Aktuell bin ich wieder auf dem Ex-Bourbonfass gelagerten Whiskytrip. Letzte Woche gab es zu diesem Thema einen schönen, jungen Mortlach von Douglas Laing und heute setze ich mit einem unbekannten Whisky nach: Miltonduff aus dem Hause Claxton's. Beides keine große Namen, die aber dennoch für Qualität stehen!
Unbekannte?
Ich weiß nicht, ob ich Euch falsch einschätze, aber ich glaube, dass der unabhängige Abfüller Claxton's nicht gerade in aller Munde ist. Dabei bieten die Briten, die mittlerweile ein eigenes Lagerhaus in der schottischen Grenzregion Borders besitzen, beste Qualität zu einem anständigen Preis. Der heutige Miltonduff hat mich, um ein Beispiel zu nennen, 60€ gekostet. Für einen 10 Jahre alten Whisky aus einem First Fill Bourbonfass in Fassstärke ist das absolut in Ordnung. Also für alle, die Claxton's bisher nicht näher betrachtet haben: Es lohnt sich! Bei Marc sind sie sogar unabhängiger Abfüller Nummer 1 geworden (We talk Malts Folge 5).
Die zweite Unbekannte dieser Gleichung ist die Brennerei Miltonduff. Diese Speyside Brennerei fristet, wie so viele andere, ein Leben im Schatten. Gordon & MacPhail bietet eine Abfüllung, die man als Standard ansehen könnte, ansonsten gibt es aber keine regelmäßig erscheinenden Whiskys. 2017 kam eine 15 Jahre alte Abfüllung unter dem Ballantine's Label für den Travel Retail auf den Markt, aber das war es dann schon. Da die Brennerei seit 2005 zu Chivas Brothers / Pernot Ricard gehört, ist wohl relativ klar, wo das Volumen von ca. 5,9 Millionen Liter Alkohol untergebracht wird. Zum Glück konnte Claxton's ein Fass aus diesem Dasein befreien und das schauen wir uns jetzt an!
Miltonduff 2008 /2019 Claxton's - Verkostungsnotizen
Über den Whisky: Dieser Miltonduff wurde am 7.11.2008 destilliert und im Jahr 2019 abgefüllt. Er erreichte damit 10 volle Jahre Lagerzeit. Diese Zeit verbrachte er im First Fill Bourbonfass mit der Nummer 1961-700925 und der Alkoholgehalt beträgt 55,8%. Auf Kühlfiltrierung oder Farbstoff wurde verzichtet - danke!
Aroma: Zunächst ziert sich der Whisky und ist sehr zurückhaltend. Ich gebe ihm etwas Zeit im Glas. Ein wenig Süße, etwas Eiche, ein wenig Malz. Soweit, so gut. Dann nimmt mich der Miltonduff mit auf eine Reise in den Garten: Vorbei an den Kräutern geht es hin zu den ersten Blumenblüten. Auch erdige Noten von Laub und Ästen habe ich in der Nase. Merkwürdig, anders, aber auch nicht schlecht!
Geschmack: Der Start ist sehr süß, wie bei einer ausgekratzten Vanilleschote, schon fast habe ich eine Vanillesoße auf der Zunge. Dann kommt ein Anflug von Malzbier, während Eiche und eine deutliche Würze, die mich dann eher wieder an die Aromen aus der Nase erinnern, den Übergang zum Abgang markieren.
Abgang: Klassisch: Mittellang, würzig-wärmend und doch kräftiger werdend.
Abschließende Gedanken: Ein Whisky, der Zeit braucht. Zunächst wirkte er sehr unspektakulär, doch mit 10 oder 15 Minuten im Glas offenbart sich eine schöne, florale Bourbonfassreifung.
Malt Moment: Ein Frühlingstag im Garten. Wieso haben wir gerade Schneeregen, während ich das hier schreibe?
Zusammenfassung:
Kategorie: Single Malt Scotch Whisky
Destille: Miltonduff
Region: Speyside
Preis: ~60€
55,8%
Kältefiltration: nein
mit Farbstoff: nein
Gelagert in: First Fill Bourbon Barrel
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