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Whisky Review #65: Heaven Hill 15 Jahre - William Cadenhead's

Heaven Hill 15 Jahre William Cadenhead's Etikett

Lange hat es gedauert. Bisher habe ich mich ja vor allem auf schottischen Whisky fokussiert, endlich kommt auch mal ein Bourbon in mein Glas! Und was für einer: 15 Jahre alt, fassstark, unabhängig abgefüllt durch Cadenhead's. Klingt für mich echt gut, nicht wahr? 

 

Lasst uns zusammen herausfinden, ob dieser Whiskey die lange Wartezeit wert war!

Bourbon - Whisky nur anders?

Nein, in der Überschrift habe ich mich nicht vertippt. Als ich vor Jahren mit dem Whiskygenuss angefangen habe, dachte ich, dass Bourbon einfach Whisky sei, nur halt aus den USA. Daher hier mal ohne "e". "Schreibfehler, Tippfehler, die Amis müssen halt was Besonderes haben", dachte ich.

Doch weit gefehlt. Der unwissende Malte - ha, als ob ich jetzt so viel schlauer wäre! - wusste zu wenig über Bourbon. Es gibt doch viel mehr Unterschiede: Die meisten Bourbons werden zum Beispiel in großen Column Stills hergestellt, eher ähnlich der Grain Whisky Herstellung. Die schottischen Brennblasen sucht man - meistens - vergeben in den Staaten. Eine Ausnahme ist die Brennerei Woodford Reserve, dort werden "richtige" Brennblasen verwendet. Es gibt bestimmt noch weitere, aber Bourbon ist nicht mein Hauptfach.

Begriffsdurcheinander

Ähnlich wie beim schottischen Whisky, gibt es beim Bourbon eine Vielzahl an Begriffen: Bourbon, Straight Bourbon, Kentucky Straight Bourbon, Tennesee Whisky und so weiter. Bevor wir uns also dem Heaven Hill widmen hier ein kleiner Überblick:

 

  • Bourbon: Generell der wohl größte Unterschied zum schottischen Pendant: Bourbon besteht aus mindestens 51% Mais, die restlichen 49% können aus anderem Getreide bestehen. Häufig sind Roggen oder Gerste. Außerdem darf der Rohbrand 80% Alkohol nicht überschreiten und es darf nicht mit mehr als 62,5% Alkohol in das Fass gefüllt werden. 
  • Straight Bourbon: "Normaler" Bourbon darf bis zu 2,5% Zusatzstoffe enthalten. Dies ist beim Straight Bourbon nicht mehr der Fall. Die Lagerzeit muss mindestens 2 Jahre (in Fässern aus frischer Amerikanischer Eiche) betragen. Bei einer Lagerzeit von unter vier Jahren muss das Alter angegeben werden.
  • Kentucky / Tennessee: Kentucky Whiskey muss aus Kentucky kommen und dort mindestens 1 Jahr reifen. Der Tennessee Whiskey muss zusätzlich zu den Bourbon Anforderungen, noch durch Holzkohle gefiltert worden sein.

Natürlich gibt es noch ein paar andere Bezeichnungen, diese sind aber meist selbsterklärend: Single Barrel sind Einzelfässer, Small Batches kleinere Auflagen.



"Bourbon" - County oder Straße?

Eine Sache gilt es noch zu klären: Was bedeutet Bourbon eigentlich?

Vor meiner Recherche dachte ich, dass sich der Name auf den Landkreis Bourbon County im Nordosten Kentuckys benannt ist. Das County wurde dabei nach dem französischen Herrschergeschlechts benannt. Unabhängigkeitskrieg und so..

Aber es gibt noch eine andere Variante: Demnach wurde der Begriff von der Bourbon Street in New Orleans geprägt, denn die Leute wollten Whiskey trinken, der "wie der aus der Bourbon Street" schmeckt. Ein Qualitätsmerkmal sozusagen. 

Egal ob Königshaus oder einfache Leute von der Straße, die Hauptsache ist doch, dass es am Ende schmeckt. So, without further ado, let's go!

Heaven Hill 15 Jahre Cadenhead's - Verkostungsnotizen

Heaven Hill 15 Jahre William Cadenhead's Etikett

Über den Whiskey: Dieser Bourbon stammt aus der Heaven Hill Brennerei in Bardstown, Kentucky. Er wurde von William Cadenhead's in der World Whiskies Serie abgefüllt. Bereits seit 2012 verweilt die Flasche bei mir, jetzt ist leider Ende. Gereift wurde in einem Bourbon Barrel (welch' Wunder!), es gab nur 132 Flaschen, die in voller Fasstärke von 58,9% in die Flasche kamen. Besonders viel an Alkohol ist also nicht verloren gegangen - das liegt aber vor allem am warmen Klima!

 

Aroma: Schon aus der Entfernung kommt eine volle Note in meine Nase. Sehr vanillig, süßlich, leicht Werthers Echter. Allerdings frage ich mich auch, ob ich nicht den Prittstift offen gelassen habe. Ja, ein wenig Kleber liegt in der Luft. ... und, nein, den schnüffel ich nicht gerne! Mit der Nase näher am Glas: Schwer, kräftig, etwas alkoholisch. Dahinter liegt aber ein tolles Aroma. Bourbonartig (Maisdestillat denke ich mal), würzig, schon in der Nase etwas Holz und Eiche. Gartenkräuter, Thymian und Rosmarin, etwas herb in der Nase. Spannend, was absolut anderes als Scotch.

 

Geschmack: Relativ weich, überraschend sogar. Die Klebernote ist zum Glück zu keiner Zeit da. Mundausfüllend, ölig. Vanille, aber so richtig, da kann kaum ein Scotch Whisky mithalten! Dazu vor allem würzig-eichig mit Kräuereinfluss. Erinnert mich an einen Klostergarten, oder ähnliches. So ein richtiger Blumenstrauß an Aromen: Thymian und Rosmarin wieder. Vielleicht etwas Lavendel. Der Alkohol sticht nicht wirklich, ich finde den gut eingebunden.

 

Abgang: Der Abgang ist kräftiger werdend. Der Alkohol kommt kurz zum Vorschein, leider bringt er auch etwas "Kleber" mit. Bourbonfans werden mich für diese Pauschalisierung wohl nicht mögen, aber ja, danach schmeckt es für mich. Eichig werdend, kräftig und bitter-holzig. Säuerlich zum Ende hin. Insgesamt ist der Abgang sehr lang.

 

Abschließende Gedanken: Zur Einordnung: Ab und an trinke ich gerne mal einen Bourbon, ein riesen Fan bin ich allerdings nicht. Dieser Heaven Hill liegt für mich aber deutlich über dem, was ich sonst so an Bourbon probiert habe - zumindest über einem Großteil. Es ist halt wie bei schottischen Einzelfässern, die können wirklich etwas Besonderes sein. Nase und Geschmack gefallen mir sehr gut, vor allem diese Milde bei gleichzeitiger Kraft. Der Abgang geht mir dann doch etwas zu sehr in die "Bourbon-Richtung", ein seltsamer Vorwurf an einen Bourbon, ich weiß. Bourbonfans wird er sehr gut gefallen. Leider sollte es schwer werden noch eine Flasche zu ergattern. 

 

Auf die Aromengrafik verzichte ich dieses Mal, da diese für Scotch gedacht ist, der Bourbon würde dabei sehr seltsam abschneiden...

 

Kategorie:  Bourbon (Kentucky

Destille: Heaven Hill

Preis: 51-100€ (69€ in 2012, schwer erhältlich!)

58,9%

Kältefiltration: Nein

mit Farbstoff: Nein

 

  

Mehr Informationen:

Whiskybase

Heaven Hill auf A Dr(e)am of Sea

 

Abschließende Bewertung: 6/7

 

 

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