Whiskys ohne Nennung des Brennereinamens gibt es bei den Schotten häufiger. In Deutschland ist mir das bisher eher selten untergekommen. Das Feingeist "Project One" ist aber genau so ein Whisky: 8 Jahre alt, 57,8% stark, nicht gefärbt, nicht kühl gefiltert. Aber eben ohne Angabe einer Brennerei. Ich bin gespannt, denn mit 8 Jahren haben wir hier einen vergleichsweise alten Deutschen Malt im Glas. Noch dazu mit Laphroaig Cask Finish. Klingt spannend!
Feingeist Project One - Verkostungsnotizen
Disclaimer: Dieses Sample wurde mir von Feingeist / Pat Hock zur Verfügung gestellt.
Über den Whisky: Die Rahmendaten habe ich oben bereits genannt: 57,8% und absolut naturbelassen. Die Reifung ist allerdings schon etwas kurios: Kastanienfass, Ex-Bourbonfass, Spätburgunder und dann 13 Monate Laphroaig Cask Finish. Eine wirkliche Reise! Ich bin gespannt, ob das zu einem Durcheinander führt, oder sich harmonisch ineinander fügt.
Aroma: Die dunkle Farbe des Whiskys verspricht nicht zu viel. Extrem intensiv steigt er aus dem Glas auf, sodass ich ihm erstmal eine Sekunde gebe. Ein dunkles Fruchtaroma kommt mir in die Nase, zunächst schwer zu fassen entscheide ich mich für "Pflaume", und zwar Backpflaumen. Vanille ist da definitiv auch im Spiel und der Alkohol hält sich erstaunlich zurück. Aber die Kraft merke ich ihm schon an. Irgendwas in die tropische Früchte-Richtung ist auch dabei, aber dezent im Hintergrund. Mandarine vielleicht.
Geschmack: Sehr spannend, da ganz anders, als ich erwartet habe. Erst sehr süß, fast likörig, dann mit Säure und dann kommt das Islay Fass erstaunlich kräftig durch. Die Süße erinnert an einen Dessertwein, die Säure kann ich schwer verorten, gefällt mir aber nicht ganz so gut. Wahrscheinlich ist das Kastanienfass dafür verantwortlich, zumindest habe ich Säure schon häufig als Notiz zu dieser Fasslagerung gelesen. Der Rauch erreicht dann wirklich locker Highland Park Niveau, vielleicht sogar Ardmore. Eher trocken und floral, nicht so medizinisch wie der Whisky, der zuerst aus dem Fass kommt.
Abschließende Gedanken: Aus welcher Brennerei dieser Whisky stammt ist mir nicht bekannt. Einige Brennereien, wie zum Beispiel St. Kilian, können ausgeschlossen werden, da diese einfach noch nicht so lange produzieren. Aber im Endeffekt ist es ja auch egal, denn es geht darum, ob der Whisky schmeckt. Ich bin etwas hin- und hergerissen. Zum einen ist da diese tolle Süße, die die Grenzen von "Whisky" schon ausreizt, aber das gefällt mir. Der Rauch ist überraschend, da ich ihn in der Nase eigentlich gar nicht wahrgenommen habe und fügt sich gut ein. Diese saure Note hingegen ist nun gar nicht meine Welt. Im Durchschnitt bleibt so ein guter Whisky.
Malt Moment: Nach Schottland reisen ist momentan wohl keine gute Idee. Dieser Whisky verbindet Islay und Deutschland. Wenigstens ein kleiner Trost.
Weitere Informationen:
Kategorie: Single Malt Whisky
Destille: Unbekannt
Region: Deutschland
Preis: 74,90€
57,8%
Kältefiltration: nein
mit Farbstoff: nein
Gelagert in: Kastanie, Ex-Bourbon, Spätburger, Laphroaig Cask Finish
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