Alle Jahre wieder kommen Blogger und Kollegen um die Ecke und küren ihren "Whisky des Jahres". Nun, da will ich ja eigentlich nicht fehlen, allerdings ist es extrem schwer den einen, wahren,
absolut unschlagbaren Whisky aus 2017 zu benennen. Ich will es also versuchen, aber bin mir nicht sicher, ob ich erfolgreich sein werde.
Da die Suche bestimmt anstrengend sein wird, habe ich mir einen treuen Begleiter ausgesucht: Einen Arran 20 Jahre, ausgesucht von Kammer Kirsch. Sherryfass, fassstark, da kann doch gar nichts
schiefgehen!
Die Suche beginnt ...
Man kommt sich ja schon ein wenig selbstverliebt vor, wenn man gegen Ende des Jahres durch das eigene Blogarchiv stöbert und auf die eigene Arbeit schaut. Ich wollte daher zunächst nur meine Erinnerung sprechen lassen, denn eigentlich sollte Der Whisky des Jahres ja im Gedächtnis geblieben sein, oder? Mein Vorgehen war daher eigentlich einfach - und dabei wenig zeitaufwändig! - denn ich wollte mir ein paar Whiskys notieren und dann eine Auswahl treffen, was denn nun die absolute Krönung war. Leider, so musste ich schnell feststellen, führt dieses Vorgehen zu keinem Ergebnis. Ich habe dieses Jahr einfach zu viele verschiedene Whiskys probiert, und irgendwie ist es schwer dort nun diese eine besondere Flasche auszusuchen. Wie auch bei meiner Bewertung finde ich es einfach falsch, hier alle gegeneinander antreten zu lassen...
Wie ziehe ich mich also elegant aus der Affäre? Nun, ich werde einfach einige Whiskys Revue passieren lassen und ein wenig in Erinnerungen schwelgen. Ist doch auch viel schöner als ein "1./2./3.", oder?
2017 aus meiner Whiskysicht
2017 war ein spannendes Jahr für mich. Mein Blog ging mit gerade einmal zwei Monaten Lebenserfahrung in das Jahr. Ich war mir gar nicht sicher, wo ich hinwollte, was ich eigentlich wollte und was das hier alles so genau sollte. Rückblickend bin ich erstaunt, was so alles passiert ist!
Bezogen auf den Whisky war dieses Jahr sehr viel Licht dabei, aber auch ein wenig Schatten. Immerhin versuche ich nicht nur ganz tolle Whiskys zu probieren. Der Januar hatte mit dem GlenDronach 18 Jahre Tawny Port Finish und dem Tamdhu 10 Jahre schon tolle Whiskys zu bieten. Gerade den Tamdhu hatte ich erst diese Woche wieder im Glas, und was soll ich sagen? Preis und Leistung stimmen hier einfach! Der GlenDronach steht für eine eher unschöne Entwicklung, die sich auch dieses Jahr fortgesetzt hat: Whisky wird immer teurer! Ich habe meine Flasche für 89€ gekauft, wenn auch nicht in 2017, den Preis heutzutage will ich lieber gar nicht nachschauen! Da kann einem schon schwindelig werden!
Der Februar hielt leider eher Enttäuschungen bereit, die Bruichladdies aus der Second Edition konnten alle nicht so wirklich überzeugen... Im März waren die unabhängigen Abfüller dran, und da war einiges Leckeres dabei. Vor allem die Arran von A.D. Rattray sind mir tatsächlich auch heute noch gut in Erinnerung geblieben. Tolle Whiskys müssen halt nicht unbedingt alt sein!
Den April überspringen wir mal wieder, es gab viel Mittelmaß von Tomatin, einen Standard von Springbank und eine Talisker Distillers Edition, die nicht meinen Geschmack getroffen hat. Im Mai hingegen kam mit The Nine Springs ein überraschend guter deutscher Whisky in mein Glas, außerdem war Whiskymesse, da kann der Monat nur gut sein. Auch überraschend gut: Glenfiddich XX. Davon habe ich sogar etwas nachgekauft.
Der Juni bot das gesamte Spektrum von Whisky. Absoluter Tiefpunkt für mich: Hyde No.5. Wirklich, der war gar nicht meine Welt. Aber Ardbeg Renaissance, Teeling The Revival Calvados Cask und Highland Park 21 haben für diesen Ausfall mehr als entschädigt. Der Juli stand ganz im Zeichen meiner Schottlandreise und konnte die Qualität des Vormonats ohne Probleme halten. Die whic Sujet Serie, ein GlenDronach Handfilled und ein Urlaub in der Speyside, schöner kann es kaum noch werden! Der August setzte mit Schottlandeindrücken fort, bot aber mit dem Dufftown 2006 / 2016 ein echtes Highlight für mich, das mir nur durch die Nase bekannt wurde. Bei Gordon & MacPhail im Laden geschnuppert, zu Hause gekauft und einfach nur gefreut. Ein wirklich, wirklich toller Whisky aus einer absolut ungehypten Brennerei. Der Preis stimmt daher auch noch!
Der September erinnert mich an ein weiteres Thema, das auch 2017 noch groß war: NAS. Highland Park Valkyrie und Voyage of the Raven standen auf dem Speiseplan. Beides Whiskys, die, meiner Meinung nach, die Welt nicht braucht. Während der Valkyrie noch ok ist, ist der Voyage of the Raven wirklich frech bepreist. Dabei kann es Highland Park doch eigentlich so viel besser! NAS kann aber auch gut sein, wie Tomatin mit der Contrast Serie im gleichen Monat bewiesen hat.
Im Oktober hieß es endlich "1 Jahr A Dr(e)am of Sea!"! Gefeiert wurde mit einem Tomatin Decades, denn dieses Jahr fühlte sich für mich viel länger an. Nicht im negativen Sinne, das versteht sich hoffentlich von selbst. Das Highlight im November gab es nicht in schriftlicher Form, denn Whisky Jason hatte zum Live Tasting geladen! Gute 60 Minuten lang haben wir uns um die Welt probiert. Für mich eine ungewöhnliche, aber tolle Erfahrung.
... tja und so, so sind wir schon im Dezember angekommen. Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen und meine Entscheidung fällt nicht leichter.
Ich benutze häufiger das Wort "Reise", wenn ich über meine Erfahrungen mit A Dr(e)am of Sea spreche und einige finden das bestimmt total theatralisch und übertrieben. Aber selbst so eine kurze Rückschau zeigt mir, dass es wirklich eine Reise ist! Ich habe dieses Jahr so viele Menschen kennengelernt, die ich ohne diesen Blog nie getroffen (ob nun "real" oder nur "digital") hätte. Euch gebührt mein Dank, denn ohne Zuspruch, Fragen, Kritik, Anregungen und was auch immer noch dazu kam, hätte ich vielleicht schon lange aufgehört. So aber bleibt ein Rückblick auf ein Jahr mit viel Whisky und einfach wundervollen Erinnerungen. Und ja, für mich ist es eben genau das, was eine Reise ausmacht!
Was ist denn nun der Whisky des Jahres?
Ihr merkt, es fällt mir schwer, mich festzulegen. Dennoch möchte ich euch ein paar Flaschen konkret benennen! Über die Reihenfolge kann man streiten, ich nenne es daher einfach mal "Empfehlung"!
Empfehlung 1: Die Tomatin Contrast Serie oder Tomatin Decades. Hier sind also direkt 3 Flaschen im Spiel! Tomatin zeigt mit diesen Whiskys, dass ein "Multi Vintage"-Konzept, also ein Whisky aus vielen Jahrgängen, perfekt funktionieren kann. Jedes Fass wird einzeln beschrieben, das Alter ist so auch ohne Altersangabe ersichtlich. Die Unterschiede, Gemeinsamkeiten und Vergleichsmöglichkeiten sind schier grenzenlos und die Whiskys alle sehr lecker. Der Decades wird langsam knapp, die Contrasts bekommt man aber noch für um die 100€.
Empfehlung 2: Dufftown 2006 / 2016. Ein 10 Jahre alter Whisky für knapp 50€. Aus einer Brennerei, die viele wohl gar nicht wirklich kennen. Ja, dieser Whisky hat mich brutal überrascht. Eine tolle Mischung aus Ex-Bourbon und Ex-Sherry Fässern. Leicht, aber auch mit Kraft. Süß, vollmundig. Einfach ein guter Allrounder!
Empfehlung 3: Bunnahabhain 2009 / 2017. Gordon & MacPhail hat mich dieses Jahr überzeugt. Nicht nur durch einen ganz netten Laden in Elgin mit einer umwerfenden Whiskyauswahl, sondern vor allem durch das Verhältnis von Preis und Qualität. Auch dieser Bunnahabhain ist nur knapp über 50€ teuer. Natürlich, der Preis ist immer relativ zu sehen! Es sind immerhin noch 55€ für eine Flasche Schnaps! Aber im heutigen Preisumfeld findet man so einen vollen, kräftigen, sherry-getragenen Whisky nur noch selten. Das Alter spielt für mich dabei wirklich eine untergeordnete Rolle.
Meine drei Whiskys des Jahres 2017 sollten eigentlich ein ganzes Spektrum abbilden: Ein Vergleichspaar aus dem gehobenen Segment, ein Allrounder und eine tolle Sherryreifung. Sucht euch aus, was euch anspricht!
Bevor wir zur heutigen Whiskybesprechung gehen, noch ein abschließendes Wort!
Vielen Dank an jeden, der hier mit liest. Egal, ob sich aktiv äußernd oder ruhig, ob regelmäßig oder sporadisch. Ihr sorgt dafür, dass es mir so viel Spaß bringt und ich jede Woche wieder
motiviert bin!
Wir sehen uns wieder mit Whiskybesprechung #60 am 7.1.2018!
Frohe Weihnachten und einen guten Start ins Neue Jahr!
Malte
Arran 1997 / 2017 - Verkostungsnotizen
Über den Whisky: Dieser Arran durfte 20 Jahre in einem Sherryfass reifen. Ausgesucht wurde er für / vom deutschen Importeur Kammer Kirsch. Abgefüllt wurde allerdings direkt bei Arran, sodass es sich doch um eine Originalabfüllung handelt.
Aroma: Leicht kühlend, mit einem Hauch von Minze. Gut, der Alkohol ist mit 52,3% auch recht kräftig vorhanden und kommt in der Nase leicht durch. Dahinter liegt vor allem der kräftige Charakter von Arran - für mich eine Überraschung nach 20 Jahren im Fass! Maritim, kräftig, leicht salzig. Erinnert tatsächlich etwas an Strand. Dazu kommt aber auch eine ordentliche Portion Sherryfass: Früchte, vor allem Erdbeeren, Pflaume und vielleicht sogar etwas Kirsche. Insgesamt doch recht komplex und lecker!
Geschmack: Der Alkohol hält sich überraschend zurück, sehr schön! Mundausfüllend, mit wirklich massig Volumen. Die Fruchtaromen sind im Vordergrund, aber die Süße bleibt dabei zurückhaltend. Ich habe wieder Erdbeeren, dazu Rumrosine und rote Grütze mit Vanille. Der kräftige Inselcharakter kommt dann auch durch, nicht scharf aber mit ordentlicher Stärke. Eine leichte Bitterkeit kommt bereits im Geschmack durch.
Abgang: Diese Bitterkeit setzt sich Abgang auch fort. Gepaart mit einer holzigen Süße ergibt sich ein spannender Ausklang. Erdbeeren, leichtes und Würze verbleiben recht lange.
Abschließende Gedanken: Arran hatte nach dem Amarone Cask Finish doch etwas gut zu machen bei mir. Der Whisky hat mir nämlich nicht wirklich gefallen. Dieses Einzelfass sieht da schon wieder ganz anders aus! Ein toller, wirklich komplexer Malt, in dem es viel zu finden gibt. Die Kombination aus zurückhaltender Süße, schöner Frucht und würzig-holziger maritimer Note weiß zu gefallen. Für knapp über 100€ ist diese Abfüllung ein wirklich starker Vertreter der Inselbrennerei!
Kategorie: Scotch Single Malt Whisky
Destille: Arran (Islands)
Preis: 101-200€ (~110€)
52,3%
Kältefiltration: Nein
mit Farbstoff: Nein
Mehr Informationen:
Abschließende Bewertung: 6/7
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