Die Brennerei Glen Scotia lief viele Jahre nur so nebenher. Die Abfüllungen hatten kein besonders liebevolles Design, die Malts waren teilweise eher durchschnittlich. Doch seit ein paar Jahren tut sich da etwas in Campbeltown und Glen Scotia findet immer mehr Anhänger. Heute habe ich eine Sonderabfüllung im Glas, die Oloroso und PX Fässer kombiniert. Noch dazu in Cask Strength. Kann sie mit den Campbeltown Malts Festival Abfüllungen mithalten?
Aufgewacht und ausverkauft?
Für mich kam Glen Scotia 2018 mit der ersten Campbeltown Malts Festival Abfüllung wieder so richtig auf das Radar. Vorher hatte ich nicht wirklich viele Berührungspunkte. Die Qualität hat mich früher nicht unbedingt angesprochen und auch heute noch renne ich alten Glen Scotias gar nicht unbedingt hinterher. Ich denke, da hat sich einiges zum positiven gewendet über die letzte 10 bis 15 Jahre. 2018 kam nun die besagte Festivalabfüllung auf den Markt und diese war nicht nur unglaublich lecker, mit einem tollen Finish, sondern auch noch richtig gut bezahlbar. Wann gibt es heutzutage schon noch Festivalabfüllungen für um die 50€? Ja, heutzutage, also 2020, wird das wohl eng, denn auch Glen Scotia zieht die Preise an! Die 2020er Abfüllung, weiterhin sehr schmackhaft, ist schon fast 20€ teurer gewesen. Das ist noch immer ein Preis, der vertretbar ist, aber hier wird doch ein wenig aufgeholt.
Neben den Core Range Whiskys bringt Glen Scotia übrigens auch immer wieder Single Casks auf den Markt. Man ist mittlerweile also wirklich sehr aktiv. Die heutige "Limited Edition" erschien anlässlich, nun, das weiß ich gar nicht! Aber über die Abfüllung kann ich Euch dennoch etwas spannendes erzählen. Kommen wir also zum Verkosten!
Glen Scotia 11 Jahre PX & Oloroso Casks - Verkostungsnotizen
Über den Whisky: Der heutige Verkostungskandidat wurde 2008 destilliert und zwar, eher untypisch für Glen Scotia, völlig unpeated. Er reifte in First Fill Bourbon Barrels und bekam dann ein 10 Monate langes Finish in Oloroso und PX Fässern. Anschließend durfte er sich noch kurz in ein paar First Fill Bourbonfässern verbinden und zur Ruhe kommen, ehe er mit 54,1% Fassstärke abgefüllt wurde.
Aroma: Ein ganz starkes Aroma von Grapefruit, leicht gezuckert, aber dennoch auch säuerlich und bitter. Darunter liegt eine rote Grütze mit vielen Johannisbeeren und nur ein ganz wenig Süße. Von den Bourbonfässern kommt ein Hauch Vanille dazu. Eine leicht muffige Stallnote ist ganz im Hintergrund zu vernehmen, kein Rauch, aber der Brennereicharakter von Glen Scotia. Zumindest für mich.
Geschmack: Ein kräftiger, aber nicht zu rauer Antritt. Die starke Säure aus der Nase ist glücklicherweise jetzt ganz gut eingebunden. Ein wenig Zimt bringt Würze, aber die Fruchtnoten spielen die Hauptmusik. Schwarze Johannisbeere, Stachelbeeren, aber auch ein wenig, fast schon gärende, Erdbeeren. Zum Abgang hin mehr Würze, die Fassstärke macht sich bemerkbar.
Abgang: Langanhaltend, süß-säuerlich (aber nicht wie beim Asiaten, sondern fruchtig!). Dazu etwas Alkohol, aber insgesamt erstaunlich wenig Holz.
Abschließende Gedanken: Ich mag Glen Scotia. Ich denke aber auch, dass der Brennereicharakter etwas "funky" ist und ein kluges Fassmanagement benötigt um gute Whiskys entstehen zu lassen. Diese Sonderabfüllung ist definitiv weiterhin etwas ausgeflippt. Die Aromen springen etwas hin und her, diese Zitrussäure muss man schon wirklich mögen (ich mag sie), die süßen Aromen geben aber auch einen spannenden Gegenpunkt. Unterm Strich bleibt für mich ein guter Whisky, der aber sicherlich nicht jeden überzeugen wird.
Malt Moment: Zum zweiten Advent ist die flippige, leicht irre Tante eingeladen? Mit diesem Whisky klappt das schon!
Weitere Informationen:
Kategorie: Single Malt Scotch Whisky
Destille: Glen Scotia
Region: Campbeltown
Preis: ab 55€
54,1%
Kältefiltration: nein
mit Farbstoff: nein
Gelagert in: First Fill Bourbon Casks, Finish in: Oloroso & PX Casks
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