Ein Tasting von der Scotch Malt Whisky Society ist bei mir schon eine ganze Weile her - Immerhin bin ich aktuell kein aktives Mitglied bei diesem Club / Unabhängigen Abfüller. Über meine Probleme mit der SMWS habe ich ja in der Vergangenheit lange gesprochen, deswegen klammere ich das heute Mal aus und freue mich, über ein spannendes Tasting berichten zu können! Macht euch gefasst auf insgesamt sechs Whiskys in Fassstärke!
Tasting auf der Cap San Diego
Bevor wir uns den sechs Whiskys zuwenden muss ich zuerst auf die Location des Tastings eingehen: Die MS Cap San Diego. Dieses Schiff ist, zumindest für mich, der nicht-ganz-so heimliche Star des Tastings gewesen, dass im Salon stattgefunden hat.
Die Cap San Diego wurde 1961/62 für den Liniendienst zwischen Hamburg und Südamerika gebaut. Auf dem Hinweg wurden Autos, LKWs und andere Güter exportiert, auf dem Rückweg kamen tropische Früchte und argentinisches Rindfleisch mit an Bord. Außerdem bot die Cap San Diego Platz für 12 Passagiere. Unser Glück, denn nur deswegen gibt es auch heute noch den wunderschönen Salon. Während die fünf Schwesterschiffe mittlerweile abgewrackt sind, wurde der "Weiße Schwan des Südatlantiks" 1986 vom Hamburger Senat gerettet und fungiert seither als Museumsschiff. Der Eintritt kostet erschwingliche 7€ und hilft dabei alles in bester Ordnung zu halten. Und das ist wirklich so zu verstehen, denn die Cap San Diego strahlt in einem herrlichen Weiß wie am ersten Tag. Darüber hinaus ist sie auch noch jederzeit fahrtbereit und somit ein echter Stolz der 45 freiwilligen Helfer, die alles am laufen halten.
Zum Whisky...
Ihr seid aber selbstverständlich nicht für Schiffsinfos bei mir gelandet und zu meinem (und eurem?) Glück war ich ja zum Tasting auf der Cap San Diego. Hinter dem Namen "The Founder's Choice" versteckte sich allerdings etwas weniger, als der Ankündigungstext vermuten ließ. Society Begründer Philip "Pip" Hills habe angeblich die Flaschen des Abends selbst ausgesucht. Nun, in der Realität hat er wohl nur drei Flaschen aus dem aktuellen Oktober-Outturn der Society als besonders gut hervorgehoben. Schade eigentlich.
Den Aufschlag machte ein Inchmurrin mit der Nummer 112.43 und dem klangvollen Namen "Starfruit: The next destillation". Für Trekkies natürlich ein Highlight. Mich konnte der 15 Jahre alte Whisky aus der Brennerei Loch Lomond durchaus überzeugen. Er zeigt tolle tropische Aromen von Mango, Papaya und viel Zitrus (auf dem Tasting habe ich "Zitrusputzmittel" gesagt... ups!). Nach viel Zeit geht er in Richtung Vanille-Duftstäbchen. Den Wortwitz-Award des Abends konnte er allerdings dann doch nicht gewinnen. Weiter ging es mit einem 71.65, ein 8 Jahre alter Glenburgie aus einem First Fill Bourbon Hogshead. "Cracking- crispy and crunchy!" war hier der Name. Mich konnte dieser Glenburgie leider nicht überzeugen: Jung, spritig und unrund kam er mir vor. Meiner Meinung nach hätten hier 2 oder 4 Jahre mehr im Fass noch einiges bewirken können.
Nummer drei des Abends war mit dem 44.111 ein Craigellachie. Der klangvolle Name "Spicy and fruity, sweet and sour" deckt den Geschmack gut ab. Nun, wie sollte es auch anders sein, denn irgendwie wird auch alles genannt, was es so an Geschmackseindrücken gibt. Ich hatte hier vor allem englisches Weingummi, Minze und eine feine Würze am Gaumen. Kein Whisky, der mich umgehauen hat, aber definitiv eine Steigerung zum Vorgänger.
Die zweite Hälfte des Abends wurde von einem Glen Grant (9.168) eingeläutet, der sich mit dem Namen "Cedar bigger picture" den Wortwitz-Award redlich verdient hat. Mich konnte der Glen Grant durchaus überzeugen. In der Nase hatte ich die Würze von Paprikachips, Vanille und auch Eiche. Der Geschmack hat mir vor allem mit Wasser gut gefallen. Cremig, ölig, sehr weich und süßlich im Antrunk. Zum Abgang hin dann durchaus würzig und spritzig, so wandlungsfähig bringt mir Whisky Spaß!
Auf der Zielgeraden des Tastings lockte ein 26 Jahre alter Glenlossie (46.82) mit dem Namen "A journey from light to dark". Neben dem Cedar bigger picture wurde er von Pip besonders hervorgehoben. Der Whisky wurde schon angekündigt mit "er schmeckt vielleicht jünger als er ist" und das war nicht ganz daneben. Ich hätte blind schon auf einen älteren Whisky getippt, aber bis auf 26 Jahre wäre ich nicht gegangen. Durchaus weich, ölig und süß. Zedernholz mit Malz. Insgesamt sehr rund mit erstaunlich zarten Einflüssen der Eiche.
Zum Abschluss gab es mit dem 66.158 "Someone left a cigar in the Boudoir" noch einen richtig feinen Ardmore. Auch hier stehen stolze 20 Jahre auf dem Etikett, mit 95 Pfund ist er dabei aber deutlich günstiger als der Glenlossie, der immerhin mit 144 Pfund zu Buche schlägt. Ich bin ja ein Fan von Ardmore und so wurde dieser "Betthupferl" auch zu meinem Highlight: Leichter Rauch trifft auf feine Süße. Voll, richtig ölig im Mund. Mit der Zeit Marzipan und Haselnussaroma und im Abgang dann eine feine Mischung aus leichtem Rauch und Eiche. Von anderen wurde er als "eher langweiliger Ardmore" bezeichnet, und das kann ich ein wenig nachvollziehen. Die Brennerei hat spannenderes zu bieten. Aber richtig lecker finde ich den trotzdem!
Insgesamt zeigte die Society auch an diesem Abend wieder ihre gesamte Bandbreite. Von jung und Destillat getrieben bis alt und würdevoll - alles war an Whisky dabei. Die Location passt dabei wie die Faust aufs Auge und ich hoffe sehr, dass sich die Cap San Diego als fester Tastingort etablieren kann. Mein Dank geht an Thom Glas, seine Partnerin und die gesamte Crew der Cap San Diego für diesen schönen Abend!
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