Manchmal ändern sich Dinge schnell, sodass man dann doch die Besprechung am Wochenende eben einmal komplett umwirft.
Dieser Blog soll eine persönliche Note bringen, meine "Reise" durch die Whiskywelt dokumentieren. Und heute wird es eben das, sehr persönlich.
Woher meine Leidenschaft kommt
Ich hatte die ganze Besprechung für diesen Sonntag schon geschrieben. Eine kleine Vorstellung der Brennerei Talisker, ein Verweis auf bereits von mir besprochene Abfüllungen und die Verbindung zu diesem Blognamen. Eher Standardkost, gebe ich gerne zu. Dann kam am Freitag eine Nachricht, die mich erstaunlich stark berührt hat: Anthony Bourdain ist tot.
Einen Nachruf auf jemanden zu schreiben, den man gar nicht kennt, mag seltsam erscheinen. Überhaupt so etwas über eine "Berühmtheit" zu schreiben ist irgendwie komisch. Aber im Gegensatz zu den meisten Promigeschichten hat mich diese doch getroffen. Daher möchte ich heute diesen Blogartikel dazu nutzen um euch zu zeigen, woher meine Leidenschaft für Kulinarisches kommt.
Dazu machen wir aber erst einen Ausflug in das Leben von Anthony Bourdain. Vielen wird dieser Name nichts sagen, daher eine kurze Vorstellung: Bourdain war ein Koch, Autor und vor allem Fernseh-Reise-Koch-Sendungs-Star. Aufmerksam geworden bin ich auf ihn durch das Buch "Geständnisse eines Küchenchefs", welches schonungslos die Gastronomie offenlegt. Von seiner Ausbildung bis zu seinem ausgiebigen Drogenkonsum, hier wird vieles thematisiert. Einem großen Publikum ist Bourdain durch die Sendung "No Reservations" (Eine Frage des Geschmacks) bekannt geworden, welche eigentlich mit gleichem Konzept unter dem Namen "Parts Unknown" seit 2013 bei CNN lief. Der Inhalt? Einfach: Bourdain reist in ein Land / eine Stadt, futtert und trinkt sich durch alles lokale und wirft dabei auch immer wieder einen schonungslosen Blick auf Ungerechtigkeiten, Kultur und Geschichte.
Was hat das alles mit mir zu tun? Vor über 10 Jahren, noch bevor ich mich für Whisky interessierte, habe ich gerne No Reservations geguckt. Bourdains trockener, teilweise bissiger Humor, das Ehrliche und unter der harten Schale herzensgute Charakter kam bei mir immer gut rüber. Dazu eine Liebe zu Punkrock und eine leichte Melancholie. Das traf bei mir einen Nerv.
So kam es, dass ich mir viele seiner Ratschläge (wenn man es denn so nennen will) zu Herzen genommen habe. Zum Beispiel: Iss immer da, wo die Einheimischen essen. Geh' auf den lokalen Markt und schau dir an, was es frisches gibt. Iss an Straßenbuden und kleinen Läden an der Ecke. Traue dich aus deinem Wohnzimmer und entdecke die Welt. Und einiges mehr.
Nur deswegen habe ich einen unglaublich guten Burger in Sydney gegessen. Der Laden sah von außen furchtbar aus, war spatanisch eingerichtet und es gab nur Plastikbesteck. Das Essen war günstig und unbezahlbar. Nur wegen dieser Ratschläge habe ich in Darwin am Strand Fisch probiert, obwohl ich sonst gar nichts aus dem Meer esse. Und vielleicht ist es auch ein Teil von meiner Whiskygeschichte, denn auch hier habe ich etwas anderes ausprobiert, eine Kultur schätzen und sogar lieben gelernt und empfinde großen Respekt für die Macher unserer Lieblingsspirituose.
Ich könnte noch viel schreiben über Erlebnisse, die ich mit Bourdain verknüpfe, aber ich denke, soweit ist es genug. Es bleibt nicht mehr viel zu tun, als das Glas zu erheben, eine Folge No Reservations anzumachen und einen ordentlichen Schluck zu nehmen. So hätte er es bestimmt gewollt!
"If I am an advocate for anything, it's to move. As far as you can, as much as you can. Across the ocean, or simply across the river. Walk in someone else's shoes or at least eat their food."
Anthony Bourdain (1956 - 2018)
Talisker 10 Jahre - Verkostungsnotizen
Über den Whisky: Als Whisky habe ich heute einen passenden Tropfen ausgesucht: Ein Klassiker, mit rauen Ecken und Kanten. Aber auch mit einer inneren Wärme. Talisker 10.
Aroma: Ein leichter Rauch umschmeichelt direkt die Nase. Die 45,8% Alkohol geben dem Whisky ein schönes Volumen, ohne dabei alkoholisch zu wirken. Dazu kommt eine tolle, milde und runde Süße. Genau dieser Teil hat mich auch beim 57° North begeistert. Etwas Vanille dazu herbe Kräuter und der eher trockene Rauch. Alles von einer maritim-salzigen Note verbunden.
Geschmack: Auch der Geschmack zeichnet sich vor allem durch eine Milde aus. Voll, gar voluminös tritt der Talisker 10 im Mund an. Der Rauch ist zunächst kaum wahrnehmbar. Anfangs kommt etwas Vanille, dann geht es in eine würzigere Note von Waldhonig und Baumharz. Langsam kommt der Rauch hinzu und der Abgang steht bevor.
Abgang: Im Abgang überwiegen trockene Aromen und der Rauch. Ein wenig Chili Catch kommt auch dazu, dieser leicht scharfe, aber nicht alkoholische Twist bei Talisker. Der Abgang ist mittellang und es verbleibt etwas Eiche mit dem leichten Rauch.
Abschließende Gedanken: Der Talisker 10 ist ein wirklich schöner Standard. Besonders geeignet ist er natürlich für den Einstieg in die Welt der maritimen und leicht rauchigen Single Malts. Er hat eine gewisse Power und die 45,8% Alkoholstärke stehen ihm ausgezeichnet zu Gesicht. Große Schwächen leistet er sich nicht und der Preis von um die 30€ ist absolut fair.
Kategorie: Scotch Single Malt
Destille: Talisker
Region: Islands
Preis: 0-50€ (ca. 30€)
45,8%%
Kältefiltration: Ja
mit Farbstoff: Ja
Mehr Informationen:
Abschließende Bewertung: 6/7
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