Endlich wieder Whisky! Letzte Woche habe ich euch mit einer Kornbesprechung überrascht und obwohl diese ziemlich gut angekommen ist, geht es jetzt wieder zurück zu den Wurzeln: Scotch Single Malt und dazu sogar eine "einfache" Originalabfüllung.
Der Benromach "Organic" stand schon eine Weile auf meiner Einkaufsliste und kurz vor Weihnachten hat sich die Gelegenheit eine Flasche mtzunehmen bei Flickenschildt / Whizita ergeben. Schauen wir uns also mal an, was dieser relative junge und biologisch hergestellte Whisky so alles kann.
Benromach
Der Organic ist der erste Whisky aus der Speyside Brennerei, welche mittlerweile zum unabhängigen Abfüller Gordon & MacPhail gehört. Die Brennerei wurde 1898 von Duncan McCallum und F.W. Brickman in der nähe von Forres in Morayshire gegründet. Sie liegt damit also eher im nördlichen Teil der Speyside. Die erste Produktion fand allerdings erst im Jahr 1900 statt und auch im selben Jahr wurde die Arbeit direkt wieder eingestellt - Geldmangel!
1911 ging es dann bis zum Beginn des ersten Weltkrieges weiter. Danach folgten ein paar weitere Besitzerwechsel, die nicht weiter spannend sind. Doch bereits 1993 kaufe Gordon & MacPhail die Brennerei, die seit 1983 stillgelegt war. Ab 1997 folgten Erneuerungsarbeiten und als die Brennerei wieder in Schuss war wurde sie 1998 von Prince Charles feierlich eröffnet. Die ersten neuen Abfüllungen erscheinen nun regelmäßig seit 2004.
Gebrannt wird aktuell auf Zwei Stills mit 7,500 bzw. 10,000 Litern Volumen, die Alkoholstärke geht bis auf 70%. Abgefüllt in Fässer wird dann allerdings mit dem Industriestandard von 63,5%. Benromach stellt übrigens einen rauchigen Whisky her, wobei die Stärke mit 12 ppm angegeben wird. Wie viele allerdings wissen, bezieht sich diese Zahl auf die Phenole vor der Destillation und ist damit nicht besonders aussagekräftig. Ich finde Benromach tatsächlich relativ stark rauchig, was ich bei 12 ppm nicht unbedingt erwarten würde. Aber vielleicht liegt das auch daran, dass ich eher jüngere Abfüllungen probiert habe.
Alles Bio, oder was?
Heute wandert also ein 6 Jahre alter Whisky in mein Glas, der 2010 destilliert und 2016 abgefüllt wurde. Besonders an ihm ist, dass er als "Organic" betitelt ist, also biologisch produziert wurde. Damit ist er nicht ganz alleine in der Whiskywelt. Bruichladdich hatte vor Jahren schon den "The Organic" auf dem Markt und auch von Loch Lomond und Deanston hatte ich bereits Bio-Whiskys im Glas. Klickt einfach auf den Link um meine Eindrücke zu erfahren!
Der Organic von Benromach ist auch entsprechend belabelt und trägt die Zertifizierung GB-ORG-06 und ist damit als "biodynamic" zertifiziert. Dabei wird nicht nur auf den Anbau, sondern auch auf Verarbeitung und Bio-Handel wert gelegt. Für mich sind Bio-Whiskys zwar kein Muss, aber doch ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Ich freue mich jedenfalls darüber, dass es immer mehr Brennereien gibt, die "Organics" im Angebot haben.
Der Organic von Benromach ist dabei der mit Abstand jüngste Tropfen unter den Bios, die ich schon hier verkostet habe. Immerhin 9 Jahre jünger als der Deanston und gute 11 Jahre Reifezeit fehlen ihm zum Loch Lomond. Das hat mich, soviel verrate ich jetzt schon, aber nicht wirklich gestört, denn man merkt es dem Whisky kaum an. Vielleicht liegt es daran, dass der Whisky in Virgin Oak Fässern reifen durfte, wobei sich keine Angabe zu anderen Fässern finden lässt. Handelt es sich hier tatsächlich um eine Vollreifung in Virgin Oak?
Benromach Organic 2010 / 2016 - Verkostungsnotizen
Über den Whisky: Der Benromach Organic wurde 2010 destilliert und 2016 abgefüllt. Er wurde dabei auf eine Trinkstärke von 43% verdünnt, aber nicht kühl gefiltert oder gefärbt. Die Reifung fand in Virgin Oak Casks statt, was auch die intensive Färbung erklären mag.
Aroma: Wie schon geschrieben kommt hier zunächst eine erstaunliche Rauchigkeit aus dem Glas. Das könnte durchaus auch ein Ardmore sein! Nach einiger Zeit verfliegt das Gröbste an Rauch und gibt den Weg frei für die feineren Aromen. Ich habe zunächst etwas Würze: Tannine, Sperrholzplatten aber auch eine dezente Süße. Diese Süße ist sehr angenehm, leicht, fliegt geradezu über dem Aroma. Nur was ist es genau? Zum einen eine Note in Richtung Vanille, vielleicht etwas Waldhonig. Dann biegt der Organic in die eher florale, blumige Note ab. Insgesamt sehr ausgewogen, einladend und spannend.
Geschmack: Der Antritt zeigt eine feine Säure, die aber direkt dem vollen Volumen Platz macht. Schön mundausfüllend präsentiert sich dieser Whisky. Ich finde direkt dunkle Schokolade, eine Spitze Ingwer oder Chili sind dabei. Dann Würze, Holz und insgesamt kräftiger werdende Geschmackseindrücke. Der Rauch ist ab der Mitte deutlich zu spüren, aber niemals zu stark. Zum Abgang hin kommen die Waldaromen stärker durch.
Abgang: Ich habe direkt Tannennadeln, leicht feuchten Waldboden und eine Menge Eiche. An dieser Stelle könnte man vielleicht das Fass erraten oder vielleicht auf einen Mackmyra tippen. Das Abgang ist mittellang bis lang und verabschiedet sich mit einer feinen Bitternote und ein wenig Eiche und Rauch.
Abschließende Gedanken: Für mich ist das hier ein wirklicher Spitzenwhisky! Das Alter merke ich ihm nicht an, vielmehr überzeugt er mit einer fast unglaublichen Komplexität für die 6 Jahre. Ich finde es spannend, dass hier die Virgin Oak Reifung so gut funktioniert hat und nicht zu stark ausgeprägt ist. Und das sage ich als eigentlicher Vermeider dieser Fasslagerung! Hier klappt's einfach.
Eigentlich spreche ich selten Kaufempfehlungen aus, aber wenn Ihr einen mittelstarken, rauchigen Whisky haben wollt, dann denkt beim nächsten Mal doch vielleicht auch an den Benromach Organic!
Kategorie: Scotch Single Malt Whisky
Destille: Glenrothes
Region: Speyside
Preis: 0-50 (~45€)
43%
Kältefiltration: Nein
mit Farbstoff: Nein
Gelagert in: Virgin Oak Casks
Mehr Informationen:
Benromach auf A Dr(e)am of Sea
Abschließende Bewertung: 7/7
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