Ja, der Opener klang ein bisschen voreingenommen. Soll er auch, so für den dramatischen Auftritt halt. Mein Verhältnis zu Highland Park ist einigermaßen gespalten. Der Standard 12 Jahre ist ein guter Whisky, vor allem um Einsteiger langsam an Rauch heranzuführen. Auch für mich war er vor Jahren ein "aha-Erlebnis". Daher hat Highland Park doch einen Platz in meinem Herzen. Der 21 Jahre alte Vertreter der Brennerei war auch einer der ersten wirklich hochpreisigen Malts, die ich zu Hause hatte. Und was soll ich sagen? Das ist schon eine ganze andere Liga. Highland Park kann also guten Whisky machen (nur der Vollständigkeit halber: Der 18er ist auch toll, allerdings den aktuellen Preis nicht wert!). 

Highland Park kann aber auch anders: Die Anzahl an Serien, die diese Brennerei auf den Markt schmeißt, und anders kann man das ja wirklich nicht mehr nennen, ist für mich nicht mehr zu durchschauen. Götter, Krieger, Valkyren und was weiß nicht nicht was noch. Das Marketing bei Highland Park produziert so viel heiße Luft, da wundert es mich, dass die Temperatur auf den Orkneys noch nicht Südsahara-Niveau erreicht hat!

Ich mag ja übertreiben, doch ich finde dieses Vorgehen zumindest verwunderlich, und das aus mehreren Gründen:

1. So kann die Brennerei doch keine vernünftige Lagerpolitik betreiben und auch Fässer zur Seite legen. Wenn es zig verschiedene NAS Whiskys gibt, dann müssen die auch irgendwo herkommen. Entgegnen mag man natürlich, dass es vernünftig ist, jetzt alles rauszuhauen, was geht. Aktuell wird man den Whisky halt los.
2. Wie möchte mich die Brennerei ansprechen? Als Kunde - und ich möchte anmerken interessierter und aufmerksamer Kunde! - blicke ich wirklich nicht mehr durch. Als Beispiel: Ich möchte einen Whisky um die 50€ kaufen und Highland Park wurde mir empfohlen. Welchen kaufe ich? Den 12er und ich habe Geld über, den Spirit of the Bear (angeblich recht rauchig), den Dragon Legend, den Valknut, den Einar, den Valkyrie, den Voyage of the Raven, ...?  Als Kunde stehe ich hier kopfschüttelnd und verwirrt vor dem (digitalen) Regal. Danke, ich greife lieber zu Glenfarclas, da verstehe ich die Struktur.

Ihr seht, und habt es vielleicht vorher auch gelesen, ich stehe der Brennerei kritisch gegenüber. Ich würde mir wünschen, dass hier weniger Wert auf Marketing und dafür mehr Wert auf sinnvolle Abfüllungen gelegt wird.

Kommen wir nun also zum Bären im Raum, oder wie sagt man das? 

Am 25.7.2018 kündigte Highland Park eine neue Travel Retail Serie an: Spirit of the Bear, Loyality of the Wolf (14 Jahre), Wings of the Eagle (16 Jahre) und Viking Pride (18 Jahre, 46% im Gegensatz zum Standard).  Warum und wieso diese Serie erschienen ist? Außer dem offensichtlichen Grund (Geld verdienen) kann ich es euch nicht sagen. Aber immerhin macht Highland Park dieses Mal zwei Dinge richtig: Zum einen bringen sie Altersangaben zurück und das auch bei einem 14 jährigen. Zum anderen wird der Alkoholgehalt bei einigen Abfüllungen zumindest angehoben und nur der Spirit of the Bear kommt mit 40% aus der Flasche. 

Warum habe ich jetzt also diese Flaschen gekauft? Ich konnte sie am 26.7. direkt kaufen und wollte der Brennerei mal wieder eine Chance geben. Deswegen habe ich sowohl den günstigen Bären, wie auch den 16er Adler gekauft. Heute schaue ich mir also mal den NAS Einstieg an. Der Adler kommt dann später.