Heute gibt es in der Besprechung mal wieder einen kleinen Tastingflight: Drei Whiskys, die ich gestern Abend verkostet habe und die heute direkt in die Besprechung wandern durften. Mit dabei ist ein Ben Nevis, ein Tomatin und ein, nun, eine unbekannte Brennerei. Alle drei haben gemeinsam, dass sie für deinwhisky.de abgefüllt wurden. Also, rein ins Vergnügen!
3 Whiskys mit Besonderheit
Ihr kennt das von mir: Wenn es mehrere Whiskys zu besprechen gibt, dann schreibe ich lieber einen Text in dem ich auf alle eingehe. Es gibt also keine drei getrennten Tastingnotes heute. Außerdem gilt, dass mir die Tropfen von Sebastian Becker von deinwhisky.de zur Verfügung gestellt wurden. Werbung, Werbung, Werbung! Alle drei Tropfen sind genial, unbedingt kaufen! Bis kommenden Sonntag...
Jetzt Spaß beiseite und ran an die Whiskys. Drei neue Abfüllungen hat Sebastian für deinwhisky.de organisiert bekommen. Ich bin ja großer Fan seiner Eigenabfüllungen, vom Cameronbridge aus dem letzten Jahr habe ich mir gleich zwei Flaschen zurück gestellt. Man scheint da einfach wirklich gute Kontakte und ein glückliches Händchen zu haben. Heute gibt es diese drei Tropfen: Ben Nevis 1996 / 2020 abgefüllt mit 43,9% von Sansibar, einen Secret Speyside 1991/2020 mit 49,1% Fasstärke und einem Tomatin 2010 / 2020 aus einem Port Pipe, abgefüllt durch Hart Brothers.
Beim Tasting bin ich in genau dieser Reihenfolge vorgegangen, damit kamen zwar die alten Whiskys zuerst, allerdings hatte ich etwas Angst vor der Fassstärke des Tomatin, der mit 53,8% eben gut 5% über dem Speyside lag.
Ben Nevis ist eine tolle Brennerei, zumindest was den Whisky angeht. Leider bekommt man nicht so viel aus dem Haus, wobei die neuen Regelungen bezüglich der Herkunft japanischen Whiskys da etwas Hoffnung machen. Aber das sind Mutmaßungen. Der Ben Nevis hat mit 24 Jahren ein stolzes Alter und zeigt das direkt in der Nase: "Tropische Früchte und Eiche für Tage!" habe ich hier notiert. Ich glaube, da ist irgendwie eine Anlehnung ans Englische "for days" passiert. Ihr wisst, was ich meine. Apfel, Birne, ganz viel gezuckerte Papay und dann aber auch Würze mit Kardamom. Eine sehr ansprechende Nase. Im Geschmack kommt ein tolles Wechselspiel aus Süße und Säure hervor. Etwas Orange (die habe ich bei Ben Nevis eigentlich immer), die volle Palette tropischer Früchte und grüner Apfel. Auch hier ist ein bisschen Birne dabei. Eine leichte Säure, die zum Abgang hin prickelnder wird setzt einen gekonnten Gegenpunkt. Der Abgang ist lang, würzig aber nicht zu stark von der Eiche dominiert. Sehr lecker, aber natürlich auch nicht ganz günstig.
Als zweites traue ich mich an den Secret Speyside. Hier diente ein Hogshead als Lagerstätte für satte 29 Jahre. Der erste Kontakt ist etwas zurückhaltend, nach dem Feuerwerk des Ben Nevis hat er es wohl etwas schwer. Hell-fruchtig geht es auch hier zur Sache, aber eher einheimisch und weniger tropisch. Roter Apfel, Pfirsich, diese Schiene ist zu finden. Mit Zeit öffnet sich das Aroma etwas und der Whisky zeigt sein Alter mit einer feinen, warmen Holzwürze. Im Geschmack zeigt sich das Alter weiterhin, der Whisky ist extrem rund, dabei aber voll und einfach gesetzt und gut gereift. Ich habe einen süßen Honig auf der Zunge, helle Trauben, Vanille und etwas Puderzucker. Fein, zurückhaltend. Kein schreiender Krawallbruder, sondern ein in sich gekehrter Gentleman.
Der Abschlusswhisky fährt tendenziell eher gerne nach Malle, so viel kann ich schon sagen. Tomatin 2010/2020 Port Pipe. Ich muss gestehen, dass ich hier gar nicht auf das Fass geachtet hatte und ich von Sherry ausgegangen war. Allerdings kam mir die Farbe schon seltsam vor. Im Aroma ist die Tomate sicherlich der kräftigste Whisky des Abends. Etwas muffig, vergorene rote Früchte, schwere Süße. rote Traube, trockener Rotwein und feuchtes Lagerhaus mit reichlich Angels Share. Im Geschmack: Genial! Viel Ananas aus einem Rumtopf, voll, kräftig, aber dennoch pur wunderbar trinkbar. Richtig würzig werdend, aber dabei mehr auf der Kräuterebene und weniger stumpfe Eiche. Der Abgang ist lang (Zitat aus meinen Notizen: "laaaaaaaang!") und trocken mit viel Frucht. Die Würze aus dem Fass geht schon annähernd in eine Rauchnote über.
Was soll man jetzt zu "Gewinner" oder "Verlierer" sagen? Alle drei Whiskys sind sehr unterschiedlich. Der Ben Nevis ist gut gereift, hat aber noch viel Kraft. Der Secret Speyside ist sehr zurückhaltend, fordert Zeit und belohnt die entschleunigte Beschäftigung mit ihm. Der Tomatin gibt voll auf die 12, ist natürlich deutlich jünger als die anderen und ist voll aufgeladen mit Port. Für mich "gewinnt" tatsächlich der Tomatin, was aber auch an seinem Preis liegt. Für 75€ bekommt man hier einen tollen Malt in Fassstärke. Der Bereich um die 200€ bleibt mir beim Flaschenkauf einfach meist verwehrt.
Ben Nevis 1996 / 2020 - Sansibar für deinwhisky.de - 43,9% - 199,90€
Secret Speyside 1991 / 2020 - Sansibar für deinwhisky.de - 49,1% - 184,90€
Tomatin 2010 / 2020 - Hart Brothers für deinwhisky.de - 53,8% - 74,90€
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