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Vor Ort: Ardbeg Day 2019

Am ersten Juni war es wieder so weit: Die Islay Brennerei Ardbeg feierte ihren Ardbeg Day! Als stilechter Veranstaltungsort wurde die Ardbeg Embassy - ja so heißt das jetzt wohl - in Hamburg ausgewählt: Spirituosen Wolf in der Schanze. Für mich hieß es also ein erstes Mal auf in die Stadt und ran ans Lagerfeuer. Wer will nicht bei 20 Grad um 14 Uhr einen rauchigen Islay Malt im Glas haben? Mit dem Drum gab es dieses Jahr aber immerhin ein passendes Debut, denn hier wurde Ardbeg zum ersten Mal in ehemaligen Rumfässern nachgelagert.

Islay und Karibik in Hamburg

Das Wetter am Morgen machte mir eher Kummer. Bewölkt, tendenziell doch eher kühl und recht windig gab sich der Hamburger Vorort, in dem ich wohne. Dennoch hatte ich Karibikfeeling in mir, denn der Ardbeg Day stand vor der Tür und wollte mich, bzw. uns überzeugen. Gegen 14 Uhr ging es mit meiner besseren Hälfte (ich wurde darauf hingewiesen, dass der in einigen verwendete Ausdruck "Frau" nicht zutreffend sei und ich dafür irgendwie eine gewisse Frage stellen solle...) und zwei Freunden aus Kiel in Richtung der Schanze. 

Für uns gab es einen ersten Zwischenstop bei den Vegan Vandalz, einem kleinen veganen Burgerladen direkt an der S-Bahn Sternschanze, der es schon in sich hatte. Selten habe ich einen so guten Burger gegessen, egal ob mit oder ohne Fleisch! Gut gestärkt wurden die letzten fünf Gehminuten zu Wolf zurückgelegt, wo auch schon Aaron mit seiner Frau eingetroffen waren. Die Hamburger Bloggerprominenz war also in Teilen erneut versammelt! 

Ansonsten war es aber überraschend überschaubar, was die Besucherzahlen anging. Das sollte mich aber nicht weiter stören, immerhin konnte ich mir so direkt bei Brand Ambassador Michael Lutz den ersten Dram, eh, Drum des Tages einschenken lassen. Mein Blick ging nun entspannt über die Location: Sprituosen Wolf hat einen angenehmen, kleinen Hinterhof, der heute karibisch geschmückt war. Bar, Fotowand und BBQ-Station, alles im tropischen Gewand. Schön! Das Wetter passte mit etwas über 20°C und viel Sonne nun auch richtig gut.

Wir ließen uns also den ersten Drum schmecken und ich schwenkte als zweites auf den An Oa um, der mir im Ardbeg Line-Up mit am besten schmeckt. 

Gegen 16 Uhr gab es dann ein kleines Tasting mit Herrn Lutz, wobei eigentlich eher "eine kleine Ansprache", der richtige Ausdruck gewesen wäre. Im Vorfeld konnte sich jeder einen Dram holen, sinnvoll war es einen Drum zu nehmen. Ich hatte allerdings noch An Oa im Glas ... Es gab nun also ein paar Worte zur aktuellen Abfüllung und einige Hinweise auf die Besonderheiten. Der Drum ist nämlich der erste Ardbeg, der ein Finish genossen hat! Sonst wird bei Ardbeg nämlich jeweils in Vollreifung gelagert und dann vermählt, also kein Umfüllen der Flüssigkeit in Finishing-Fässer. Der Drum hingegen konnte seine letzte Zeit, wie lange genau ist leider nicht bekannt, in Rumfässern genießen und soll so vor allem tropische Aromen von Dosen-Ananas und Banane aufgenommen haben. Nach einem fröhlichen "Slainte!" und einem Hinweis auf die anderen verfügbaren Abfüllungen wurden wir uns wieder selbst überlassen. Bei 2€ pro Whisky gab es auch genug zu probieren und zu diskutieren.

Wir blieben in unserer Sechserkonstellation bis zum Ende der Veranstaltung und haben im Endeffekt die gesamte Range von Ardbeg ausprobiert. Wie sich der Drum dort- meiner Meinung nach- einordnet, dazu unter den Fotos mehr!

Ardbeg Drum (General Release) - Verkostungsnotizen

Über den Whisky: Der Ardbeg Drum erscheint, wie jede Ardbeg-Jahres-Sonderabfüllungs-Dings, in zwei Versionen. Zuerst erscheint der Committee Release, welcher nur für Mitglieder eben jenes Clubs zugänglich ist und in Fassstärke abgefüllt wurde. Falls Ihr auf Facebook oder sonstiger Social Media unterwegs seid: Hier stürzt immer der Server ab und jeder, ob er will oder nicht, bekommt das Gejammer zu hören.

Anfang Juni kommt dann der General Release, der Whisky für den Pöbel sozusagen. Nehmt das jetzt nicht zu ernst, Ardbeg soll seinen Whisky so auf den Markt bringen, wie die Brennerei es will. Ich bin meistens eh nicht interessiert und die letzten Abfüllungen haben gar nicht den Weg in mein Glas gefunden. Aber am Ardbeg Day kann man ja mal probieren. 

Der General Release kommt nun also in Trinkstärke mit 46%, ohne Farbstoff, ohne Kühlfiltration. Alter? Unbekannt! Finishingzeit? Unbekannt! Es ist halt ein Ardbeg mit Rumfinish. Das muss an Info reichen.

 

Aroma: Ich habe den Ardbeg Drum also um ca. 14.30 Uhr bei 22°C im Glas und muss zunächst zugeben: Gar nicht mal so schlecht! Ich war mir nicht sicher, ob rauchiger Whisky am Nachmittag so meine Sache ist, doch der Drum gefällt mir auf Anhieb ganz gut. Ich habe kurzzeitig Rauch und eine maritim-salzige Note, die sich aber schnell wieder verabschiedet. Dafür kommt eine schöne, leichte und unaufdringliche Süße aus dem Glas. Ganz wenig Vanille, mehr Rumfass mit Banane und Ananas, vielleicht etwas Mangopüree. Ich genehmige mir mal einen Schluck, um auf Betriebstemperatur zu kommen!

 

Geschmack: Jo! Ardbeg! Rumfinish! Aus! Etwas ausführlicher will ich aber schon werden: Der Drum überrascht mich, denn er gehört zu den eher weniger rauchigen Ardbegs. Später am Tag mache ich den Vergleich zwischen TEN und Drum und der Drum ist deutlich süßer und weniger rauchig. Statt Rauch also wieder Banane und Ananas (ob jetzt aus der Dose wie Michael Lutz sagte weiß ich ehrlich nicht) ein wenig Vanille dazu. Dann etwas Rauch und holzige Würze. Maritim? Eher weniger. Überbordend süß ist der Drum allerdings nicht, er ist keine "Rumfinish-Bombe", kein "tropisches Monster aus dem Reich der Ananas". Alles spielt sich hier auf einer Ebene ab, "harmonisch" könnte ich schon fast sagen.

 

Abgang: Die Süße verliert nun den Kampf, das Rauchmonster kämpft sich seinen Weg aus dem Corryvreckan hinauf und übernimmt die Kontrolle. Übermäßig rauchig wird es aber ehrlich gesagt nicht, auch hier ist - wie gesagt - der TEN heftiger unterwegs. Der Abgang ist dennoch mindestens mittellang.

 

Abschließende Gedanken: Jetzt wird es wohl spannend. Wie bewerte ich den Drum? Was sage ich dazu? Fangen wir mit einer kurzen Einordnung zu mir an: Ich trinke wenig rauchige Whiskys, ich trinke sehr wenig Ardbeg, ich trinke kaum die Sonderabfüllungen (da ich meine, dass der TEN diese häufig gut ersetzen kann) und mir ist das Marketing-Brumborium um die Abfüllungen einfach nur egal. So, jetzt zum Drum.

Ganz ehrlich, Hand-auf's-Herz und nicht bezahlt (!): Ich mag den Drum. Im Vorfeld hat das CR ordentlich Haue bekommen, viele mochten den Drum nicht. Ich habe die Committee-Abfüllung nicht probiert und kann nicht vergleichen, aber wie gesagt, der Drum kommt bei mir gut an. Vielleicht, weil er weniger rauchig ist. Vielleicht, weil er zwar ein Rumfinish hat, dieses aber nicht zu stark ist. Vielleicht, weil ... Ich weiß auch nicht. Eben aus diesen Gründen sagt er anderen wohl nicht zu, für mich ist es ein Plus. Voll des Lobes bin aber auch ich nicht, denn 105€ (oder später wohl 109€) ist diese Flasche nicht wert. Sorry, aber der Preis ist schon ziemlich heftig. 69€, ja. 79€, in Ordnung. 89€ wie einige Vorgänger, na gut. Alles darüber würde ich nicht ausgeben. Ich habe dennoch eine Flasche mitgenommen und verteilt, so können andere sich eine Meinung machen ohne 100€ ausgeben zu müssen!

 

Meine Gedanken zum Ardbeg Day insgesamt: Die Veranstaltung hat mir viel Spaß gemacht. Das Wetter war toll, das Essen gut, die Whiskys mehr als fair bepreist. Ich glaube, die Veranstalter haben mehr Besucher erwartet, es war insgesamt doch eher überschaubar. Aber für die Anwesenden war die Atmosphäre dadurch natürlich auch entspannter. Mir hat es Spaß gemacht einfach einen Nachmittag mit Freunden in der hamburgischen-Islay-Karibik zu verbringen. Vielen Dank an die Veranstalter, die sich wirklich Mühe gegeben haben!

 

Malt Moment: Zum Ardbeg Day passt dieser Whisky natürlich perfekt!

 

Weitere Informationen:

Kategorie: Scotch Single Malt Whisky

Destille: Ardbeg

Region:  Islay

Preis: 101-200€ (105/109€)

46%

Kältefiltration: nein

mit Farbstoff: nein

Gelagert in: Bourbon Casks + Rum Cask Finish

 

Mehr Informationen:

Ardbeg auf Malte talks Malts

Ardbeg

Whiskybase 

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