· 

Whisky Review #57: Aberlour - New Make Spirit & 1998 / 2017 2nd Fill Sherry - The Aberlour Experience

Zu Besuch bei ...: Aberlour 

Nein, ich mache auch dieses Jahr keine besondere Weihnachtsaktion, keinen Adventskalender mit einer neuen Besprechung jeden Tag. Ganz ehrlich: Das schaffe ich einfach nicht. Aber dennoch habe ich heute wieder etwas Besonderes dabei. Aus meinem Urlaub im Sommer ist noch eine Brennereibesichtigung übrig geblieben, die ich bisher noch nicht vorgestellt habe! Langsam wird es also Zeit. Heute geht es also wieder in das Herz der Speyside, genauer gesagt zu Aberlour!

The Aberlour Experience

Aberlour bietet zwei verschiedene Touren an: die "Aberlour Experience" für 15 Pfund und die "Casks from the Past" Tour für 35 Pfund. Allerdings handelt es sich bei Casks from the Past "nur" um ein Tasting von sechs verschiedenen Whiskys, eine Tour ist dort nicht inklusive. Da wir aber auch etwas von der Brennerei sehen wollten gab es dieses Mal nur die "normale" Tour.

 

Zu unserer Überraschung vor Ort wurde die Tour sogar noch 5 Pfund günstiger, da wir in der sogenannten Silent Season dort waren. Es wurde also repariert und nicht gebrannt, so räumte man uns großzügig einen Rabatt ein! Immerhin 33%, da sagt man doch nicht nein...

Die Tour an sich beginnt auf dem Parkplatz der Brennerei, gleich am Visitor Center. Im Gegensatz zu unseren anderen Touren bei GlenDronach und Strathisla, wo wir als Gruppe alleine, bzw. nur mit zwei anderen Personen geführt wurden (detaillierte Vorstellungen der Touren findet ihr hier: GlenDronach / Strathisla), waren wir hier in einer recht großen Gruppe unterwegs. Ich denke, so 15 Personen waren wir schon. Natürlich, es handelt sich hier um die normale Führung, und auch preislich ist die Hemmschwelle deutlich geringer. Dennoch ist es auf jeden Fall schöner, eine private Führung zu bekommen!

Nach einer kurzen, freundlichen Begrüßung ging es direkt los in Richtung Brennereigebäude. Wie ihr auf den Bilder sehen könnt, wurde gerade alles frisch gestrichen. Diesen Aufwand betreibt Aberlour einmal im Jahr! Jedes Jahr aufs neue werden Unmengen weißer Farbe benötigt um die Lagerhäuser und Gebäude in weißem Glanz strahlen zu lassen. Diese Graufärbung kommt übrigens durch den Angel's Share und die damit verbundene Ansiedelung von Bakterien. Achtet mal darauf, alle Lagerhäuser sehen so trist grau aus. So läuft es halt ...

 

Aberlour Tasting Set
Bei Aberlour kann man als Fahrer ein Tastingset bekommen. Leider muss man dafür extra bezahlen.

Wir wurden an den Fleming Rooms vorbeigeführt, wo das Casks from the Past Tasting stattgefunden hätte und welche für alle möglichen Anlässe zur Verfügung gestellt werden können. Direkt hinter diesen altehrwürdigen Gebäuden kommt man in Richtung der eigentlichen Brennereianlagen. Bei Aberlour merkt man allerdings, dass man hier gut auf Touristen eingestellt ist. Ein großer Raum zeigt einem die Geschichte der Brennerei und ihres Gründers James Fleming. Dieser war, im Gegensatz zu so manch anderem Brennereigründer, ein großer Wohltäter und baute mit seinem Vermögen verschiedene Einrichtungen in und um Aberlour auf: Das Krankenhaus, eine zentrale Halle für Versammlungen, und was weiß ich nicht was noch! Ein Mann mit wahrer Größe, auf den man bei Aberlour sehr stolz ist.

Unsere Gruppe bestand aus deutlich unterschiedlichen Personen, so war eine Truppe Amerikaner dabei, die nicht besonders viel Ahnung über Whisky hatten. Dieser Umstand führte zu einer wirklich ausführlichen Beschreibung der einzelnen Produktionsschritte, während wir langsam durch die Anlage geführt wurden.

Natürlich konnte jeder Teil der Produktion besichtigt werden, Mashtuns, die Brennanlagen und das Lagerhaus standen auf dem Programm. Wobei, in das Lagerhaus selbst kamen wir leider nicht. Nur in einen separaten Vorraum, angeblich aus Steuergründen. Schade, in allen anderen Brennereien in denen ich bisher war, stand ein kleiner Spaziergang durch ein Lagerhaus mit auf dem Programm.

Whiskytasting bei Aberlour

Aberlour Distillery The Fleming Rooms

Das eigentliche Tasting, welches in den 15 Pfund enthalten ist, braucht sich allerdings nicht vor anderen Touren zu verstecken. Man bekommt definitiv sein Geld in Whisky ausgezahlt. Leider war unser Guide, die sehr freundlich war, nicht besonders gut geschult, wenn es um den eigentlichen Whisky ging. Mehr als ein paar Standardfloskeln und ein "wichtiger ist doch, welcher euch schmeckt!" gab es zum Tasting leider nicht. Besonders erwähnenswert bei Aberlour ist die Lagerung: Das Double Cask Matured, was man auf fast jeder Abfüllung findet, bedeutet nämlich nicht, dass es sich um ein Finish handelt! Vielmehr werden fast alle Abfüllungen die gesamte Reifezeit in Bourbon / Sherry gelagert und erst zur Abfüllung hin miteinander vermählt. Das ist schon eine Besonderheit. Was gab es also für das Geld?

  • Aberlour - New Make Spirit @63,5%
  • Aberlour - 16 Jahre @40%
  • Aberlour - 13 Jahre First Fill Bourbon (Distillery Bottling) @58,1%
  • Aberlour - 18 Jahre 2nd Fill Sherry Cask (Distillery Bottling) @ 59,7%
  • Aberlour - A'Bunadh Batch 59 @60,9%

Wie man sieht, für knappe 20 Euro bekommt man hier wirklich etwas geboten. Klar, die Distillery Bottlings sind zum anfüttern da und sollen im Anschluss verkauft werden. Aber darüber muss man sich ja nicht beschweren. Vor allem der New Make ist natürlich ein besonderes Geschenk an die Gäste, sowas bekommt man nur selten in die Finger. Ein Glück für euch: Meine Freundin war Fahrerin und ich habe noch ihr Tastingset. Heute gibt es also auch eine Notiz zum New Make! 

Ansonsten werde ich die einzelnen Whisky für Quickly Reviewed aufheben, aber ich kann euch eines sagen: Eigentlich brauche ich nur ein gutes Batch des A'Bunadh und ich bin glücklich. Irgendwie schade, aber die Abfüllungen sind auch einfach extrem gut.

 

Insgesamt kann man für die Tour festhalten: Die Tour an sich ist ausführlich aber auch etwas auf Masse ausgelegt. Alles ist schick rausgeputzt, ein wenig fehlt mir dadurch der Charme. Aber ein Vergleich mit den anderen Touren, die wir gemacht haben, ist auch nicht fair. Immerhin handelte es sich dabei um entsprechend hochpreisige Erlebnisse! Das Tasting hingegen ist mehr als fair, in nettem Ambiente bekommt man eine stattliche Auswahl an Whisky zu probieren. Da kann und darf man nicht meckern!

Aberlour New Make Spirit - Verkostungsnotizen

Aberlour New Make Spirit
Aberlour New Make Spirit - Noch ist das Destillat farblos!

Über den Whisky: Bei dem New Make Spirit handelt es sich natürlich nicht um einen Whisky, dazu muss dieses Destillat noch drei Jahre reifen. Die Alkoholstärke von 63,5% entspricht allerdings der Stärke bei der Fassbefüllung, was mir sehr gut gefällt!

 

Aroma: Erstaunlich fruchtig. Pfirsich oder Nektarine, so richtig saftig. Dabei allerdings auch etwas muffig. Dazu gibt es noch ein Aroma von Getreide. Von Holz oder Fasseinflüssen ist natürlich keine Spur zu finden. Dennoch, daran zu riechen ist gar nicht unangenehm, der Alkohol sticht überhaupt nicht in der Nase.

 

Geschmack: Hier kommt schon etwas der Alkohol durch. Ansonsten aber wieder leicht vergorener Pfirsich, sogar etwas Vanille oder Süße. Leichte Getreidenote, erinnert an einfache Cornflakes. Nicht übermäßig spektakulär, aber eine trinkbare Flüssigkeit ist es schon.

 

Abgang: Eine ganz leichte Süße verbleibt, mehr aber auch nicht.

 

Abschließende Gedanken: Eines vorweg: Hier handelt es sich nicht um einen Whisky. Daher werde ich keine Punkte vergeben, da ein Vergleich kaum möglich ist! Aber: Einmal New Make zu probieren ist wirklich spannend. Eine solche Fruchtigkeit hätte ich nicht erwartet, sie erinnert mich sehr an den Kingsbarn New Make, den es frei zu kaufen gibt. Falls ihr noch nie New Make probiert habt, dann empfehle ich euch das auf jeden Fall! Das rohe Destillat trägt auf jeden Fall viel Geschmack in sich, auch wenn die Vielschichtigkeit eines guten Single Malts erst durch das Zusammenspiel aus Brennereicharakter und Fasseinfluss entsteht.

 

Abschließende Bewertung: -/7

 

Kategorie: New Make Spirit

Destille: Aberlour (Speyside)

Preis: -

63,5%

Kältefiltration: Nein

mit Farbstoff: Nein

  

Mehr Informationen:

Aberlour

 

Aberlour auf A Dr(e)am of Sea

Aberlour 18 Jahre 1998 / 2017 - The Distillery Reserve Collection - Verkostungsnotizen

Aberlour Distillery Reserve Collection
Der letzte Rest. Viel war für das Tasting nicht mehr übrig!

Über den Whisky: Dieser Aberlour ist eine Einzelfassabfüllung und wurde nach 18 Jahren mit noch immer wuchtigen 59,7% abgefüllt. Die Distillery Reserve Collection ist eine Reihe von Einzelfässern, die von Brennereien der Chivas Brothers herausgegeben wird. Auch der Strathisla, den ich vor einiger Zeit verkostet habe kam aus dieser Serie!

 

Aroma: Extrem dunkler Sherry. Dunkle Bitterschokolade. Aber auch überraschend viele Kräuter: Koriander, Salbei, vielleicht sogar Petersilie. Daher auch ganz schön herb im Gesamteindruck. Etwas eingelegte Rosine ist auch dabei. Ein kleiner Anklang von Süße spielt im Hintergrund mit.

 

Geschmack: Der Alkohol kommt direkt durch. Sehr würzig und fassbetont, dunkle Schokolade. Holzig, Bitterkeit. Wieder die starke Kräuternote, vor allem Koriander und Salbei kommen für mich durch. Süß? Ja, aber eher wie die Süße in einer Bitterschokolade. Leichte Vanille, etwas getreidig.

 

Abgang: Kräftig, fast schon seifig werdend. Ja, definitiv ein wenig Seife - wohlwollend könnte man wieder Koriander nehmen. Eine ordentliche Fracht bittere Eiche. Mir ist das zu stark. Auch mit Wasser geht die Bitterkeit nicht weg, sondern tritt eher in den Vordergrund! Zum Ende des Abgangs kommt noch eine Säure, die lange im Mund verbleibt.

 

Abschließende Gedanken: Ganz ehrlich: Ich erinnere mich wieder, warum ich diesen Whisky nicht noch zu den anderen in den Koffer gequetscht habe. Preislich geht er wohl knapp über 100 Euro, wenn ich mich richtig erinnere. Aber das Fass ist mit definitiv zu dominant. Dabei kommt mir allerdings das Sherryaroma schon fast zu nebensächlich daher, oder es liegt an der Sherryart. Mir ist dieser Whisky zu kräuterig-würzig und Bitter. Auch die Hinzugabe von Wasser ändert daran leider wenig! Ich werde beim A'Bunadh bleiben :)

 

Kategorie: Single Malt Scotch Whisky

Destille: Aberlour (Speyside)

Preis: ~100€

59,7%

Kältefiltration: Nein

mit Farbstoff: Nein

  

Mehr Informationen:

Whiskybase

Aberlour 

Aberlour auf A Dr(e)am of Sea

 

Abschließende Bewertung: 4/7

Aberlour 18 Jahre 1998 / 2017 The Distillery Reserve Collection Aromengrafik

Kommentar schreiben

Kommentare: 0