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Whisky Review #50: Teeling - 14 Jahre - The Revival Vol. III

Teeling Revival No.3 - Pineau des Charentes Finish. Umverpackung und Flasche

Ausgerechnet in meiner 50. Besprechung geht es mal nicht nach Schottland! Irische Whiskys sind auf ADoS ja doch eher etwas unterrepräsentiert, und dieser Umstand wird zumindest heute ein wenig abgebaut.

Ich nehme euch also mit zu Teeling, einer jungen Brennerei mit alten Beständen, die mit dieser Abfüllung ihre Auferstehung feiern will. Darüber hinaus, will ich mich einem anderen Thema zuwenden: Der Flaschenreifung.

 

 

Reift Whisky in der Flasche weiter?

Kurz gesagt: Nein.
Ein Whisky "lagert" in einer Flasche nicht weiter, seine Farbe wird sich nicht weiter verändern und auch die Reifezeit (=Altersangabe auf der Flasche) lässt sich dadurch nicht verändern. Ein 10 jähriger GlenDings, der seit 1975 in der Flasche ist, ist immer noch ein 10 Jahre alter Whisky.

Lang gesagt: irgendwie schon.

Allerdings wäre es auch falsch zu sagen, dass ein Whisky sich nicht mehr verändert, wenn er einmal in der Flasche ist. Wichtig dabei: Wir sprechen hier von Whisky in einer geöffneten Flasche, bei der auch schon etwas vom Inhalt entnommen wurde. Einfach gesagt, die Flasche ist angebrochen und wird getrunken.

Jetzt kommt nämlich der zusätzliche Sauerstoff ins Spiel. Dieser reagiert (wenn auch langsam) mit Teilen des Whiskys, es findet also schlicht und einfach ein Oxidationsprozess statt. Welchen Einfluss dieser hat, ist aber ungewiss.

Mir ist generell aufgefallen, dass man rauchige Whiskys (z.B. Islays) tendenziell schneller leeren sollte. Das heißt nicht, dass er nach einem Monat nicht mehr genießbar sein wird, aber mir ist z.B. ein 10 Jahre Laphroaig nach ca. 1 Jahr mal "umgekippt". Geschmacklich war der nicht mehr genießbar. Teerig, ganz fieser Rauch, hatte nichts mehr mit dem ursprünglichen Whisky zu tun. 

Nicht rauchige Whiskys haben dieses Problem eher weniger, hier sind die Geschmacksunterschiede auch über längere Zeiträume nur minimal. Allerdings können Veränderungen in den ersten Wochen doch ziemlich prägnant sein. Diese Whiskys müssen dann, wie auch ein Wein, erst einmal atmen.

So einen Kandidaten will ich euch heute vorstellen. Hätte ich diesen Teeling direkt am Anfang bewertet, wäre er über eine 2/7 nämlich nicht hinaus gekommen. Scharf, sprittig, wenig aromatisch war mein erster Eindruck. Und das bei einer (fast) 100€ Flasche!

Schauen wir mal, wie er sich entwickelt hat...

Teeling - 14 Jahre - The Revival Vol. III - Pineau des Charentes Finish - Verkostungsnotizen

Teeling Revival No.3 - Pineau des Charentes Finish Etikett

Über den Whiskey: Zunächst müssen wir uns wohl der Frage zuwenden, in was für einem Fass dieser Whiskey gelagert wurde. Ich muss zugeben, dass mir Pineau des Charentes vorher überhaupt nichts gesagt hat. Vielleicht bin ich ein Kulturbanause, vielleicht geht es euch ja aber auch so...

Pineau des Charentes (auch: Pineau) kommt aus Westfrankreich, genauer gesagt aus den Départements Charente oder Charente-maritime und ist eine Mischung aus unfermentiertem Traubenmost und Eau de Vie de Cognac, welche für mindestens 18 Monate in einem Eichenfass gelagert wurde. Praktisch, denn so kann man den Pineau rausnehmen und Whisky reinpacken!

Noch ein Wort zu Teeling: Die Brennerei an sich ist relativ jung (2015) und wurde im Herzen Dublins errichtet. Bestimmt haben viele von euch davon gehört, deswegen führe ich es hier nicht zu stark aus. Allerdings muss man wissen, dass die Familie Teeling beim Verkauf der Cooleys Brennerei (2011 an Beam / mittlerweile Beam Suntory) einen Großteil des Fasslagers behalten hat. Dieser Teeling ist also eigentlich ein Cooleys, nur sind die Iren da nicht so streng ...

Ach so: Aus der gleichen Serie habe ich schon die Calvados Variante probiert, und die hat mir sensationell gut gefallen! 

 

Aroma: Relativ leicht, frisch und ein wenig Malzigkeit und leicht angebranntes Karamell oder Zuckerwatte (wie ein Zuckerwattestand auf dem Jahrmarkt). Dazu ganz deutliche Noten von Apfel. Ein wenig Grasigkeit, oder abstrakter vielleicht etwas florale Noten. Irgendetwas anderes habe ich noch dabei, was ich schwer zu beschreiben finde. Leicht vergoren vielleicht? Etwas muffig oder leicht alkoholisch. Schwierig, könnte aber mit dem Apfel zusammenhängen!

 

Am Gaumen: Ziemlich säuerlich, erinnert mich an grüne Äpfel.  Ein wenig Vanille und Süße, die aber schnell verfliegt. Dann deutlich würziger, kräftig und prickelnd auf der Zunge. Trockener werdend, der Speichelfluss wird angeregt. Insgesamt ist das Mundgefühl voll und voluminös.

 

Abgang: Der Abgang ist sehr kräftig. Pfeffrige und (leider) auch alkoholische Schärfe. Hier geht es ganz schön zur Sache. Holzig, trocken und weiterhin prickelnd. Leider etwas unausgewogen. 

 

Abschließende Gedanken: Um den Ausgangspunkt wieder aufzugreifen: Dieser Teeling hat unglaublich von einer geöffneten Flasche profitiert. Schon wenige Zentiliter, die ich entnommen habe, haben genug Platz gelassen für eine Rundung und Öffnung des Geschmacks. Der Tipp an alle ist also: Wenn ein Whisky nicht sofort schmeckt, dann gebt ihm später noch eine Chance. Hey, jeder hat doch eine zweite Chance verdient!
Der Whiskey an sich lässt mich etwas ratlos zurück. Ja, das Pineau Finish ist richtig präsent, fast schon dominant. Allerdings ist das Gesamterlebnis etwas holprig, oder besser gesagt ungestüm. So richtig warm werde ich mit der Flasche wohl nicht werden, ABER: Die Entwicklung durch etwas Luft hat dem Whiskey auf jeden Fall gut getan. Insgesamt bewege ich mich fast zwischen zwei Noten, entscheide mich aber (aufgrund des recht hohen Preises) für die niedrigere Bewertung:

 

Kategorie: Irish Whiskey

Destille: Teeling (Irland)

Preis: 51 - 100€ (~98€)

46%

Kältefiltration: Nein

mit Farbstoff: Nein

 

Mehr Informationen:

Whiskybase

Teeling

Teeling auf A Dr(e)am of Sea

 

Abschließende Bewertung: 4/7

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