Zu Besuch bei ...: Mackmyra (Deutschland)
Mit einem Tag Verspätung kommt heute die sonntägliche Whiskybesprechung. Nur halt am Montag. Ich glaube, dass man das heutzutage wohl "postfaktisch" nennen würde.
... verlieren wir uns nicht in den Details, wir wollen ja alle gemeinsam mehr über Whisky lernen, richtig?
Das 10. Review auf diesem Blog sollte etwas Besonderes sein. Naja, zumindest etwas mehr als die Minimalanforderungen erfüllen. Somit schaffen wir heute das Bindeglied zwischen zwei vorherigen Reviews. In Review #4 habe ich von meinen Erlebnissen bei Auchentoshan berichtet (hier kommt ihr zum Review) und eine Destille besucht, in Review #8 habe ich den wundervollen Mackmyra Abraham besprochen (Hier geht's zum Review) und auch ein wenig über die Destille und ihre Jahreszeiten-Abfüllungen erzählt. Heute kommt es also sowohl zum Besuch bei Mackmyra, wie auch zur Jahreszeiten-Abfüllung. Hach, wie schön!
Zu Mackmyra bemühe ich einfach meinen alten Eintrag:
"Mackmyra ist eine 1999 im schwedischen Gävle gegründete Brennerei, welche ausgezeichneten Whisky produziert. Wahrhaftig aus einer "Schnappsidee" haben drei schwedische Freunde überlegt, ob man nicht auch in Schweden Whisky produzieren könne. Aus dieser Idee ist eine heute sehr erfolgreiche Brennerei entstanden. Mackmyra stellt grundsätzlich Whisky nach zwei "Rezepten" her: "Elegant" heißt das Rezept für die nicht rauchige Gerste und "rökrig" das Rezept für Gerste für rauchige Whiskys. Die Anzahl an Abfüllungen von Mackmyra ist mehr oder weniger unüberschaubar, da es mit der "Special" und der "Moment" Serie auch Einzelfässer oder kleine Auflagen zu kaufen gibt. Darüberhinaus gibt es noch passende Whiskys zur Jahreszeit z.B. den "Blomstertid" für den Sommer 2016 und aktuell den "Vinterdröm" passend zum Winter. Jeder, der Mackmyra noch nicht probiert hat sollte sich an diese schwedischen Tropfen trauen!"
So viel zu den allgemeinen Rahmendaten. Allerdings habe ich im letzten Review einen kleinen, aber feinen Teil ausgelassen: Mackmyra hat eine Art Außenposten in der, man möchte fast sagen lebensfeindlichen, Natur Lauenburgs in Deutschland gegründet. Seit ca. 2 Jahren (ganz genau weiß ich es nicht) gibt es nun dort einen kleinen Laden und vor allem ein äußerst niedliches Fasslager, welches zum Großteil zum Lagern von privaten Fässern benutzt wird. Bei der Abfüllung eines Fasses konnte ich selbst schon anwesend sein, aber das ist wiederum ein anderes Review.
Warum erzähle ich euch das alles? Nun, dieses Review geht mit Verspätung online, da ich gestern noch auf Gut Basthorst verweilt habe um mir sowohl Mackmyra, wie auch den Weihnachtsmarkt vor Ort anzuschauen. An einem durchschnittlichen herbst-winterlichen Sonntagmorgen ging es mit der Herzdame somit zunächst nach Hamburg um zwei Freunde einzusammeln. Von Hamburg aus liegt Basthorst ca. 40km östlich am äußersten Ende Schleswig-Holsteins. Der Andrang vor Ort lässt sich kaum in Worte fassen. Wer einen kleinen, besinnlichen Weihnachtsmarkt erwartet wird wohl eher enttäuscht. Vielmehr handelt es sich um eine Veranstaltung die mehr an ein Festival erinnert: Parken auf dem Acker und lange Schlangen am Einlass. Aber bevor ihr zu negativ denkt: wenn man mit größeren Menschenmassen umgehen kann, dann ist es ein schönes Erlebnis. Der Eintritt zum Weihnachtsmarkt selbst beträgt 5€, eigentlich seltsam Geld zu bezahlen um Geld ausgeben zu dürfen, aber von Luft, Liebe und Landwirtschaft kann wohl heute keiner mehr richtig leben. Es sei dem Landadel also gegönnt. Der Weihnachtsmarkt selbst bietet deutlich mehr, als der kleine Innerstädtische Verwandte: Kunsthandwerk, Antiquitäten, Blumen, Obst und Gemüse Händler und und und. Eigentlich handelt es sich mehr um eine Mischung aus Bauernmarkt, Kunsthandwerkermarkt und Weihnachtsmarkt. Wir haben uns also einige Stunden einfach treiben lassen und und "rechts und links" alles angeschaut. Zwischendrin wurde mit Glühwein und Wurst (nach Wunsch auch sehr viel regionales Wild!) nachgetankt und aufgewärmt. Insgesamt ein schöner Tag in weihnachtlicher Atmosphäre. Wer mehr Details haben will, der möge hier klicken: KLICK!
Da wir hier ja über Whisky sprechen wollen, wenden wir uns mal lieber Mackmyra zu. Auf dem Gut gibt es wie gesagt ein Fasslager, welches gestern leider geschlossen war, und einen gemütlichen Verkaufs- und Verkostungsraum. Zur Feier des Tages gab es fast alle Abfüllungen von Mackmyra kostenlos zum probieren: von den Einsteigern a la "Svensk Rök" (lecker), über einige Reste der Special Abfüllungen z.B. 05 "Happy Hunting" (sehr lecker, mitgenommen) bis hin zur Spitzenserie "Moments" (z.B. "Yakt" UNGLAUBLICH lecker!!) war alles offen und konnte probiert werden. Dazu gab es eine nette, informative Beratung. Das bringt einen doch in Stimmung jetzt den Vinterdröm zu verkosten!
Ach, ein besonderes Highlight will ich euch nicht vorenthalten. Auf Gut Basthorst steht die erste Destillationsanlage von Mackmyra. Im Gegensatz zur heutigen Kapazität musste man sich früher doch mit deutlich kleineren Mengen zufrieden geben! :)
Über den Whisky: Der Mackmyra Vinterdröm ist der Winterwhisky des Jahres 2016 und der Nachfolger des Blomstertid (Sommer 2015). Wie alle Jahreszeitenwhiskys zeichnet er sich durch ein besonderes Finish aus: Dieser Whisky reifte zunächst in Gravity-Casks (Kleine Fässer aus schwedischer Eiche und Ex-Bourbon) und wurde dann in karibische Rumfässer von Plantation umgelagert. "A caribean love affair" sagt man bei Mackmyra dazu.
Nase: Süße, Melasse und etwas Rum. Nicht zu aufdringlich, die 46,1% merkt man kaum. Ein wenig ist die schwedische Eiche erkennbar. Der Whisky riecht unter der Süße nach Nadelwald. Sehr angenehm, aber überraschend leicht. Ich kenne deutlich kräftigere Rum-Finishes. Keinerlei tropische Früchte.
Geschmack: Unglaublich mild und geschmeidig. Eine wundervolle Textur im Mund. Wieder süß und die Rumfässer sind erkennbar. Aber nicht zu sehr im Vordergrund, die Balance aus Süße, Malz und ganz leichter Eiche bleibt gewahrt. Der Alkohol gibt dem Whisky Kraft, ist geschmacklich aber kaum wahrnehmbar. Ein wenig Walnuss kommt auch noch durch. Sehr schön!
Finish: Hui! Hier geht noch mal die Post ab! Überraschend prickelnd und würzig. Die schwedische Eiche kommt deutlich zum Vorschein und verdrängt die Süße. Das Finish ist insgesamt mittellang, wird zum Ende hin bitterer und verbleibt im Mund. Die Süße aus dem Geschmack ist kaum noch wahrnehmbar.
Gesamteindruck: Ein schöner Whisky, ohne Frage. Nach dem (für mich grandiosen) Blomstertid aber auch eine ganz kleine Enttäuschung, aber der Vergleich soll hier gar nicht angestellt werden. Insgesamt eine gelungene Mischung aus einer ausbalancierten Nase, schönem Wechselspiel am Gaumen und einer kleinen Überraschung im Abgang und somit doch einiges an Komplexität. Mir fehlt ein wenig die "Winterlichkeit". Warum dies jetzt unbedingt ein Winterwhisky ist...? Falls ihr eine Antwort habt: Benutzt ruhig die Kommentarfunktion!
Kategorie: Single Malt Whisky
Destille: Mackmyra (Sweden)
Price: 0 - 50 € (~45€ in Deutschland)
46,1%
Finale Bewertung: 5/7
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