Der letzte Donnerstag war ein besonderer Abend. Ihr kennt sicherlich diese Abende, an denen ihr eigentlich nichts erwartet und dann wird man aus seiner normalen Wochentagabend-Lethargie herausgerissen. So ein Tag war auch dieser Donnerstag, einer von den Tagen an denen rein zufällig eine Flasche aus dem Jahr 1979 auf dem Tisch steht. Mir passiert sowas nicht allzu häufig.
Nach einem wirklich anstrengenden Arbeitstag wollte ich also eigentlich den Abend alleine auf der Couch verbringen. „Füße hoch und abschalten“ war das geplante Motto. Aber dann wurde ich daran erinnert, dass um die Ecke grad ein Tasting stattfindet. Na gut, also aufgerafft und den halbtoten Körper in die Stadt geschleppt.
Was hat dort auf mich gewartet? Diese Liste:
- Gordon & MacPhail’s Connoisseur’s Choice: Balmenach 2008/2016 – 8 years old, 46%
- Aberfeldy 16 – 40% ABV
- Glenglassaugh Evolution Cask Strength – 4 years, 57.2%
- Signatory Vintage Glenglassaugh 1979/2011 – 32 years old, 43.7% (cask strength!)
- Cadenheads Mortlach 1987/2015 – 28 years old, 55.3%
Balmenach und Aberfeldy sind nun nicht grade meine persönlichen Favoriten. Mehr Kategorie „egal“. Glenglassaugh und Mortlach bilden allerdings vielmehr das Gegenstück zu dieser Einstellung. Alte Glenglassaughs können himmlisch gut sein, und dabei leider meistens diabolisch teuer. Mortlach bietet hingegen meistens erschwingliche unabhängige Abfüllungen (über die lächerlich teuren Originale will ich hier besser nicht sprechen!), welche mir in den letzten 2 Jahren immer stärker zugesagt haben. Das Destillat ist unglaublich kräftig und kann sowohl in Bourbon- wie auch in Sherryfässern wunderbar reifen; die Ergebnisse unterscheiden sich dabei teilweise deutlich, aber die spezielle Kraft des Ursprung-Destillats bleibt meistens robust erhalten. Mortlach wird bestimmt demnächst hier besprochen werden!
Zurück zum eigentlichen Star des Abends: Glenglassaugh 32 Jahre:
Nase: Fruchtig, dabei eher tropisch als dunkle Früchte. Vanille, Puderzucker und eine Erinnerung an Butterkuchen. Dazu gesellt sich die typische Kirschnote
Geschmack: Sehr mild. Wieder tropische Früchte (Richtung Mango?), süß mit einer Entwicklung in eine säuerliche Note (Zitrus, nicht saure Milch!). Nach der fast perfekten Nase leider etwas schwächer, irgendwie fehlt etwas die Kraft. Leider gibt die Fassstärke nicht mehr her, 46% wären hier bestimmt großartig gewesen.
Finish: Sehr lang. Würzig; nach den 32 Jahren im Fass auch nicht verwunderlich. Etwas holzig. Nach 2-3 Minuten kommt die Kirschnote wieder.
Abschließende Gedanken: Ein wirklich großartiger Whisky. Diese Noten spiegeln die ganze Komplexität nicht im Ansatz wieder, aber leider hatte ich nur einen Dram Zeit. Der Whisky verdient natürlich eigentlich deutlich mehr Aufmerksamkeit. Im Mund fehlt aber etwas der Druck, mehr kann ich nicht kritisieren.
Kategorie: Single Malt Whisky
Destille: Glenglassaugh (Speyside)
Preis: 200 - 300€ (~300€, wenn man ihn denn irgendwo noch findet)
43,7%
Bewertung: 6/7
(Mit etwas mehr Alkohol könnte es auch eine 7/7 sein. Naja und vielleicht 50€ günstiger…)
Slainte!
M.
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