Heute ist es mal Zeit, dass eigene Geschreibsel kritisch zu betrachten.
Neben den Reviews, welche ich hier veröffentliche, habe ich oben auf der Seite zum Blog auch noch ein wenig extra Infos online gestellt. Natürlich handelt es sich nur um eine rudimentäre Einführung in das Thema Whisky und sicherlich ist auch dieser Bereich ausbaufähig. Aber alles zu seiner Zeit. Dennoch habe ich dort ein paar Tipps zum "richtigen" Whiskygenießen aufgeschrieben. Dem geneigten Experten werden diese Vorschläge sicherlich nicht weiterhelfen, aber für jemanden der keine Ahnung von Whisky hat mag es doch eine kleine Hilfestellung sein.
Dort habe ich dann das Folgende aufgeschrieben:
"2. Benutzt das richtige Glas!
Wie ihr in meinem Blog sehen könnt, benutze ich ein sogenanntes "Nosingglas". Diese Glasform ist perfekt für den Genuss von Whisky: Die Flüssigkeit hat genug Platz, aber durch die Verjüngung nach oben hin wird der Geruch und Geschmack gebündelt. Es gibt dutzende verschiedene Gläser, welche ungefähr diese Form haben. Auch hier sollte man keine unnötige Wissenschaft daraus machen. Aber diese Form ist generell zu empfehlen. Einen Tumbler benötigt ihr hingegen kaum, wenn ihr auch Ratschlag 1 befolgt."
An sich ein relativ einfacher Ratschlag. Viele Spirituosen haben eigene Gläserformen hervorgebracht: Grappa, Cognac, Whisky Tumbler und auch Rotwein oder Weißweingläser kennt sicherlich jeder von uns. Mit anderen Spirituosen kenne ich mich nicht unbedingt weiterführend aus (ab und an trinke ich mal einen Rum, das war es aber eigentlich auch schon), sodass ich mir nicht sicher bin, ob es dort wirklich nur "das eine Glas" gibt; Für mich hat es zumindest den Anschein.
Für viele Whiskyneulinge sind Tumbler das Bekannte. In Film und Fernsehen wird gerne mit Whisky hantiert. Angeblich besonders teuer, exclusiv, Luxus ... Dabei finden eigentlich immer Tumbler den Weg in die Finger der Protagonisten. Meistens auch Eis den Weg ins Glas.
Meistens lernt man dann ziemlich schnell, dass Tumbler eher ungeeignet sind (stark rauchige Whiskys könnten eine Ausnahme sein) und das Eis auch nicht hilfreich ist. Meistens kommt man so doch schnell zu einem speziellen Nosingglas - und das ist auch gut so!
Dennoch will ich mir heute dieses Thema mal etwas genauer anschauen, auch wenn es hier wirklich nur subjektive Eindrücke geben kann! Gibt es große Unterschiede zwischen den Aromen in der Nase und am Gaumen zwischen Tumbler und Nosingglas? Mich hat es wirklich interessiert, dass einmal selbst zu testen. Immerhin habe ich völlig verblendet einfach den oben zitierten Ratschlag geschrieben. Vielleicht sind Tumbler ja viel besser!
Heute schauen wir uns also folgende Gläser an:
1. Standard Tumbler
2. Standard Nosingglas
3. Spezielles Nosingglas von Spiegelau.
1. Den Tumbler kennen bestimmt alle: Ein riesen Glas mit großer Öffnung und dickem Boden. Form und Farbe mag vielleicht etwas unterschiedlich sein, aber im Grunde sind das die auszeichnenden Qualitäten. Wieso ist ein Tumbler so aufgebaut? Ganz einfach: Die große Öffnung macht es einfach eine Menge Eis in das Glas zu befördern und der dicke Boden schützt die Hand besser vor der Kälte. Also ein Glas gemacht um Whisky "on the Rocks" zu trinken.
Was sind die Erwartungen? Eigentlich denke ich, dass die Oberfläche im Glas zu groß ist. Selbiges gilt auch für die Öffnung. Somit werden die Aromen nicht genug konzentriert und das Aroma wird darunter leiden. Wenn wir weniger riechen, dann schmecken wir schließlich auch weniger!
2. Das 2. Glas im Rennen ist ein normales Nosingglas. Aufgrund der mehr oder weniger gleichen Form habe ich kein Glencairn Glas aufgenommen, hier entscheidet wohl die persönliche Präferenz. Die eigentliche Glasform ist ja gleich!
Nosinggläser sehen tendenziell aus wie eine Mischung aus Wein- und Grappaglas. Etwas mehr Schwung und Öffnung vom Weinglas, in der Größe und generellen Form aber nah beim Grappa. Das Glas ist leicht bauchig und verjüngt sich nach oben hin, je nachdem ob Nosing oder Glencairn steht das Glas auf einem Stil oder einem kleineren Sockel.
Was sind die Erwartungen? Das Nosingglas wurde speziell für den Genuss von Whisky konzipiert. Durch seine Form erlaubt es eine relativ große Oberfläche, so dass viele Aromen aufsteigen können. Allerdings wird das Glas zur Nase hin schmaler, sodass die Aromen konzentrierter aufgenommen werden können. Ob diese Aussage stimmt? Warten wir es ab!
3. Als drittes Glas habe ich noch eine Abwandlung des Nosingglases von einem Namenhaften Hersteller genommen. Warum? Ich hatte sie noch im Schrank stehen. UND die Gläser sind deutlich größer als andere Nosinggläser, wenn auch von der Form her recht identisch.
Was sind die Erwartungen? Generell sollten die Unterschiede zum klassischen Nosingglas nicht zu groß ausfallen. Allerdings könnte der größere Abstand von Oberfläche zu Nase entweder positiv für die Aromen sein oder es könnten wieder Aromen verloren gehen. Mal sehen, ob meine Nase fein genug ist!
Um die Gläser zu testen, habe ich mir 2 grundlegend unterschiedliche Whiskys ausgesucht:
1. Arran 10 Jahre - Der Hauptwhisky des heutigen Reviews. Das Fehlen von Rauch war mir bei der Auswahl sehr wichtig, damit wir hier die Unterschiede erkennen können.
2. Comhlan 1.3 - Einen stark rauchigen Islay Whisky in Fassstärke. Das Review findet ihr hier!
Fangen wir also mit dem Arran an:
Arran - 10 Jahre
Über den Whisky: Arran ist eine der relativ neuen Brennereien in Schottland. Eingeweiht wurde die auf der Isle of Arran (Überraschung...!) gelegene Destille im Jahr 1995 von Queen Elizabeth II. Wenn man also mal eben durchrechnet, dann kann Arran momentan den ersten 21 Jahre alten Whisky auf den Markt bringen, und das ist auch schon geschehen. Der 10 Jährige bildet natürlich eher den Einstieg in das Sortiment von Arran, welches eine ganz schön beeindruckende Bandbreite aufweist. 10 Jahre, 14 Jahre und 18 Jahre sind mittlerweile durchgängig verfügbar. Dazu kommen diverse Nachreifungen (Madeira, Port, Sauternes, ...) sowie fassstarke Whiskys. Alles immer mit mindestens 46% Alkohol und nicht kühl gefiltert. So bringt Whisky doch Spaß!
Heute werden die Eindrücke etwas unübersichtlicher werden, da der Whisky aus 3 Gläsern verkostet wurde. Ich versuche es übersichtlich zu gestalten!
Nase
Tumbler: Relativ wenig. Riecht fast wie Apfelsaft, fruchtig mit einer leichten Süße, aber alles sehr "entfernt". Wenn ich die Nase richtig in den Tumbler halte, dann kommt eine kühlende Komponente dazu. Erschreckend wenig, was hier passiert.
Nosingglas: Die Apfelnote aus dem Tumbler kommt hier rüber, aber viel dominanter. Dazu Birne, Süße und etwas Toffee/Karamell. Angenehm, aber auch etwas mehr Alkohol. Irgendwas maritimes ist auch noch dabei, vielleicht Salz? Allerdings nicht so prägnant wie z.B. in Old Pulteneys. Insgesamt lecker, aber auch nicht besonders vielschichtig.
Spiegelau "Premium Snifter": Der Premium Snifter ist ja eigentlich auch nur ein Nosingglas. Aber der weitere Abstand von Whisky - Nase macht sich wirklich etwas bemerkbar. Die Aromen sind auch hier deutlich konzentierter als im Tumbler, aber nicht ganz so konzentriert wie bei meinem Standardglas.
Zwischenfazit: Der Tumbler ist wirklich sehr zurückhaltend in der Nase. Eigentlich rieche ich kaum etwas. Wenn man die Nase wirklich in das Glas steckt, dann kommt etwas vom Inhalt durch. Aber natürlich sieht man dabei auch ziemlich blöd aus!
Geschmack
Tumbler: Mild, angenehm. Der Whisky füllt den Mund gut aus, ist aber nicht besonders cremig, wie ich es bei anderen Whiskys häufig aufschreibe. Fruchtig und frisch mit leichten blumigen Aromen. Eine leichte Säure kommt noch hinzu, grüne Äpfel denke ich.
Definitiv etwas Salz und Holz zum Ende.
Nosingglas: Geschmacklich kein besonders großer Unterschied zum Tumbler (ich habe bis zur Verkostung natürlich ein paar Minuten gewartet). Ich bilde mir ein, dass die vanillige Süße etwas mehr im Vordergrund ist. Auch hier ein schönes Gesamtbild.
Spiegelau "Premium Snifter": Geschmacklich absolut identisch mit dem Nosingglas.
Finish
Tumbler: Würzig, mit salziger Vanille. Etwas Holz. Leichte Bitterkeit verbleibt etwas länger. Insgesamt relativ kurz und flach.
Nosingglas: Auch hier ist das Finish nicht besonders lang. Würze bleibt vor allem. Vanille, alles sehr ähnlich.
Spiegelau "Premium Snifter": Auch hier ist der Premium Snifter nicht anders als das Nosingglas.
Abschließende Gedanken:
Zunächst einmal zum Experiment: Die Unterschiede sind doch erstaunlich gering. Wenn man wirklich absoluter Anfänger ist und grad kein passendes Glas da hat, dann ist ein Tumbler auch ok. Allerdings wirklich maximal "ok" und nicht mehr. Vor allem in der Nase zeigen sich deutliche Unterschiede. Der Tumbler konzentriert die Aromen einfach nicht und ist somit sehr schwach in der Nase. Nosingglas und Premium Snifter liefern hier deutlich bessere Ergebnisse. Geschmacklich und im Finish ist der Unterschied dann deutlich geringer. Die Geschmacksknospen finden doch sehr ähnliche Aromen, egal ob Tumbler oder Nosingglasvariante.
Mein Ergebnis ist damit eigentlich recht eindeutig: Einen Tumbler würde ich nicht verwenden. Für Wasser nebenher eignet er sich aber perfekt! Bei den Nosinggläsern geht es tatsächlich um eine persönliche Präferenz, den großen Aufpreis für die Markengläser würde ich aber nicht unbedingt ausgeben (2 Gläser kosten ca. 15 - 20 Euro, ein Nosingglas bekommt man meist für 3-5 Euro)!
Zum Whisky: Der Arran ist ein toller Einsteigerwhisky. Er kombiniert schöne helle Fruchtaromen von Äpfeln und Blumigkeit mit leicht maritim-salzigen Aromen. Auch ein wenig Eichenfass ist im Geschmack und Finish erkennbar. Natürlich ist er kein Wunder an Komplexität, aber ein netter "All-day-Dram".
Kategorie: Single Malt Scotch Whisky
Destille: Arran
Preis: 0-50€ (~30€)
46%
Kältefiltration: Nein
mit Farbstoff: Nein
Abschließende Bewertung: 5/7
Hatte er nicht was von einem rauchigen Whisky gesagt? Ja, liebe Freunde.. hat er. Die Tastingnotes findet ihr oben unter dem Link. Ich möchte sie an dieser Stelle nicht unbedingt komplett wiederholen. Mir geht es darum festzustellen, ob ein "großer" Whisky, also fassstark und ordentlich rauchig vielleicht von einem Tumbler profitiert.
Und insgesamt kann ich sagen: "Ja, ein wenig". Die originalen Tastingnotes führen eine anfangs sehr starke Rauchnote an, im normalen Nosingglas stimme ich dort auch sofort zu. Beim Tumbler ist der Rauch definitiv auch da, aber halt etwas weniger konzentriert. Er belegt nicht sofort die ganze Nase, sondern hält sich etwas zurück. Dadurch kommen die Aromen des Sherryfasses etwas schneller durch. Die Nase wirkt vielleicht sogar etwas runder. Allerdings ist das Aroma auch hier insgesamt etwas zurückhaltender. Und die Aromen kommen im Nosingglas auch zum Vorschein, allerdings erst nach etwas Zeit, wenn der Rauch sich auch hier gelegt hat.
Fazit mit rauchigem Whisky: Hier funktioniert der Tumbler besser. Wirkliche Vorteile bietet er aber nicht.
Wie ist eure Meinung? Trinkt ihr Whisky gerne aus einem Tumbler? Sollte ich vielleicht mal einen Bourbon daraus versuchen?
Lasst es mich wissen!
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