stauning auf mittlerweile 24 Brennblasen angewachsen und verfügt über ein eigenes, automatisiertes Maltingverfahren. Auf die Verwendung regionaler Produkte ist man insgesamt sehr stolz und man versucht auch weiterhin immer biologischer zu arbeiten.
Whisky gab es auch noch...
Jetzt aber zu den drei Stars des Abends. Der Rye stellte sich für mich zunächst als typischer Vertreter dar: Ordentlich Würze mit etwas Zimt, viel Getreide, etwas Vanille und Karottenkuchen. Der Alkohol ist durchaus bemerkbar, jedoch niemals störend. Die neun Gründer suchen übrigens gemeinsam die Abfüllstärke aus, in dem abwärts von 61% insgesamt 10 verschiedene Proben verkostet werden! Im Geschmack ist der Rye erstaunlich mild, sehr weich und geschmeidig und ich habe erneut Karottenkuchen, also so eine leicht würzige, aber eben auch teigige Note. Sehr angenehm! Im Laufe des Abends gewann der Rye übrigens noch einmal deutlich hinzu, öffnete sich weiter und wurde noch vanilliger und runder!
Die Nummer zwei im Tasting war der KAOS. Eine Mischung aus drei Fässern Rye, 2 rauchigen Fässern und einem unpeated Fass. Abgefüllt wurde hier mit 46% Alkohol. Zum KAOS erzählte uns Alex die schöne Geschichte eines deutschen Paares, welches die Brennerei besichtigte und den New Make eines Versuchs mit Heidekrautrauch so gerne mochte, dass sie direkt drei Fässer kauften. Stauning war eigentlich ganz froh, denn laut der eigenen Meinung war das Projekt nicht sehr vielversprechend. Bei einer Fassprobe nach 6 Monaten Reifung hingegen hatte sich der Whisky wohl so transformiert, dass in den kommenden Batches des KAOS wahrscheinlich auch ein Fass "Heather smoked whisky" enthalten sein wird!
Der KAOS war für mich etwas der "Seltsame" des Abends. Die Mischung aus Malt und Rye zusammen mit dem rauchigen Destillat war für mich irgendwie zwischen den Welten und nicht richtig in einer angesiedelt. Der Rauch ist nicht besonders kräftig, allenfalls ein paar PPM, aber auch Malt und Rye konkurrierten für mich eher, als dass sie harmonisch zusammenfinden konnten (wollten?). Aber es gab ja noch einen dritten Whisky.
Der "Peat" zum Abschluss war da schon eindeutiger - ein feiner Rauch, der mich schone ein wenig an Heide erinnert hat. Andere sprachen von einem Lagerfeuer am Strand. Für mich war er damit auf jeden Fall das Highlight des Abends, konnte doch auch er mit einem ausgewogenen süßlich-würzigen Aroma überzeugen. Apropos Highlight. Das waren auch die Cocktails, die das Barteam rund um Jörg Meyer extra für diesen Abend kreiert haben! 6 verschiedene Variationen klassischer Cocktails, nur eben an diesem Abend auf Basis von Stauning, standen zur Auswahl. Dazu gab es auch noch kleine Häppchen, die Versorgung am Abend war also vollumfänglich!
Meine Highlights waren definitiv der Peat, sowie der Blood and Sand Cocktail auf Stauning Basis. Und natürlich die vielen großen und kleinen Geschichten von Alex!
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