Über den Whiskey: Das Leben kann doch schon kurios sein. Erst am Wochenende habe ich in meinem sonntäglichen Review geschrieben, dass mir irische Whiskeys (relativ) grundsätzlich nicht schmecken. Entweder zu lasch, oder zu "motorölig". Den verkosteten Hyde No.5 fand ich auch entsprechend wenig reizvoll, um es freundlich auszudrücken. An dieser Stelle sei dazu noch einmal gesagt: Natürlich bewerte ich ausschließlich den Whisky! Bitte versteht eine schlechte Bewertung nicht als eine Abwertung der Arbeit, die die Mitarbeiter verrichten. Ich bin mir sicher, dass auch bei Hyde mit großem Ehrgeiz und Fachwissen gearbeitet wird. Nur das Ergebnis hat mir in dem Falle einfach nicht geschmeckt.
Nach diesem kleinen Vorspann geht es zum heutigen Quickly Reviewed Kandidaten: Dieser 13 Jahre alte Teeling stammt noch aus den Altbeständen der Brennerei. Diese hat nämlich erst im März 2015 wieder mit der Produktion begonnen, einen 13 Jahre alten Whiskey auf den Markt zu bringen wäre da natürlich seltsam (insgesamt einen Whiskey auf den Markt zu bringen ist aus dem neuen Brand natürlich nicht möglich!). Der "Revival No.2", wie ich ihn mal abkürzen möchte, ist ein auf 10.000 Flaschen limitierter, mit 46% abgefüllter irischer Single Malt. Neben einer Reifung in Ex-Bourbon Fässern erfolgte ein Finish (ungefähr 2 Jahre habe ich gehört) in Calvados Fässern. Dieser Apfelbranntwein soll für eine frische und fruchtige Note sorgen.
Ich war sehr gespannt, ob es hier wieder heißt: zu langweilig, oder ob ich, nach dem Ardbeg Renaissance, die zweite Überraschung binnen einer Woche erleben kann.
Nase: Zunächst etwas zurückhaltend. Er braucht eine Weile im Glas. Dann kommt etwas leichte Frucht raus. Doch, ja, das ist grüner Apfel. Dazu eine unterschwellige, vanillige Süße. Bestimmt aus dem Destillat und den Bourbon Fässern. Insgesamt kommt ein Anflug von Bourbon aus dem Glas, Getreide, Vanille und vielleicht sogar ganz leicht die typische Bourbon-Minze (ich nenne es auch gerne "Klebstoff"), aber wirklich nur ganz subtil. Eine schöne Nase!
Geschmack: Ok, wer hat mir hier was ins Glas geworfen? Direkt eine unfassbare Apfelnote, man denke an Apfelringe von Haribo. Das schmeckt schon fast künstlich, als ob hier ein Haribo-Tüten-Finish vollzogen worden wäre! Aber das ist auch sehr lecker, muss ich schon sagen. Insgesamt ist der Whiskey sehr weich und mild, im Mund nicht mehr cremig, sondern eher ölig und dick. Die Vanille kommt wieder dazu, Bourbon macht auch mit. Vielleicht nicht unbeschreiblich komplex, aber durch den Calvados-Apfel auf jeden Fall etwas Besonderes!
Finish: Es bleibt eine leichte Süße. Hinzu kommt eine holzig-eichige Note, insgesamt wird es jetzt etwas würziger im Mund. Diese Note ist aber sehr zurückhaltend, es ist kein Holzmonster, was hier abgefüllt wurde. Insgesamt ist der Abgang wieder etwas weniger stark, aber auch nicht überladen.
Abschließende Gedanken: Man, war das eine Woche! Ich habe selten in der letzten Zeit so viel Neues gelernt. Oder zumindest geschmacklich erfahren dürfen. Nach dem oben genannten Ardbeg hat es auch dieser Teeling geschafft mich zu überzeugen. Ja, er ist auch wieder sehr mild, aber dabei nicht langweilig. Man muss schon Apfel oder Calvados mögen um hier überzeugt zu sein, aber auch die Bourbonfässer und (wahrscheinlich) die Brennerei-Note werden nicht komplett überspielt. Insgesamt bleibt so ein ausgewogener, spannender irischer Whiskey, der allerdings auch einen recht stolzen Preis trägt. Ich schwanke somit zwischen 5 oder 6 Punkten, entscheide mich aber für die höhere Bewertung. Der Apfel schmeckt mir einfach!
Kategorie: Single Malt Irish Whiskey
Destille: Teeling (Irland)
Preis: 51-100€ (~90-100€)
46%
Kältefiltration: Nein
mit Farbstoff: Nein
Mehr Informationen:
Abschließende Bewertung: 6/7
Kommentar schreiben