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Vor Ort: Edinburgh (März 2018) - Ardmore 20 Jahre - Teil 1

Edinburgh Castle nachts

Wenn es in Kiel noch eher Winter ist, wenn man etwas Zeit hat, wenn man also einfach mal weg will. Wo zieht es einen dann hin? Richtig! Edinburgh.

Gut, das Wetter war irgendwie vertraut, die Stadt allerdings eine ganz andere.

Heute nehme ich euch mit auf meinen (unseren!) Kurztrip in die Hauptstadt des gelobten Landes. Bilder und Whisky inklusive!

Vorwort

Drei Dinge nehme ich direkt vorweg, damit ich im weiteren Text nicht darauf hinweisen muss: 

1. Ja, das Wetter war nicht besonders gut. Aber wer erwartet das auch Anfang März? Wir nicht, also Regenjacke an und los geht's!

2. Ja, ich habe endlos viele Tipps, Tricks, Anmerkungen und Ratschläge im Vorfeld erhalten. Ich möchte mich gerne für jeden einzelnen bedanken, auch, wenn wir kaum etwas davon umgesetzt haben. 

3. Ich möchte euch keine Nacherzählung liefern und beschreiben, was wir wann, wo, wie und warum gemacht haben. 

Edinburgh - Vertikal gebaut

Ich war zuletzt 2015 in Edinburgh, damals über Ostern. Das Wetter war fulminant, ich bin mit einem dicken Sonnenbrand nach Hause gekommen. Dieses Mal sollte es eher der Gefrierbrand werden. Im Vorfeld kam das "Beast from the East" und legte so ziemlich alles in Schottland lahm. Der Flughafen war bis Samstag geschlossen, mein Paket von der SMWS braucht schon über zwei Wochen, die Lage erschien im Vorfeld also trist. Dennoch: Der Flughafen war am Montag offen, der Flug hatte keine Verspätung und die Reise vom Flughafen zur Wohnung am Haymarket ging absolut reibungslos.

Für mich stand schon in der Bahn fest: "Hier bist du doch zu Hause." Die Heimat fern der Heimat eigentlich. Klingt theatralisch? Vielleicht, aber es ist doch einfach schön, wenn man den Flughafen kennt, weiß, wo man die Bahn bekommt und auch der Haymarket war vertraut.

Meine bessere Hälfte wirkte etwas von der Größe überrascht, sie hatte sich Edinburgh wohl etwas überschaubarer vorgestellt. Die Stadt zeigte sich aber auch von ihrer schönsten Seite: Es lag ein wenig Schnee, es war trocken und nach einer kurzen Visite der Wohnung (absolut ok!) konnten wir uns auf die Jagd machen: Essen! Der Weg vom Haymarket in die Innenstadt besticht vor allem durch Unauffälligkeit. Wohngebiete, ein paar Restaurants, nichts spannendes. Zumindest so lange, bis an an das westliche Ende der Princes Street kommt. Hier steht St. John's Church hell erleuchtet und im Hintergrund thront düster das Edinburgh Castle. Ein Auftritt, wie man ihn eigentlich aus einem Film erwartet.

Die Princes Street war abends schon recht leer, wenig ist vom Trubel des Tages übrig geblieben. Uns zog es aber eher in die düsteren, engen Gassen der Old Town. Wenn die New Town schon älter ist als die Vereinigten Staaten, dann kann man sich vorstellen, welch altes Gemäuer die Old Town sein muss! Ein lauschiger Pub mit kleiner Gaststube im ersten Stock war schnell gefunden. Fish & Chips und Haggis, Neeps & Tatties wurden bestellt. Dazu ein Pint. Schottischer (oder klischee-touristischer?) geht es wohl kaum.

Ich springe ein wenig: Stadtführung, Museen, Greyfriars Bobby: Erledigt. 

Was mich an Edinburgh einfach nicht loslässt ist die Architektur. Die emporsteigende Old Town mit ihren Türmen, Kirchen und dem Schloss als Krönung. Im klaren Kontrast dazu die New Town mit ihren geraden Straßenzügen und dem Blick auf das Wasser. Dazwischen gibt es momentan die Kunstausstellung LUMEN, die Klang und Licht in das Stadtbild einziehen lassen. Vor allem Nachts kommt so eine ganz besondere Stimmung auf. Eine Mischung aus wohligen Pubs und leichtem Vampirfilmcharme.

Whiskyflight in der Black Cat

Ganz ohne Whisky möchte ich euch nicht entlassen. Neben gutem Essen haben viele Pubs natürlich auch Whisky im Angebot. Manchmal finde ich die Auswahl allerdings ziemlich enttäuschend. Einige Pubs bieten nicht mehr als die Standards. Natürlich gibt es aber auch andere Pubs und der geneigte Whiskykenner kennt diese. Das Black Cat in der Rose Street ist so einer. In der New Town gelegen strahlt der Pub eher Moderne denn Vampir aus. Alles ist etwas rechteckiger als normal. Unbehandeltes Holz, offene Flächen,... ihr kennt das ja. Uns wurde der Pub vom einem Local empfohlen, da muss man also reinschauen. Wie der Zufall es wollte, gab es gutes IPA für meine Begleitung, einen Whiskyflight für mich und ein Pub Quiz für alle. So waren wir direkt mittendrin und konnten als "The Germäns" immerhin einen der vorderen Plätze belegen. Rugbyfragen waren halt nicht unsere Stärke.

 

Der Whiskyflight ist ein kleines Tastingpaket: Drei Whiskys kommen auf einem schicken Holztray und können in Eigenregie verkostet werden. Ich entschied mich für das Bartender Paket, drei Whiskys ausgesucht vom Barpersonal. Für mich sprang dabei raus: Aultmore 12 Jahre, Clynelish 14 Jahre und Ardmore 20 Jahre. Für den Preis von 15 Pfund kann man nicht meckern!  Über den Clynelish wollte ich eh in der kommenden Zeit schreiben, ich stelle ihn also zunächst zurück. Der Aultmore war nicht unbedingt meins, zu viele Kräuter und eine heftige, dominante Anisnote. 

 

Teil 2 wird bald folgen! Unter anderem dabei: Der botanische Garten und ein Tasting bei der Scotch Malt Whisky Society.

Ardmore 20 Jahre - Verkostungsnotizen

Whiskytasting Aultmore 12 Jahre, Clynelish 14 Jahre und Ardmore 20 Jahre

Über den Whisky: Der 20 Jahre alte Ardmore ist 2017 auf den Markt gekommen. Es handelt sich um eine Jahrgangsabfüllung aus dem Jahr 1996, also sind alle verwendeten Fässer in diesem Jahr destilliert worden. Abgefüllt wurde er mit 49,3%, was ich sehr gut finde! Außerdem wurde die Lagerung zu einem Teil in Ex-Islay Fässern vollzogen. Die genaue Ursprungsbrennerei der Fässer wird zwar nicht genannt, aber der typische Ardmore Rauch sollte hier noch etwas intensiver rüberkommen.

 

Anmerkung am Rande: Verkostet wurde in einem Pub mit entsprechender Lautstärke. Zusätzlich in guter Urlaubsstimmung. 1000% akkurat werden die Notizen also nicht sein. Man möge es mir verzeihen!

 

Aroma: Das Aroma ist überraschend rund und fruchtig-süß. Es kommt weniger Rauch aus dem Glas als erwartet. Etwas Vanille und Toffee gesellen sich zu fruchtigen Noten von Orange. Erst spät finde ich den Rauch, er ist da, aber zurückhaltend.

 

Geschmack: Zunächst kommt eine herrliche Süße auf meine Zunge. Vanille kämpft gegen die 20 Jahre Eichenfass, die eine holzig-trocken-würzige Note in den Whisky gebracht haben. Dazu habe ich Zitrusnoten und ein wenig Pfeffer. Der Geschmack kippt hin zu saftigeren, tropischeren Früchten bevor ein kalter Rauch hinzu kommt.

 

Abgang: Nicht überragend lang, aber auch nicht zu kurz. Wie so häufig kommt hier der Rauch stärker zum tragen. Die Fruchtigkeit geht zurück, es bleibt ein trocken-würzig-rauchiges Geschmackserlebnis zurück.

 

Abschließende Gedanken: Das allgemeine Profil von Ardmore mag ich gerne. Dem Traditional Cask habe ich doch etwas hinterher getrauert. Dieser 20 Jahre alte Vertreter entschädigt mich aber schon. Die First Fill Bourbon Reifung gepaart mit einem Hauch Islay bringt ein vielschichtiges Aromenprofil zu Tage, welches mir zu gefallen weiß. Noch dazu kostet der Whisky ca. 85€, was absolut fair bepreist ist!

 

Kategorie: Single Malt Whisky

Destille: Ardmore

Region: Highlands

Preis: 51-100€ (~85€)

49,3%

Kältefiltration: Nein

mit Farbstoff: Nein

Lagerung: First Fill Bourbon & Ex-Islay Casks

  

Mehr Informationen:

Whiskybase

Ardmore

Ardmore auf A Dr(e)am of Sea

 

Abschließende Bewertung: 6/7

 

Aromenübersicht Ardmore 20 Jahre

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