Der unabhängige März Teil IV: A.D. Rattray
Dies ist der letzte Teil meiner kleinen Serie über unabhängige Abfüller. Heute geht es zu A.D. Rattray. Von diesem Abfüller hatte ich schon einen 21 Jahre alten Tobermory in der Verkostung, und der hat mir richtig gut geschmeckt (Hier geht's zum Review). Auch von Arran hatte ich schon einige Whiskys vor der Nase, alle weiteren Besprechungen findet ihr hier!
#1: The Whisky Chamber: Auchroisk 1999/2016
#2: The Coopers Choice: Ben Nevis 1995/2014
#3: Ian Macleod: Dun Bheagan Clynelish 1990/2013
#4: A.D. Rattray: The Cask Collection Arran 2011/2016
Bevor ich ein paar Worte über A.D. Rattray verliere, möchte ich aber noch etwas zu den hier verkosteten Whiskys sagen. Immerhin gibt es selten die Chance so ein Experiment mitmachen zu können, bzw. einen so direkten Vergleich anlegen zu können. Beide Arrans sind 5 Jahre alte, der eine durfte seine volle Zeit in einem First Fill Bourbon Fass reifen, der andere 5 Jahre in einem First Fill Sherry Fass. An sich ist das schon genial, aber beide parallel trinken zu können ist natürlich ein Vergleich der besonderen Art.
Ich bin also sehr gespannt, wie stark der Einfluss der Fässer sein wird. Ist First Fill vielleicht nach 5 Jahren schon zu stark? Kommt überhaupt noch Arran durch? Vor allem bei dem Sherryfass ist das bestimmt interessant! Lassen sich dennoch Gemeinsamkeiten erkennen? Und sind 5 Jahre Lagerung ausreichend um einen wirklich guten Whisky zu produzieren. Angeblich ist ja älter = besser (gut, wir alle wissen, dass das ziemlicher Quatsch ist...). Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt und freue mich auf diese beiden Granaten!
A.D. Rattray
Über den Abfüller: A.D. Rattray wurde nicht speziell als unabhängiger Abfüller gegründet. Vielmehr handelte es sich um eine Handelsfirma, welche auch Weine und Olivenöl importiert hat. Gegründet wurde die Firma 1868 von Adrew Dewar Rattray in Glasgow. Schnell kam man allerdings auf den Geschmack von Whisky, oder dem Handel damit und vertrat und verkaufte Whisky diverser Highland-Brennereien. Die Geschichte des Abfüllers geht in den darauf folgenden 100 Jahren verschiedene Wege, auf der Website ist die Geschichte schön dargestellt (klickt mich!), ich will sie daher hier gar nicht komplett nacherzählen. Mittlerweile ist A.D. Rattray in der 4. Generation familiengeführt von Tim Morrison, der dem Einen oder Anderen vielleicht durch "Morrison Bowmore" bekannt ist. Seit 2014 fühlt Tim Morrison ausgewählte Einzelfässer im Rahmen der A D Rattray Cask Collection ab. Aus dieser stammen auch die folgenden 2 Arran. Neben der Cask Collection gehört auch Stronachie, Cask Islay und Bank Note zu A.D. Rattray.
Kategorie: Single Malt Scotch Whisky
Destille: Arran (Islands)
Preis: 50-100€ (ca. 50-70€, das Bourbonfass ist noch erhältlich, beim Sherry wird es schwerer!)
58,5% Sherry / 57,3% (Bourbon)
Kältefiltration: Nein
mit Farbstoff: Nein
Weitere Informationen:
A.D. Rattray Arran 2011/2016 - First Fill Bourbon Cask
Über den Whisky: Destilliert wurde dieser Arran am 5.2.2011 und reifte dann 5 Jahre in einem First Fill Bourbon Fass. Abgefüllt wurde er am 12.10.2016, die Fassnummer ist "004". Natürlich hat A.D. Rattray diesen Whisky nicht gefärbt, nicht unnötig kühl gefiltert und mit kräftigen 57,3% in Fassstärke abgefüllt.
Nase: Zunächst etwas verschlossen. Kühlend, minzig, der hohe Alkoholgehalt kommt hier zunächst zum tragen. Aber dahinter kommt dann doch mehr: vanillig, leicht süß, ein wenig Zitrusfrucht a la Limette oder Zitrone. Hinzu kommt eine leichte Getreidenote. Die Nase erinnert ein wenig an die Originalabfüllungen von Arran.
mit Wasser: Der Whisky wird in der Nase nicht kräftiger. Die getreidigen Noten kommen besser zum Vorschein, ein wenig Frühstücks Cerealien.
Geschmack: Ohne Wasser ist der Whisky kräftig und stark. Er baut sich im Mund immer weiter auf. Gehen wir also chronologisch ran: zunächst recht angenehm, fast schon mild. Süßlich, leicht fruchtig in Richtung grüner Apfel. Dann schiebt der Alkohol kräftig an, Gewürze kommen hinzu, vanillig, Eiche und eine sich ausbreitende Trockenheit und Bitterheit. Zum Abgang hin wird er kräftig prickelnd. Bei fast 60% ist das auch kein Wunder.
mit Wasser: Natürlich wird er jetzt deutlich gefälliger. Die Schärfe ist komplett raus, man kann den Whisky wirklich angenehm lange im Mund behalten. Auch hier kommen die Getreidenoten besser hervor. Eine leichte Süße liegt über allem. Grüne Äpfel, Vanille und etwas grasig.
Finish: Prickelnd und kräftig, ziemlich bitter mit Noten von Holz/Eiche aber auch Zitrusfrucht. Mich erinnert sowas immer etwas an eine saure und bittere Grapefruit. Mittellang, langsam schwächer werdend verbleiben vor allem die holzigen Noten.
mit Wasser: Auch im Abgang wird der Arran etwas leichter mit Wasser. Das Getreide wird hier richtig dominant, wahnsinn! Erinnert mich sehr an Haferkissen (ohne Milch), dazu weiterhin leicht bitter. Insgesamt etwas runder.
Abschließende Gedanken: Ein interessanter Arran, sowohl mit wie auch ohne Wasser. In voller Fassstärke ist dieser Whisky eine Wucht im Mundraum. Er breitet sich nach und nach aus und wird immer kräftiger bis es fast zu stark wird. Etwas Wasser nimmt zwar die heftigsten Aromen, macht das Erlebnis aber insgesamt auch etwas langweiliger. Maritim kommt er nur in Anflügen daher, vielmehr macht das Fass auch nach 5 Jahren seinen Einfluss geltend.
Abschließende Bewertung: 5/7
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