Impulskäufe sind eigentlich nicht meins. Ich finde sie sind auch ziemlich unsinnig. Risikobehaftet sind sie teilweise auch, vor allem, wenn sie 150 Pfund kosten.
Nun, als ich über Weihnachten in Edinburgh war, bin ich Opfer meiner Selbst geworden und konnte an diesem Tamdhu nicht vorbei gehen. "Ausgesuchte First Fill Oloroso Fässer" stand da und das Single Cask direkt daneben war mit 250 Pfund auch ungleich teurer! Da musste der Gran Reserva eben mit nach Hause. Ob ich es bereue oder mich freue? Darum geht es heute!
Alles auf eine Karte
Man könnte also sagen, ich habe alles auf eine Karte gesetzt. In diesem Falle war dies wohl meine Kreditkarte. Aber schauen wir uns doch mal genauer an, was mich hier so verführt hat:
Der Gran Reserva trägt keine Altersangabe und wurde mit 46% abgefüllt. Das klingt ehrlich gesagt nicht übermäßig beeindruckend. Allerdings ist dann die Fasslagerung etwas Besonderes: Der Gran Reserva reifte ausschließlich in First Fill Oloroso Sherryfässern, die einzeln ausgewählt wurden. Über diesen Marketingspruch der "einzelnen Auswahl" müssen wir nicht weiter sprechen, aber die reine First Fill Sherry Lagerung hatte es mir dann doch angetan. Warum genau kann ich nicht zu 100% begründen, aber Tamdhu hat im vergangenen Jahr einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Vor allem während der Livestreams konntet Ihr das ja ganz gut verfolgen. Die Speyside Brennerei hat dabei, was Sherryfass Abfüllungen angeht, vor allem GlenDronach vom Thron gestoßen, denn die Tamdhu Whiskys sind noch bezahlbar und stehen in der Qualität der Highland Brennerei aus Forgue in nichts nach. Ich wollte also innerlich wohl auch die Chance ergreifen mal einen wirklich hochpreisigen (und damit hoffentlich auch hochklassigen) Tamdhu zu probieren. Das Risiko fast 200€ in den Sand zu setzen musste ich dabei wohl in Kauf nehmen. For Science! ... oder so.
Tamdhu Gran Reserva - Verkostungsnotizen
Über den Whisky: Siehe oben!
Aroma: Tief, sehr aromatisch, beim ersten Kontakt schon etwas überfordernd. Beginnen wir mit der Würze, die sehr dominant ist: Mit viel Zimt eingelegte Pflaumen, weihnachtliche Gewürze. Diese würzige Note geht schon fast in eine leichte Rauchigkeit über. Mit Zeit finden sich auch süßere Aromen, vor allem Vanilleschoten und Malz.
Geschmack: Sehr voll und ungemein angenehm auf der Zunge. Voluminös, ölig und vom Alkoholgehalt her tatsächlich genau richtig. Das Erlebnis startet mit einer leichten Säure, dann bringen die Sherryfässer ihre ganze Kraft ein: Pflaume und Zimt finden sich erneut, auch schwarze Johannisbeere ist zu finden. Ein wenig Himbeere meine ich auch zu schmecken.
Abgang: Der Abgang zeigt tiefe Röstaromen von Kaffee und getoasteter Eiche. Die Eiche bleibt dabei eine sehr lange präsent. Der Abgang ist insgesamt sehr langanhaltend, auch nach mehreren Minuten schmecke ich noch die roten Früchte und die würzige Eiche.
Abschließende Gedanken: Der Gran Reserva ist sicherlich ein komplexer, vielschichtiger Malt. Die Fassauswahl macht sich natürlich bemerkbar, allerdings sind es nicht nur brutale Sherryaromen, die hier geliefert werden, denn der Gran Reserva ist gut ausbalanciert zwischen den süßeren und würzigeren Aromen. Natürlich hätte ich den Whisky gerne in Fassstärke probiert, aber mi 46% bringt er auch schon richtig Spaß.
Malt Moment: Dieser Malt schafft sich seinen eigenen Malt Moment ganz von alleine.
Zusammenfassung:
Kategorie: Scotch Single Malt Whisky
Destille: Tamdhu
Region: Speyside
Preis: ~170€
46%
Kältefiltration: nein
mit Farbstoff: nein
Gelagert in: First Fill Oloroso Sherry Casks
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