Weihnachten ist überstanden. Die Kekse sind aufgegessen, die Weihnachtslieder werden weniger und ein grüner Salat hat auf einmal einen ganz neuen Reiz. Beim Whisky, nun wie soll ich sagen, bleibt
aber alles beim alten: Es ist Sonntag und es gibt eine Besprechung!
Heute habe ich einen relativ neuen Whisky im Glas, der die Core Range seiner Brennerei zukünftig ergänzen wird: Aberlour 14 Jahre.
Erwartungen an eine Core Range
Eine kleine Aufklärung vorweg: Den heutigen Whisky habe ich natürlich mehrmals probiert. Zunächst bei der Vorstellung mit Ken Lindsay und auch im Nachgang noch zwei Mal. Es ist nicht so, dass ich
also diesen Text schreibe, ohne zu wissen, wie der Whisky schmeckt. Und heute möchte ich schon einen kleinen Teil meiner Eindrücke vorweg nehmen. Ich gebe zu, dass ich bei der ersten Verkostung
des Aberlour 14 etwas enttäuscht war. Das Aroma ist großartig, die Aromatik aber etwas gehemmt. Ich habe den Whisky also erst einmal stehen gelassen und keine Verkostung veröffentlicht. Doch dann
kam mir der Gedanke: Ist vielleicht nicht der Whisky "schlecht", sondern meine Einstellung zu ihm? Bin ich vielleicht einfach nicht die Zielgruppe? Bin ich verwöhnt? Gar versnobbt? Ein spannender
Gedanke!
Schauen wir uns mal die Fakten an: Der Aberlour 14 Jahre ergänzt die Standardrange der Speyside Brennerei (Neuerdings steht wieder Speyside und nicht Highlands auf dem Label. Bei der Lage der
Destille auch irgendwie sinnvoll). Er kostet ca. 40-45€ und reifte die volle Reifezeit in Bourbon bzw. Sherryfässer. Diese werden bei der Abfüllung vermählt. Es handelt sich also nicht um ein
Finish, sondern um eine doppelte Vollreifung. Abgefüllt wurde mit 40% vol. und einem Spritzer Farbstoff. An der orangenen Färbung ist das auch ganz gut zu erkennen.
An wen richtet sich der Whisky nun? Ich würde die Zielgruppe so aufgreifen wollen, dass hier "fortgeschrittene Genießer" begeistert werden sollen, die vielleicht schon einen Aberlour probiert haben und jetzt weitere Abfüllungen entdecken möchten. Der A'Bunadh ist aber (noch) zu stark und unabhängige Abfüller zu kompliziert. Diese Anforderungen erfülle ich nun nicht so ganz und daher finde ich die Aromatik vielleicht etwas langweilig. Ich würde mir 46% vol. wünschen und nicht 40%. Aber was habe ich da zu melden? Für mich gibt es ja die älteren Abfüllungen oder den A'Bunadh. Was bleibt ist die Erkenntnis, dass nicht jeder Whisky, der einem vielleicht nicht zu 100% passt, per se "schlecht" sein muss. Er ist eben für eine andere Person bestimmt. Es mag ja auch nicht jeder Rosenkohl!
Aberlour 14 Jahre (Batch 002) - Verkostungsnotizen
Über den Whisky: Oben habe ich ja eigentlich schon alle Daten genannt. Hier nochmal in kurz: 14 Jahre Reifung in Sherry- und Bourbonfässern, abgefüllt mit 40% vol. unter Zugabe von Farbstoff. Kühlfiltration nicht ausgeschlossen.
Aroma: Also das Aroma dieses Whisky ist großartig! Ich würde mir den jederzeit als Raumduft in die Ecke stellen. Mild, fruchtig und wunderschön rund. Als dominante Note nehme ich Pfirsich wahr, Johannisbeeren sind auch dabei, dann ein wenig gemälztes Getreide und nur eine Priese, ein Hauch von Eiche.
Geschmack: Auf der Zunge zeigt sich nun ein ähnliches Bild. Pfirsichringe aus Bonn, Puderzucker, etwas rote Johannisbeere. Vanille kommt hervor und ein wenig rote Grütze von den Sherryfässern ist auch dabei. Insgesamt sehr harmonisch, wenn auch ein wenig die Kraft fehlt. Wie gesagt, mit 46% kann ich mir den richtig gut vorstellen!
Abgang: Tendenziell eher kurz. Warmes, weiches Holz verbleibt und erinnert an einen Fichtenwald. Die rote Frucht ist nun eher undefinierbar, am ehesten würde ich auf Erdbeeren tippen.
Abschließende Gedanken: Definitiv ein solider Whisky. Da ist handwerklich nichts falsch gemacht und die Aromen sind harmonisch verbunden. Mir fehlt ein wenig der Punch, aber da greife ich dann zum A'Bunadh. Auch der Casg Annahm wäre eine gute Alternative, denn er bietet auch viel Pfirsich bei 48% vol. und ist nur unwesentlich teuerer. Für Genießer, die Aberlour gerade für sich entdecken ist der neue 14 Jahre aber eine sinnvolle Kaufoption!
Malt Moment: Weihnachten ist rum. Nun darf es auch mal etwas leichter sein!
Weitere Informationen:
Kategorie: Single Malt Scotch Whisky
Destille: Aberlour
Region: Speyside
Preis: ca. 45€
40%
Kältefiltration: ja
mit Farbstoff: ja
Gelagert in: Sherry Casks & Bourbon Casks
Mehr Informationen:
Ich danke Eyck Thormann und Pernod Ricard für die Flasche des Aberlour 14 Jahre. Die Inhalte dieses Artikels spiegeln ausschließlich meine eigene Meinung wieder!
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