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Whisky Review #98: Loch Lomond - 17 Jahre Organic

Loch Lomond 17 Jahre Organic

Sind wir mal ehrlich: Die Brennerei Loch Lomond hat keinen guten Ruf. Also, so wirklich gar keinen! Der alte Einsteiger war ein typischer Supermarkt-Whisky, den viele wohl eher als Reinigungs- denn als Genussmittel benutzt hätten. Doch seit einiger Zeit tut sich etwas in den Highlands. Bereits auf der Hanse Spirit im Februar habe ich einige tolle Inchmurrin Abfüllungen probiert, die wirklich lecker waren. Auch von der Scotch Malt Whisky Society hatte ich spannende Tropfen aus der Brennerei im Glas. Nun will ich also mal schauen, was der Organic leistet und ob die Brennerei auch mit ihren Loch Lomond Originalabfüllungen ein Zeichen in die richtige Richtung zu setzen mag. 

Loch Lomond

Bevor wir uns den Organic genauer anschauen, lohnt sich aber auch ein Blick auf die Brennerei, denn Loch Lomond ist doch ein ziemliches Unikat. Gegründet wurde die Brennerei 1966, dem damaligen Besitzer der Brennerei Littlemill und einer amerikanischen Firma namens Barton Brands. Auch Loch Lomond durchlief einige Besitzerwechsel und war 1984 kurzzeitig geschlossen. 2014 wechselte die Brennerei zuletzt die Besitzer und ist nun Teil der "Loch Lomond Group", welche aus ehemaligen Diageo Mitarbeitern besteht. Seitdem, so meine ich zumindest, geht es mit der Qualität deutlich nach oben. 

Vor allem die Flexibilität in der Produktion macht Loch Lomond einzigaritg: Neben den klassischen Pot Stills verfügt Loch Lomond nämlich auch über Lomond Stills (Pot Stills mit Gegenstrom Destillation), eine Coffey Still und Destillationskolonnen. So kann die Brennerei unterschiedlichste Whiskys herstellen, und tut dies auch aktiv. Neben Loch Lomond kommen auch Inchmurrin, Inchmoan, Croftengea, Glen Douglas, Old Rhosdhu, Glengarry oder Inchfad aus der Brennerei. Durch die einzigartige Ausstattung ist Loch Lomond übrigens auch in der Lage einen "Single Blend" herzustellen, also einen Verschnitt aus Grain und Malt Whisky, welcher in einer Brennerei produziert wurde. Insgesamt kann die Brennerei aktuell 11 verschiedene Stile brennen.

Aktuell produziert Loch Lomond ca. 5 Millionen Liter (reiner Alkohol) Malt Whisky und ca. 20 Millionen Liter Grain Whisky.  Schauen wir uns also mal an, was die aktuellen Abfüllungen können!

Loch Lomond 17 Jahre Organic - Verkostungsnotizen

Loch Lomond 17 Jahre Organic Flasche

Über den Whisky: Der 17 Jahre alte Organic wurde mit Fassstärke von 54,9% abgefüllt. Gelagert hat er in First Fill Bourbonfässern, welche ihm eine schöne goldene Farbe verliehen haben. Auch auf Färbung oder Kühlfiltration wurde verzichtet, dabei ist der Organic mit ca. 60 Euro aber mehr als fair bepreist!

Ich muss zugeben, dass mich diese Rahmendaten so gespannt gemacht haben, dass ich den Whisky sofort probieren musste. Eigentlich war diese Besprechung erst für jenseits der #100 geplant!

 

Aroma: Das erste Aroma ist für mich erst einmal nicht überzeugend: Leicht stechend, alkoholisch und sehr getreidig kommt der Organic aus dem Glas. Etwas ungestüm mit Noten von frischer Minze legt er sich in meine Nase. Ich gebe ihm aber etwas Zeit und werde deutlich belohnt. Der Alkohol verfliegt schnell und gibt einen tollen Korb mit hellen Früchten frei: Traube und verschiedene Äpfel. Dazu ein Hauch Vanille und Pfirsiche oder Nektarine. Die Getreidenote ist zwar noch immer da, ist jetzt aber deutlich angenehmer integriert.

Mit Wasser gibt die Nase etwas tropische Früchte frei: Ananas und Papaya kommen hinzu. Im Vergleich zu meiner ersten Wahrnehmung ein Unterschied wie Tag und Nacht!

 

Geschmack: Das Mundgefühl ist angenehm, wenn auch zunächst etwas dünner als erwartet. Der Organic braucht ein paar Sekunden, bevor er den ganzen Mund ausfüllt. Geschmacklich habe ich viel Getreide: Haferflocken, etwas Müsli und Haferkekse. Ein wenig Vanille und Kokos meine ich zu vernehmen, wobei diese Noten sehr dezent sind. Langsam entwickelt sich eine ordentliche Kraft, welche in Ingwer- und Pfefferschärfe übergeht. Zeit, dass wir uns dem Abgang widmen.

 

Auch im Geschmack tun zwei oder drei Tropfen Wasser positives für den Whisky. Ich habe auch hier deutlich Südfrüchte wie Ananas, Mango und Papaya im Geschmack. Die Schärfe zum Abgang hin wird etwas schwächer. Ich trinke ihn zukünftig mit ein wenig Wasser!

Abgang: In Fassstärke geht der Organic ganz schön kratzig zu Werke. Der Alkohol ist deutlich spürbar (und ich bin Fassstärken gewohnt) und prickelt deutlich auf der Zunge. Jetzt dominieren auch die Eichenaromen, welche mir persönlich etwas zu stark ausgeprägt sind. Mir fehlt ein wenig ein süßer Konterpunkt. 

 

Abschließende Gedanken: Beim Erstkontakt war ich enttäuscht und dachte: "Oh, doch eher von der alten Qualität?" Doch dieser Whisky braucht einfach ein wenig Zeit und Beschäftigung. Ich empfehle auch etwas Wasser, aber das müsst Ihr selbst herausfinden. Wenn man ihm die Zeit lässt, dann wird man durchaus mit einem komplexen Bourbonfass gereiften Whisky belohnt. Von eher trockenen Getreidenoten, über die heimischen Früchte hin zu tropischeren Gefilden, hier gibt es viel zu finden! Der Preis ist dabei auf jeden Fall mehr als fair. An der Bestnote schrammt der Loch Lomond 17 Jahre Organic dennoch knapp vorbei.

 

Kategorie: Scotch Single Malt

Destille: Loch Lomond

Region: Highlands

Preis: 51-100€ (~60€ )

54,9%

Kältefiltration: Nein

mit Farbstoff: Nein

Fasstyp: First Fill Bourbon Casks

 

Mehr Informationen:

Whiskybase

Loch Lomond

Loch Lomond auf A Dr(e)am of Sea 

 

Abschließende Bewertung: 6/7

Aromenübersicht Loch Lomond 17 Jahre Organic

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