Manchmal muss es ja kein Single Malt sein! Auch Blends können einiges und stellen meist ein grundlegend unterschiedliches Erlebnis im Vergleich zu Single Malts dar. Warum? Nun, Blends sind halt mehr eine Komposition aus verschiedenen Aromen, ein künstlerisch schaffender Prozess sozusagen. Johnnie Walker genießt dank des Red Label allerdings einen eher schlechten Ruf. Klar, es gibt auch das Flagschiff Blue Label, aber vielen dürfte der Name Johnnie Walker eher schlecht in Erinnerung geblieben sein. Mit entsprechend niedrigen Erwartungen bin ich an diese beiden Abfüllungen gegangen...
Johnnie Walker - The Blenders Batch
Zunächst einmal muss ich meine Einleitung gleich ein wenig einschränken. Natürlich habe ich einige Erfahrungen mit Johnnie Walker gemacht und diese sind nicht alle schlecht. Klar, über den Red Label müssen wir hier nicht sprechen. Da spare ich mein Geld lieber. Auch der Black Label ist für mich nicht außergewöhnlich, aber dennoch trink-, wenn nicht sogar genießbar.
Richtig schön wird es beim Green Label (15 Jahre), wie ihr durch einen Klick auf den Link herausfinden könnt (noch dazu bekommt ihr eine kleine Tour durch die Whiskyhauptstadt Dufftown - ein Klick lohnt sich!). Den hatte ich nämlich vor einer Weile in der Besprechung und bin auch jetzt noch vom Preis-Leistungs-Verhältnis begeistert. Jetzt also das "Blenders' Batch".
Diese Serie wurde von Johnnie Walker kreiert, da es ja momentan ein Muss ist, irgendwie zu experimentieren. Gut, Sarkasmus bei Seite, hier wird also nicht nur normal vermischt, sondern auch ein wenig experimentiert. Angefangen hat alles mit EXP #1 (Expression Nummer 1), dem Red Rye Finish. Hier wurde also mit ehemaligen Rye Fässern gefinisht. Seit September 2016 gibt es jetzt die Nummern 8 und 9, die ich heute verkosten werde. Dabei handelt es sich um ein Rum Finish und einen Espresso Roast. Was das genau bedeutet lest ihr jeweils bei den Verkostungsnotizen.
Meine Erwartungen waren ehrlich gesagt nicht besonders hoch, handelt es sich hierbei doch um Blends (keine Malt Blends!) im unteren Preissegment. Die Flaschen kosten jeweils knapp über 20€, wobei der Inhalt auf 0,5 Liter beschränkt ist. Rechnen wir also mal vergleichsweise mit 30€ die Flasche. Rumfässer sind allgemein nicht unbedingt mein Favorit und unter dem Espresso Roast konnte ich mir nicht besonders viel vorstellen. Was dabei rausgekommen ist? Eine ziemlich heftige Überraschung - so viel ist sicher!
Johnnie Walker - The Blenders Batch Rum Cask Finish - Verkostungsnotizen
Über den Whisky: Viel ist über den Rum Cask Finish nicht herauszufinden. Lediglich Kühlfiltration wird wohl bei einer Alkoholstärke von 40,8% zum Einsatz gekommen sein. Von Farbstoff finde ich nichts auf der Verpackung, der Whisky ist auch recht hell. Das freut mich. Ansonsten? Na ja, Finish in Rumfässern halt.
Aroma: Erstaunlich süß und viel Rum kommt aus dem Glas. Die süße ist richtig klebrig, starke Erinnerung an Melasse kommt bei mir durch. Ich habe vor einigen Jahren mal eine Rum Brennerei besichtigt, so ein Aroma lag auch dort in der Luft. Sonst? Hm, etwas Getreide, könnte der Grain sein. Daneben kommt eine leichte Würze. Komplex geht anders, schlecht ist das aber auch nicht!
Geschmack: Ein schöner Geschmack. Gefällt mir gut! Eine schöne süße kommt anfangs durch. Der Rum ist wirklich ordentlich dominant. Zum Glück gibt es aber etwas mehr Entwicklung. Die Süße zieht sich langsam zurück. Würze kommt hervor. Getreidig-würzig. Etwas Grain kommt durch. Mag ich ja eigentlich nicht, aber hier ist es gar nicht so verkehrt. Eine leicht alkoholische Note ist noch dabei, aber auch diese finde ich eher spannend als störend. Erstaunlich kräftig für die schwachen 40,8%.
Finish: Würzig, recht kräftig. Geröstetes Getreide. Kräuter und Holzfass. Dann allerdings auch bitterer werdend, und diese Bitterkeit bleibt lange und gefällt mir nicht so gut.
Abschließende Gedanken: Ich habe ehrlich gesagt nichts erwartet. Dieser Blend kommt mit etwas über 20€ für 0,5 Liter nicht unbedingt aus der teuren Ecke. Preislich liegt er damit ungefähr auf Black Label 12 Jahre Niveau. Aber meine geringen Erwartungen wurden durchaus übertroffen. Dieser Blend ist schon gefährlich süffig und gefällig. Für mich ein schöner Einstieg in einen Tastingabend, nur diese bittere Note am Ende ist etwas störend.
Kategorie: Blended Scotch Whisky
Destille: Blend
Preis: 0-50€ (~22€)
40,8%
Kältefiltration: Ja
mit Farbstoff: Nein
Mehr Informationen:
Johnnie Walker auf A Dr(e)am of Sea
Abschließende Bewertung: 5/7
Johnnie Walker - The Blenders Batch Espresso Roast - Verkostungsnotizen
Über den Whisky: Auch hier, wenig Infos. Abgefüllt wurde mit 43,2% und laut Whiskybase wurde auf Kühlfilterung verzichtet. Auf der Flasche wird es allerdings nicht extra erwähnt, ich bin mir da also nicht so sicher. Aber zum Espresso Roast findet sich etwas: Mit Kaffee hat das eigentlich nichts zu tun. Es ist nicht wie beim Mackmyra Kaffegök, das tatsächlich Espresso / Kaffee befüllte Fässer verwendet wurden. Vielmehr wurde das Malz geröstet, also in einem "Roast" Verfahren, welches auch bei Espresso angewendet wird. Daher der Name. Ob es sich auf den Geschmack auswirkt?
Aroma: Spannend! Ich tue mich schwer, hier passende Worte zu finden, denn das Aroma ist schon außergewöhnlich. Stark geröstet, wirklich schon in Richtung Kaffee gehend. Zunächst hätte ich sogar "Rauch" gesagt, aber das kommt nicht wirklich hin. Etwas muffig, so staubiger Keller oder alter Dachboden. Ich habe diese Note häufiger bei Glenrothes. Hm hm. Ich bin mir noch nicht sicher, ob mir das Aroma gefällt. Probieren wir mal ...
Geschmack: Ganz anders, als die Nase es hat vermuten lassen. Vanillesüße, schön voll im Mund. Richtig würzig, aber nicht in die Kräuterrichtung, sondern a la Kaffee. Vor allem der Geruch von frisch gemahlenem Kaffee liegt mir auf der Zunge. Ergibt das Sinn? Zum Abgang hin dann noch kräftiger werdend.
Finish: Anschnallen bitte! Das Finish hat mich umgehauen. Und das ist fast wörtlich zu verstehen. Direkt beim runterschlucken kommt ein Kaffee / Espresso Geschmack hoch, das hat mich beinahe umgehauen. Im Vorfeld habe ich das Etikett und den kleinen Zettel studiert. Der Espresso Roast bezieht sich ja nur auf die Röstung des Getreides. Aber beim Finish musste ich den Text sofort erneut lesen. Waren da wirklich keine Kaffeebohnen-Fässer-Krams-Dings im Spiel? Mensch, so verwirrt und überrascht war ich schon lange nicht mehr. Seit dem Mackmyra Kaffeegök ist mir sowas nicht mehr untergekommen. Und das für den Preis!
Abschließende Gedanken: Was soll ich sagen? Ein besonderer Tropfen. Einige werden diesen Blend bestimmt nicht mögen, andere (wie ich) werden ihn genial finden. Davon wird bestimmt noch eine Flasche bei mir einziehen. Mich hat dieser Johnnie Walker total überrascht, ich hoffe, dass man das lesen kann. Bei dem Preis? Kaufen! ... und sich selbst eine Meinung bilden!
Kategorie: Blended Scotch Whisky
Destille: Blend
Preis: 0-50€ (~22€)
43,8%
Kältefiltration: Nein (?)
mit Farbstoff: Nein
Mehr Informationen:
Johnnie Walker auf A Dr(e)am of Sea
Abschließende Bewertung: 7/7
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Wagner Alex (Montag, 27 November 2017 10:10)
Sehr interessant. Hätte ich so nicht beachtet. Gerade der Espresso macht mich nun doch neugierig. SG, Alex
Malte (Montag, 27 November 2017 11:44)
Danke dir Alex!
Der kostet ja auch nicht so viel, bei Interesse einfach mal kaufen und selbst probieren!
Liebe Grüße
Malte