Als Whiskynerd steht man ja auf möglichst direkte Vergleiche. GlenAllachie hat diesen Ruf erhört und "beschenkt" uns mit einem Set aus drei Whiskys, die jeweils ein unterschiedliches Finish erhalten haben, sonst aber identisch sind. Ein Quervergleich aus drei Virgin Oak Finishes bietet sich hier also nicht nur an, er wird einem geradezu aufgezwungen!
Disclaimer: Die drei Samples der heutigen Besprechung wurden mir von Kirsch Whisky zur Verfügung gestellt. Selbstverständlich wurde kein Einfluss auf redaktionelle Inhalte genommen. Diese spiegeln vollumfänglich meine Wahrnehmung wieder.
3x GlenAllachie = 3x gleicher Whisky?
Ich glaube, ich muss nicht erneut eine Einführung zu GlenAllachie schreiben, oder? Die Speyside Brennerei, die unweit der Aberlour Distillery liegt, ist mittlerweile schon einige Jahre in der Hand von Billy Walker, welcher zuvor Glenglassaugh, BenRiach und vor allem GlenDronach zu neuem Glanz - und Großbuchstaben mitten im Namen - verholfen hat. Auch bei Glenallachie wurde das "a" groß und Walker fing an, sich um ein riesiges Fasslager zu kümmern. Die Core Range konnte mich dabei nicht unbedingt restlos überzeugen, wobei der nachgereichte 15 Jahre alte GlenAllachie mir gut gefällt.
Neben 10er CS, 12, 15, 18 Jahre gibt es auch immer wieder kleinere, besondere Abfüllungen. So gab es ein Koval Rye Finish oder eben jetzt drei Whiskys, die jeweils 10 Jahre in Ex-Bourbonfässern lagerten um dann in French, Spanish oder Chinquapin Oak Fässer umzuziehen. Abgefüllt wurden alle mit 48% Alkohol, ein Vergleich sollte daher gut möglich sein!
Nun kommen wir also zu den Whiskys. Statt detaillierter einzelner Notes möchte ich Euch heute alle drei in einem Text vorstellen. So ist es einfacher Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Beziehung zu setzen. Fangen wir mal mit den Rahmendaten an: Alle drei Whiskys haben 12 Jahre im Fass gelegen, wurden mit 48% abgefüllt und erhielten ein Finish in Virgin Oak. Diese frische Eiche war allerdings jeweils eine andere: French Oak, Spanish Oak und Chinquapin Oak sind zum Einsatz gekommen.
Ich starte mit dem French Oak, da das Aroma mir hier am leichtesten erscheint. Eine zurückhaltende Süße strömt aus dem Glas, die mich leicht an einen Bourbon erinnert. Wahrscheinlich spüre ich hier direkt die frische Eiche, mit der ich ja häufiger eher zu kämpfen habe. Ein wenig Malz, ein leichter Hauch von Würze und eben das Eichenaroma. So stellt sich der Erstkontakt dar. Auf der Zunge zeigt sich ein erstaunlich milder Whisky, der sich fein im Mund verteilt - da bin ich wirklich überrascht. Die Aromatik ist sehr angenehm, viel Vanille, saftige helle Früchte, etwas milde Gewürzmischung mit Paprika und ein Anklang Honig. Zum Abgang hin blitzt kurz weißer Pfeffer auf, ehe sich die Eiche langanhaltend im Mund niederlässt. Ein guter Auftakt! Nummer zwei ist der Spanish Oak, der in der Nase schon kräftiger zu Tage tritt: Hier habe ich einen richtig schönen Lagerhausgeruch in der Nase, diese ganz besondere Mischung aus Angel's Share, unzähligen Eichenfässern, Sandboden und dicken Steinwänden. Im Mund gefällt er mir die spanische Eiche noch einen Tick besser als der französische Verwandte. "Mehr von allem!", erscheint hier die Devise zu sein. Noch voller, cremiger, mundausfüllender. Süßer, mit Anflügen von Jahrmarktsaromen. Im Abgang dann auch mehr Eiche, etwas mehr Würze und vielleicht auch einen Tick langanhaltender.
Nummer drei ist nun die Chinquapin Eiche, die vor allem in Nordamerika beheimatet ist, und die ich schon bei meinem Raasay Tasting kennenlernen durfte. Damals hat sie mir sehr gut gefallen. Nun zur Variante von GlenAllachie: In der Nase nehme ich deutlich mehr Vanille und Süße wahr als bei den europäischen Eichen. Vanilleeiscreme, kandierte Mandel und kandierter Apfel kommen mir in den Sinn. Dazu im Gegenpol die Malzigkeit eines Single Malts. Das gefällt mir alles richtig gut! Auf der Zunge geht das Erlebnis weiter: Sehr mundausfüllend, angenehm süß und zunächst kaum Eiche. Nur langsam kommen Gewürze hinzu, im Abgang ist hier der meiste Bums drin - ein kräftiger, leicht prickelnder Abschluss dieser Verkostung.
Fazit
Zusammenfassend kann ich festhalten, dass mir alle drei Whiskys gut geschmeckt haben, was bei Originalabfüllungen von GlenAllachie ja nicht unbedingt immer der Fall ist! Es lässt sich nicht leugnen, dass diese Whiskys sehr ähnliche Rahmendaten haben. Sie sind alle sehr ähnlich im Aufbau, haben eine ähnliche Kraft und dennoch sind sie auch unterschiedlich. Von eher "mild-würzig" bis "süß mit kräftigem Abgang" wird hier ein spannendes Spektrum abgebildet. Für weitere Informationen empfehle ich die Seite des Deutschen Importeurs Kirsch Whisky oder natürlich den direkten Auftritt von The GlenAllachie.
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