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Whisky Review #43: Johnnie Walker - Green Label 15 Jahre "Mortlach Tour"

Heute ist es mir wieder eine Freude euch mit nach Schottland zu nehmen. Ich habe ja versprochen, dass noch einiges aus meinem diesjährigen Besuch in der Speyside auf den Blog wandert. Aber jede Woche ist das dann doch vielleicht ein wenig zu viel. Daher gab es die letzten Wochen mal wieder etwas anderes. Heute jedoch geht es zurück nach Dufftown, der Whiskyhauptstadt der Welt. 

 

Die reinen Zahlen geben einem keinen guten Eindruck, wenn man sich mit Dufftown beschäftigt, zumindest war es bei mir der Fall. "Rome was build on seven hills, Dufftown stands on seven stills." ist der altbekannte, inoffizielle Leitspruch der Stadt. Die "Seven Stills" beziehen sich dabei auf die sieben Brennereien, die es in und um Dufftown gibt. Sieben. Bei knapp 1667 (im Jahr 2011) Einwohnern! Es kommt also auf je 238 Einwohner eine Brennerei, guter Schnitt möchte man meinen. Für mich klang es aber doch etwas abstrakt. Die wahre Dichte an Brennereien muss man wohl doch einfach erlebt haben.

 

Was gibt es also in Dufftown zu sehen?

  • Mortlach (1823 gegründet)
  • Glenfiddich (1887 gegründet)
  • Balvenie (1892 gegründet)
  • Convalmore (1893 gegründet - 1985 geschlossen)
  • Dufftown Distillery (1895 gegründet)
  • Glendullan (1897 gegründet)
  • Parkmore (1900 gegründet - 1931 geschlossen)
  • Pittyvaich (1974 gegründet - 1993 geschlossen - 2002 abgerissen)
  • Kininvie (1990 gegründet)

Der aufmerksame Leser sagt jetzt "das sind aber nur 6 Brennereien". Stimmt. Momentan wird etwas getrickst und entweder Convalmore (da das Fasslager noch benutzt wird) oder die etwas entfernter gelegene Brennerei Allt-A-Bhainne (1975 gebaut) als Nummer 7 dazugezählt. Ich denke, das geht schon in Ordnung. Aber eine neue Nummer 7 könnte ja gebaut werden? Ich wäre dafür.

Ansonsten ist Dufftown ein Ort mit ziemlich genau größeren Kreuzung und ein paar Straßen, schön gelegen, natürlich mit eigenen Highland Games, aber sonst gibt es hier nicht besonders viel zu entdecken. Denkt man zumindest ...

 

Die Mortlach Tour

 

Es begab sich glücklicherweise, dass ich einige Tage vor Urlaubsantritt Geburtstags hatte (juhu!) und sich der übrige Teil der Reisegruppe ein besonderes Geschenk ausgedacht hatte. Der örtliche Pub Seven Stills bietet eine geführte Whiskytour an, die sowohl Stadt- und Whiskygeschichte, wie auch Whiskytasting miteinander verbindet. Als Geschenk für mich natürlich perfekt!

Die Tour selbst nimmst schon fast einen ganzen Nachmittag in Anspruch (ca. 3 Std.) und beinhaltet diese Drams:

 

  • Mortlach "Old Rare" @43,4%
  • Johnnie Walker Green Label 15 Jahre @43% (Blended Malt)
  • Mortlach 15 Jahre @43% bottled by Gordon & MacPhail
  • Mortlach 13 Jahre @46% bottled by William Cadenhead
  • Mortlach 21 Jahre @43% bottled by Gordon & MacPhail

 

Gegen einen höheren Preis wäre auch noch ein Mortlach aus der Flora & Fauna Serie dabei, aber uns genügte dieses Line Up. Zu den G&M Abfüllungen ist vielleicht noch zu sagen, dass sie lange Zeit die inoffiziellen-offiziellen Abfüllungen von Mortlach waren, da es keine Originalabfüllungen gab. Mit der neuen Premiumlinie (der Old Rare bietet dort den Einstieg) hat sich das aber definitiv geändert.

Nun zur Tour. Unser Tourguide Patrick erschien in voller Exciseman Uniform. Wir waren also mit einem Steuereintreiber unterwegs. Na gut, eigentlich ist Patrick zusammen mit seiner Frau der Betreiber des Seven Stills, aber das Outfit war perfekt. Los ging es im gemütlichen Pub mit dem Old Rare, einem Whisky, den ich eigentlich nie trinken wollte. Mir gefallen diese "Jetzt-ist-Mortlach-ein-super-mega-Premiumwhisky"-Abfüllungen nicht. Preislich teilweise extrem, kann Preis/Leistung eigentlich gar nicht passen. Der Old Rare schmeckt aber, muss ich schon zugeben. Neben der entspannten ersten Whiskyprobe gab es die ersten Informationen zu Mortlach, Gründung, Besitzer, die ganzen Basics halt. Spannend wurde es, als Patrick erzählte, dass er neben dem letzten Exciseman von Mortlach wohnt. Die Uniform war zwar nicht die von seinem Nachbarn, aber dennoch original! Viele andere Fundstücke auf der Tour stammten aber direkt von Mortlach. Wir lernten also zunächst etwas über das Leben der Excisemen, die bis Ende der 1970er Jahre direkt auf den Brennereigeländen untergebracht sein mussten und kontrollierten, dass nichts von der wertvollen Produktion auf Abwege geriet.

 

Nachdem der Old Rare geleert war, ging es raus auf die Straßen Dufftowns. Wir schlenderten zunächst etwas bergab vom Pub in Richtung Mortlach. Allerdings machten wir dann einen Schlenker in eine Nebenstraße. Dort erzählte Patrick von der Geschichte der Uhr des zentralen Turms, "The clock that hanged MacPherson." Die Uhr stammt nämlich ursprünglich aus der Regionalhauptstadt Banff und erfuhr dort aber eine so unrühmliche Geschichte, dass die Einwohner sie loswerden wollten:

Jamie MacPherson war Ende des 17. Jahrhunderts eine Art Robin Hood in der Region um Banff. Er stahl von den Reichen und gab die Beute den Armen, wir alle kennen diese Geschichten. Leider endete diese nicht besonders positiv. MacPherson wurde gefangen genommen und im November 1700 zum Tode verurteilt. Als am 16. November (8 Tage nach seiner Verurteilung) die Strafe vollzogen werden sollte, war ein Bote in der Ferne zu sehen. Dieser Bote sollte die Begnadigung MacPhersons liefern und ihn somit vor der Hinrichtung retten. Daraufhin stellte der Duff of Braco die Uhr des Uhrenturms um 15 Minuten vor, die Zeit der Hinrichtung war gekommen und MacPherson fand seinen vorzeitigen (und un-gesetzmäßigen!) Tod. Ein Teil der Legende besagt, dass er dem Henker seine Fidel über den Kopf zog und sich selbst erhängte, aber wie so vieles ist auch dieser Teil der Geschichte nicht belegt. Die zerbrochene Fidel kann im MacPherson Clan Museum nahe Newtonmore besichtigt werden. Die Einwohner Banffs konnten daraufhin den Anblick der Uhr nicht mehr ertragen und so landete sie in Dufftown. Schön, wenn man sich so einfach seiner Erinnerung entledigen kann.

... Ach, eine weitere Geschichte zum Uhrenturm: Während der Hochzeit der Whiskyproduktion gegen 1900, wurde unter dem Turm illegal gebrannt! Obwohl es sieben Brennereien und damit auch sieben Excisemen gab! Der Platz war allerdings so zentral gelegen, dass die Gerüche nicht weiter auffielen, von irgendeiner Brennerei konnten sie immer kommen. 10 Jahre lang konnte so unentdeckt gebrannt werden.

 

 

Unsere Tour ging danach zu Patrick nach Hause. Er entschuldigte sich für die leichte Unordnung, man renoviere gerade. In seinem Arbeitszimmer gab es dann den nächsten Dram: Johnnie Walker Green Label 15 Jahre. Ausführliche Notizen findet ihr weiter unten! Mortlach war, und anscheinend ist es immer noch, ein Maltbestandteil in Johnnie Walker Blends. Uns wurde daher einiges darüber erzählt. Wusstet ihr, dass der Berühmte Striding Man bis zum Jahr 2000 in die andere Richtung lief? Das Marketing hat den Jahrtausendwechsel clever genutzt um die Laufrichtung zu ändern, er läuft jetzt "vorwärts" und nicht mehr "rückwärts". Dadurch erhofft man sich positivere Assoziationen. Marketing und Werbung halt. Auch ein kleiner Funfact: Das Etikett von Johnnie Walker ist schief aufgebracht. Dadurch kann die Schrift größer sein und die Marke ist in einer Bar (und nach ein paar Drams) leichter zu erkennen. Spannend war auch der Einblick in das Rezept von 1929, heutzutage wäre man froh noch so viel Rosebank zu haben, dass man den Whisky in Blends mischen kann! 

 

 

Von Patricks Haus aus ging es weiter, fast schon aus Dufftown raus, in Richtung Mortlach Kirk, dem Ort in Schottland, der am längsten durchgehend für religiöse Zwecke verwendet wird. Auf dem angrenzenden Friedhof findet sich auch das Grab von William Grant, dem Gründer der Glenfiddich Brennerei. Vom Friedhof ausgehend ging es dann Richtung Mortlach Brennerei, hinter uns lag die Dufftown Distillery, hier merkt man, wie viele Brennereien es in diesem kleinen Städtchen gibt. Direkt vor Ort gab es dann die 15 Jahre alte Abfüllung von Gordon & MacPhail, ein Sherryfass gereifter Mortlach, den ich wärmstens empfehlen kann. Außerdem gab es etwas New Make, leider nur zum riechen, aber auch Mortlach hat einen überraschend fruchtigen Charakter!

Nach der Verkostung, einigen Informationen über die Brennerei, und die Erklärung des dortigen Brennprozesses (der nicht ganz einfach ist, ich sage nur 2,81x gebrannt. Hier gibt es eine schematische Erklärung!) ging es zurück zum Pub. Dort angekommen ging die Verkostung mit den letzten beiden Whiskys weiter, einem wirklich schönen Bourbon gelagerten Mortlach von William Cadenhead und zum krönenden Abschluss eine 21 Jahre alte Abfüllung, wieder von Gordon & MacPhail.

 

 

Die Whiskys waren allerdings nur Nebensache, denn Patrick erzählte uns nicht nur wundervolle Geschichten über die Versuche Whisky "für eigene Zwecke auszuleihen" (z.B. das Anbohren von Zugwagons von unten um ein Fass zu treffen, den Diebstahl aus den Fässern zwischen Brennerei und Lagerhaus, das Anbohren von Leitungen in der Brennerei, bis diese geborsten sind, Copperdogs, und und und!), sondern prüfte unsere Eignung zum Excisemen (und women). Von seinem Nachbarn konnte er das originale Alkoholmessgerät bekommen und machte es nun für uns zur Aufgabe den Alkoholgehalt einen Johnnie Walker Red Label zu bestimmen! Ein wahnsinniger Spaß mit viel messen, ablesen aus alten Tabellen und dem recht genauen Ergebnis von 39,5% Alkohol (so ganz haben wir es wohl nicht getroffen). Sogar der Glaszylinder war dabei original. Sein Nachbar benutzte ihn als Aufbewahrungsort für Küchenutensilien und Patrick konnte im Austausch gegen einen Schöneren dieses Unikat in seine Sammlung aufnehmen.

Zusammenfassend kann ich diese Tour jedem empfehlen! Der Tourguide ist toll und man merkt seine Begeisterung für die Brennerei, man kann jederzeit Fragen stellen, erfährt etwas über die Stadt und Geschichte, hört lustige Geschichten rund um Mortlach und bekommt für 34 Pfund ein gutes Tasting noch dazu! Wenn ihr mal in der Nähe seid, hier geht es zur Internetseite des Seven Stills.

Was fehlt noch? Ach richtig, eine Verkostung! Passend zur Tour habe ich meinen eigenen Johnnie Walker 15 mal wieder aufgemacht (ich hatte ihn schon vorher!). 

Johnnie Walker - Green Label 15 Jahre - Blended Malt Whisky

Johnnie Walker 15 Jahre Green Label Flasche und Verpackung

 

Über den Whisky: Über Johnnie Walker muss ich wohl nicht viel schreiben. Diese Marke kennt wohl fast jeder, egal ob Whiskykenner oder nicht. Als Faustregel kann man sich merken: jede Sekunde wird auf der Welt eine Flasche Red Label verkauft. Kaum vorstellbar, finde ich...

Um den Red Label würde ich allerdings wirklich einen Bogen machen, das ist ein Blend für den Supermarkt und für Whisky-Cola. Mein Geld investiere ich dann doch lieber anders. Der Green Label ist allerdings eine andere Hausnummer. Zum einen handelt es sich hierbei um einen Blended Malt Whisky, es ist also ein Blend ausschließlich aus Malts. Anders gesagt: hier ist kein Grain drin. Welche Whiskys genau mit dabei sind ist natürlich ein Geheimnis. Auf der Umverpackung werden aber vier Bestandteile genannt: Talisker ("The Power"), Linkwood ("The Finesse"), Cragganmore ("The Heart") und Caol Ila ("The Mystery"). Wenn man unserem Guide glauben darf, ist auch noch Mortlach mit drin. Die Altersangabe verrät einem zusätzlich, dass kein Whisky unter 15 Jahre alt ist, also ein ziemlich guter Deal, immerhin ist es nicht so einfach einen Talisker oder Cragganmore über 15 Jahre zu finden. Zumindest nicht für einen guten Preis. Der Green Label war einige Jahre nicht erhältlich und seit einiger Zeit gibt es mit dem "Island Green" (ohne Altersangabe) wohl auch einen Nachfolger. Wenn ihr den 15er Green Label also findet, überlegt euch gut noch einen zu kaufen, die aktuelle Abfüllung ist auf 5800 Flaschen limitiert. Vielleicht ist es bald wieder schwieriger einen zu finden. 

 

Nase: Relativ leicht und schön fruchtig. Leichte Anflüge von tropischen Früchten wie Banane und Mango. Dazu eine malzig-vanillige Süße. Caol Ila und Talisker halten sich deutlich zurück. Im Hintergrund liegt etwas Rauch und eine Note von verbranntem Gummi. Klingt unangenehm, ist es aber nicht! Der Alkohol ist gut eingebunden, und kühlt die Nase nur ganz leicht.

 

Geschmack: In einem Wort: Lecker! Sehr süß, angenehm im "Gewicht". Nicht zu leicht, nicht zu schwer. Zunächst kommt eine fruchtige, schöne Süße. Aprikosenkompott mit Vanilleschote, Fruchtgummi, so richtig süß halt. Dann setzt eine erstaunlich schöne, harmonische Entwicklung ein. Die Süße geht zurück. Eine holzige Würze kommt durch. Leichte Noten von Harz und Nadelwald (nicht so stark wie bei Mackmyra!) übernehmen den Mundraum. Der Whisky wird trockener und zum Finish hin kommt ein Hauch von Rauch. Ganz subtil, schön eingebunden. Auch für Genießer geeignet, die eigentlich keinen Rauch mögen.

 

Finish: Etwas stärker rauchig, aber noch lange nicht auf dem Niveau von Talisker oder gar Caol Ila. Schöne, holzige Würze. Dazu eine leichte bittere Note, die eine Weile verbleibt. Zum Schluss verbleibt ein leicht trockener Rauch. Der Abgang ist nicht endlos lang, aber ausgewogen und angenehm.

 

Abschließende Gedanken: Eines muss natürlich klar gestellt werden: Der Green Label hat nichts mit dem Red Label zu tun. Die Signalfarben ergeben hier durchaus Sinn! Grün = gut, Rot = gefährlich! Der Green Label ist ein schön zusammengefügter Blend. Viele vergessen leider, dass auch das Blending von Whisky eine Kunst ist, und im Falle des Green Labels kommt ein tolles Ergebnis dabei raus. Ein runder, aber nicht langweiliger Whisky mit einer wirklich schönen Geschmacksentwicklung. Von der Süße der Speyside, hin zum Rauch der Inseln kommt hier vieles harmonisch zusammen. Die Alkoholstärke geht in Ordnung (46% wäre wünschenswert), die Färbung zeigt halt doch den Massencharakter. Mehr kann man aber kaum kritisieren. Das Preis-Leistung-Verhältnis halte ich schon fast für lächerlich. Dieser Blended Malt kann es mit vielen Standards aufnehmen und ist manchmal für 25€ zu haben. Zugreifen. Wirklich. Einfach - nur - zugreifen!

 

Kategorie: Blended Malt Scotch Whisky

Destille: Blend (auf jeden Fall: Talisker, Linkwood, Cragganmore, Caol Ila)

Preis: 0-50€ (~30€)

43%

Kältefiltration: Ja

mit Farbstoff: Ja

 

Mehr Informationen:

Whiskybase

Johnnie Walker

 

Abschließende Bewertung: 7/7

 

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