Heute kommt ein Whisky in die Besprechung, auf den ich mich sehr gefreut habe. Die neue GlenAllachie Range ist für mich tatsächlich ein "muss ich haben"- Whisky, bzw. Whiskys gewesen. Direkt am Tag der Ankündigung wurde bestellt und am Tag der Lieferung wurde die erste Flasche aufgemacht. Meine Eindrücke gibt es wie immer in der Besprechung!
Vom Meister der Sherryfässer
Ja,ja,ja,ja,ja... Theatralische Überschrift. Zum passenden Inhalt kommen wir gleich. Zunächst ein kleines Vorwort zur Entstehung und dem Aufbau dieses Beitrags:
Ich habe mir die drei "unteren" Flaschen der GlenAllachie Range gekauft: 12 Jahre, 10 Jahre Fassstärke und 18 Jahre. Es gibt auch noch einen 25 Jahre alten Whisky im Portfolio, der war mir mit
250€ schlicht zu teuer. Immerhin gibt es die drei anderen für unter 200€ - zusammen wohlgemerkt!
Da ich mir nicht so ganz sicher war, welchen Whisky ich denn nun besprechen sollte, habe ich eine kleine Umfrage auf meiner Facebook Seite gestartet und mal die Meinung der Gruppe erfragt. Solltet Ihr also noch nicht auf "Gefällt mir" gedrückt haben, macht es doch. Ab und zu könnt
Ihr so aktiv Einfluss nehmen! Genug der Werbung. Das Ergebnis hat mich überrascht: Der 12 Jährige erfuhr die meiste Aufmerksamkeit, dicht gefolgt vom 10er mit der vollen Power. Auch ein Vergleich
wurde gewünscht. Nicht gewünscht: Der 18 Jährige! Keine einzige Stimme für den volljährigen Burschen. Gut, reiche ich dann später nach! Aus dem Feedback kam mir nun also folgende Idee: Der 12er
wird heute schriftlich besprochen, der 10er kommt in den Vergleich mit dem 12er ins Video (siehe unten!). So haben eigentlich alle, was sie wollen.
Nun zum Whisky: Glenallachie wurde 1967 gegründet. Der US-Whiskyboom sorgte zu dieser Zeit für einige Gründungen und so wurde die Brennerei von Willian Delme-Evans designed, welcher sich auch für Jura, Tullibardine und Macduff verantwortlich zeigte. Mit der Geschichte langweile ich euch nicht, nur so viel: Seit 1989 war Glenallachie Teil von Pernod Ricard, wo sie ein tristes Dasein fristete. Mein Interesse an der Brennerei wurde im Sommer 2017 geweckt, bei einer Tour bei GlenDronach. Nur wenige Wochen (Tage?) vor meinem Trip nach Schottland wurde bekannt, dass Pernod Ricard Glenallachie verkauft hatte und das an keinen geringeren als Billy Walker. Walker, seines Zeichens lange Zeit Master Destiller bei GlenDronach, BenRiach und Glenglassaugh, hörte zu dieser Zeit bei GlenDronach und Co auf, nachdem die Firma an Brown Forman (Jack Daniel's) verkauft worden war. Zunächst eine traurige Nachricht, aber der Kauf von Glenallachie versprach auch neue, spannende Abfüllungen. Vor allem, nachdem GlenDronach langsam in Sphären abhob, die ich kaum noch bezahlen wollte.
Die erste Amtshandlung war die Änderung der Schreibweise: Aus Glenallachie wurde GlenAllachie. Außerdem wurde eine Standard-Range angekündigt, die viel versprach: 12 Jahre, 10 Jahre Fassstärke, 18 Jahre und 25 Jahre. Preise waren aber bis zum Start leider nicht bekannt.
Was allerdings bekannt war: Das Inventar von GlenAllachie war gut erhalten und Billy Walker und seine Gründungsmitglieder können zukünftig auf Einiges zurückgreifen! Außerdem soll der Charakter gut zu einer Sherryfassreifung passen. Mehr kann man sich ja kaum wünschen!
Mittlerweile sind die Flaschen auf dem Markt, etwa eine Woche später als angekündigt und damit für schottische Verhältnisse überpünktlich. Zu den Preisen: Natürlich schwanken diese etwas von Laden zu Laden, aber als ungefähren Richtwert könnt Ihr diese annehmen: 12 Jahre ca. 40€, 10 Jahre ca. 55€, 18 Jahre ca. 95€ und 25 Jahre ca. 250€.
Ganz schön happig? Ja, eigentlich schon. Der 12er liegt ungefähr auf dem Niveau eines Bunnahabhain 12, wenn nicht leicht darüber. Der 18er kostet fast so viel wie der 21er GlenDronach. Die
Fassstärke hingegen finde ich recht gut eingepreist, denn mit Altersangabe liegt man hier unter der Konkurrenz wie GlenDronach oder Aberlour. Ja, der A'Bunadh hat die 50€ schon deutlich gerissen.
Insgesamt sind die Preise nicht gerade niedrig kalkuliert, aber es handelt sich hier um eine vergleichsweise kleine Investmentgruppe und nicht um einen großen Konzern. Da muss halt etwas Geld
reinkommen. Außerdem sind die Preise auch nicht vom Mond: Aktuell vergleichbare Whiskys, die neu auf den Markt kommen, liegen auf ähnlichem Niveau.
Jetzt aber genug geredet, schauen wir uns den 12 Jahre alten GlenAllachie mal genauer an!
GlenAllachie 12 Jahre - Verkostungsnotizen
Über den Whisky: Viel zu sagen gibt es hier eigentlich nicht. Der Whisky ist 12 Jahre alt, nicht gefärbt oder kühl gefiltert. Die Lagerung erfolgte in Ex-Bourbon-, Ex-Sherry- und Virgin Oak Fässern. Abgefüllt wurde mit 46% Alkohol.
Aroma: Zunächst ist der Whisky etwas zurückhaltend. Schüchtern möchte man fast sagen. Dann kommt jedoch eine gute Kräuterfracht aus dem Glas. Rosmarin, Thymian und ein Hauch Minze. Dazu etwas erdig, trocken und staubig. Überraschend ist für mich, dass kaum Sherrysüße durchkommt, vielmehr überwiegen die deutlich herberen Kräuteraromen. Erst spät kommt eine gewisse Getreide und Malznote, welche dann auch ein wenig Sherry herauskitzelt: Ich meine Erdbeeren und einen Hauch Vanille zu vernehmen.
Geschmack: Das Mundgefühl ist nicht schlecht: voll, schön geschmeidig und vor allem ausgewogen. Das soll nicht "langweilig" heißen, viel mehr gehen hier viele Sachen zusammen. Im Geschmack kommt zunächst Leder hervor, dazu eine leichte Würze und die Gartenkräuter klopfen erneut an. Eine süße Komponente kommt auch im Geschmack eher spät. Dann zeigt sich aber eine leichte Süße, welche an Fruchtkompott erinnert.
Abgang: Im Abgang wird es leicht sauer und prickelnd. Dazu kommen erstaunlich schwere Noten zum Vorschein: Erneut Leder, welches sich aber mit Tabak und Zigarrenkiste verbindet. Dazu eine deutliche Eichenwürze. Insgesamt mittellang.
Abschließende Gedanken: Was soll ich sagen? Es fällt mir sehr schwer diesen Malt zu bewerten, denn ich habe mich wirklich auf die GlenAllachies gefreut. Seit letztem Jahr, als ich bei GlenDronach war, dachte ich tief in mir "das kann nur großartig werden". Als ich dann noch einen alten GlenAllachie von Signatory gekauft hatte und hellauf begeistert war (und es noch immer bin), stieg die Vorfreude weiter. Was jetzt herauskommt ist ja leider klar: Ein wenig enttäuscht bin ich schon. Ich hatte irgendwie "mehr" erwartet. Mehr Sherry, mehr Wucht, mehr von allem. Dem Whisky gegenüber ist das schon fast unfair, denn objektiv ist es kein schlechter. Als einzige wirklich objektive Kritik kann ich nur zwei Sachen äußern: 1. Der Preis ist recht hoch. Für 40€ greife ich eher zu einem Bunnahabhain 12 oder habe noch ein paar Euro in der Tasche, wenn ich mir einen anderen Standard kaufe. GlenAllachie rangiert hier schon am oberen Ende des "Erlaubten". 2. Die Virgin Oak Fässer passen mir nicht. Zu viel Eiche, zu wenig Eleganz. Zumindest würde ich diesen Fasstyp dafür verantwortlich machen. Für mich liegt der Verdacht nahe, dass Billy Walker hier etwas aufgehübscht und "re-casked" hat. Verwerflich ist das nur bedingt, aber mir will es - im wahrsten Sinne des Wortes - nicht so richtig schmecken. Unterm Strich bleibt ein guter, leicht zu teurer Whisky. Und ein Malte, der unbedingt noch eine Flasche von diesem Signatory finden muss!
Kategorie: Scotch Single Malt
Destille: GlenAllachie
Region: Speyside
Preis: 0-50€ (39,90€)
46%
Kältefiltration: Nein
mit Farbstoff: Nein
Fasstyp: Ex-Bourbon, Ex-Sherry & Virgin Oak
Mehr Informationen:
GlenAllachie auf A Dr(e)am of Sea
Abschließende Bewertung: 5/7
Zum Abschluss noch ein Hinweis in eigener Sache: Ich verabschiede mich in eine kurze Sommerpause! Whisky Review #87 erscheint voraussichtlich am 5.8.2018. Bis dahin: Genießt die Sonne, trinkt guten Whisky und bleibt mir gewogen!
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