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Whisky Review #68: Aberlour A'Bunadh Batch #56

Aberlour A'Bunadh Batch #56 Etikett

Ein Whisky wie der Aberlour A'Bunadh braucht eigentlich keine lange Vorstellung. Immerhin handelt es sich hierbei wohl um die Sherryfassstärke schlechthin. Ich habe meistens eine Flasche dieses Speysiders im Haus, aber über ein Jahr lang kam ich nicht zur Besprechung. Jetzt wird es endlich mal Zeit, diese große Lücke aufzufüllen.

A'Bunadh - Ein legendärer Whisky

Der A'Bunadh ist wohl den meisten Whiskytrinkern ein Begriff. Er steht für Fassstärke, Sherrylagerung, Kraft und Ausdrucksstärke - der Name "A'Bunadh", welcher sich in "das Original" übersetzen lässt, ist also gut gewählt. Vielleicht steht er aber auch ein wenig für Inkonsistenz (wenn man selbst kritischer Natur ist), immerhin kommt er in sogenannten Batches, also "Kleinserien", heraus und kann mit der Zeit variieren. Ich hatte bisher keinen "schlechten" A'Bunadh, aber es gibt durchaus Schwankungen in der Qualität. Was macht diese Abfüllung also so legendär?

Zum einen ist es wohl die schiere Masse und Verfügbarkeit. Mittlerweile zählt die Whiskybase 61 verschiedene Batches dieser Abfüllung, angefangen im Jahr 1998. Mittlerweile sieht man, dass die Schlagzahl deutlich erhöht wurde. Früher kam ein oder vielleicht zwei Abfüllungen auf den Markt, 2016 waren es ganze 5. Der A'Bunadh ist also schon seit langer Zeit auf dem Markt und steht dabei für gute, ja sogar sehr gute Qualität. Dazu kommt der Preis, immerhin bekommt man ihn für unter 60€. Meine Flasche hat mich tatsächlich nur 50€ gekostet. Da müssen sich andere Abfüllungen also wirklich warm anziehen. Ich kann es jetzt kaum noch erwarten, meinen A'bunadh zu verkosten. Also, los geht's! 

Aberlour A'Bunadh Batch #56 - Verkostungsnotizen

Aberlour A'Bunadh Batch #56 Flasche

Über den Whisky: Das Batch #56 ist mit 61,2% eines der Stärksten bisher. Es wurde bereits 2016 in die Flasche gefüllt. Der A'Bunadh ist nicht kühl gefiltert, nicht gefärbt und kommt in Fassstärke in die Flasche. Gelagert wurde der Whisky ausschließlich in Ex-Oloroso Sherryfässern.

 

Aroma: Direkt aus der Flasche steigt schon ein schöner, kräftiger Geruch auf. Irgendwie schwer, aber an dieser Stelle noch nicht näher zu beschreiben. Einmal im Glas angelangt braucht der A'Bunadh etwas Zeit um sich zu entfalten. Ich lasse ihn mal zwei, drei Minuten stehen.

Vorsichtig nähere ich mich dem Glas und werde belohnt: Kräftige Kräuternoten kommen mir entgegen. Herb, floral und vielleicht sogar ein wenig bitter. Dazu? Ich schleiche mit der Nase weiter ums Glas... Fruchtigkeit, dunkel, schwer, eingelegt. Definitiv Pflaume und Kirsche. Bekannte Schoko-Kirsch Pralinen kommen mir in den Kopf (ich mag die übrigens nicht, das Aroma ist aber toll). Ich riskiere mal eine tiefe Nase. Da wird der Whisky dann doch kühlend und leicht alkoholisch. Ich kann das gut aushalten, bin aber Fassstärken gewohnt. Für Beginner empfehle ich ein sanftes Herantasten. 

Geschmack: Im Gegensatz zum Aromencheck gehe ich nun volles Risiko: Pur geht es los. Wasser kann man ja auch so schlecht wieder entfernen! Zunächst relativ mild. Ich bin überrascht! Schon voll im Mundgefühl, aber nicht unbedingt cremig. Der Whisky will sich Platz verschaffen. Wieder starke Kräuter, Süße suche ich zunächst vergebens. Eine würzige Mischung liegt mir im Mund: Kräuterbonbons, etwas Waldhonig, holzige Noten wie bei einem Waldspaziergang. Die Süße wird erst beim zweiten Schluck besser erkennbar. Dann kommen die roten Früchte hinzu. Der Whisky baut sich nun immer weiter auf. Bitterkeit und sehr, sehr dunkle Schokolade kämpfen sich durch. Der Alkohol wird prickelnd, kräftig und mir dann doch zu stark. Ich bereite mich mal auf den Abgang vor.

Bei einer Fassstärke von diesem Kaliber füge ich dann doch Wasser hinzu. Die Nase wird dadurch fruchtiger, süßer mit etwas angebranntem Karamell. Und auch der Geschmack ändert sich recht radikal: Süßlich, etwas cremiger, fast schon nussig wird der A'Bunadh. Die anfänglichen herben Kräuter verschwinden zwar nicht komplett, verschieben sich aber deutlich in Richtung Abgang.

 

Abgang: Leider etwas kürzer als ich erwartet hätte. Es bleibt zwar lange eine würzige Eichennote und natürlich wärmt der Whisky, bei unseren momentanen Temperaturen ist das ja auch nicht verkehrt, aber insgesamt hätte ich mir hier etwas mehr erhofft. Leicht holzig-würzig mit erneuten Kräutern geht es zu Ende. 

 

Abschließende Gedanken: Bei der Bewertung bin ich hin und her gerissen. Volle Punktzahl oder doch "nur" 6 Punkte. Der Abgang ist ein wenig die Schwachstelle dieses Batches, besonders viel ist hier nicht los! Aber der Geschmack ist pur und verdünnt ein Erlebnis. Ich einige mich mit mir selbst mal auf die 6 Punkte, kann diesen Whisky und dieses Batch aber dennoch wärmstens empfehlen. Ein spannender, abwechslungsreicher Sherrywhisky, der zu einem fairen Preis auf dem Markt ist!

 

Kategorie: Single Malt Whisky

Destille: Aberlour

Region: Speyside

Preis: 51-100€ (~55€)

61,2%

Kältefiltration: Nein

mit Farbstoff: Nein

Batch: 56

  

Mehr Informationen:

Whiskybase

Aberlour

Aberlour auf A Dr(e)am of Sea

 

Abschließende Bewertung: 6/7

Aromenübersicht Aberlour A'Bunadh Batch #56

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